Redaktion - Freitag, 18. Juli 2025, 11:00 Uhr.
Das Lateinische Patriarchat hat „den gezielten Angriff auf unschuldige Zivilisten und auf einen heiligen Ort aufs Schärfste“ verurteilt, nachdem das israelische Militär am Donnerstag die einzige katholische Kirche in Gaza ins Visier genommen hatte.
Bei dem Angriff wurden mindestens drei Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Das Kirchengebäude der Pfarrei der Heiligen Familie wurde beschädigt.
Das israelische Militär teilte am Donnerstagabend mit: „Eine erste Untersuchung von Berichten über Verletzte in der Kirche der Heiligen Familie in Gaza deutet darauf hin, dass Splitter eines Geschosses, das während operativer Aktivitäten in dem Gebiet abgefeuert wurde, versehentlich in die Kirche einschlugen. Die Ursache des Vorfalls wird derzeit untersucht.“
Man richte Angriffe „ausschließlich auf militärische Ziele“ und bemühe sich „nach Kräften, Schäden an der Zivilbevölkerung und an religiösen Einrichtungen zu vermeiden“, so das Militär. Daher bedauere man „jeden unbeabsichtigten Schaden“, der am Donnerstag in der Pfarrei der Heiligen Familie zugefügt wurde.
Das Lateinische Patriarchat hatte am Donnerstag in einer ersten kurzen Mitteilung von dem Angriff berichtet. Kurze Zeit später meldete sich Papst Leo XIV. in einem Telegramm zu Wort. Im Verlauf des Tages lieferte das Lateinische Patriarchat dann weitere Details.
Die „Tragödie“ vom Donnerstag sei „nicht größer oder schrecklicher als die vielen anderen, die Gaza heimgesucht haben“, stellte das Lateinische Patriarchat unter Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM klar. „Viele andere unschuldige Zivilisten wurden ebenfalls geschädigt, vertrieben und getötet. Tod, Leid und Zerstörung sind allgegenwärtig.“
Die Menschen auf dem Areal der Pfarrei der Heiligen Familie hätten „in der Kirche einen Zufluchtsort gefunden“, so das Lateinische Patriarchat weiter, und zwar „in der Hoffnung, dass die Schrecken des Krieges wenigstens ihr Leben verschonen würden, nachdem sie bereits ihrer Häuser, ihres Besitzes und ihrer Würde beraubt worden waren“.
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„Im Namen der gesamten Kirche des Heiligen Landes sprechen wir den Hinterbliebenen unser tiefes Beileid aus und beten für die rasche und vollständige Genesung der Verwundeten“, hieß es in der Erklärung vom Donnerstag.
„Es ist an der Zeit, dass die Staats- und Regierungschefs ihre Stimme erheben und alles Notwendige tun, um diese menschlich und moralisch ungerechtfertigte Tragödie zu beenden“, unterstrich das Lateinische Patriarchat. „Dieser schreckliche Krieg muss ein Ende haben, damit wir mit der langwierigen Arbeit zur Wiederherstellung der Menschenwürde beginnen können.“
Die Kustodie des Heiligen Landes – die Provinz der Franziskaner im Heiligen Land, die für viele bedeutende Heilige Stätten verantwortlich ist – verurteilte am Donnerstag „auf das Schärfste die inakzeptable und zynische Realität, in der wehrlose Zivilisten, Gebetsstätten und humanitäre Einrichtungen zum Ziel von Gewalt und Zerstörung werden. Posthume Bitten um Entschuldigung klingen leider wie ein wiederholter Refrain, mit dem kriegerische Verhaltensweisen, die nicht länger toleriert werden können, verschleiert werden sollen.“
„Wir verurteilen entschieden jede Handlung, die der Zivilbevölkerung schadet, und bekräftigen die dringende Notwendigkeit eines sofortigen Waffenstillstands, der Beendigung des Krieges und des Beginns eines Prozesses, der zu einem gerechten und dauerhaften Frieden führt“, so die Kustodie. „Mit jedem Tag, der vergeht, werden die menschlichen Kosten unerträglicher, das Schweigen der Welt ohrenbetäubender und die Lähmung der internationalen Gemeinschaft ungerechtfertigter.“
Im Heiligen Land herrscht seit dem 7. Oktober 2023 Krieg, nachdem die Terrororganisation Hamas aus Palästina zahlreiche Angriffe auf Israel lanciert hatte, was mehr als 1.000 Todesopfer zur Folge hatte. Seither wurden laut israelischen Militärangaben 15.000 Mitglieder der Hamas getötet, während der Staat Israel mehrere hundert Soldaten als Todesopfer zu beklagen hat. Die Hamas-kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete von insgesamt über 50.000 Toten in Palästina.
Bei der Pfarrei der Heiligen Familie handelt es sich um die einzige katholische Kirche im Gazastreifen. Papst Franziskus hatte regelmäßig, teilweise sogar täglich, mit dem Pfarrer telefoniert, um sich über die Zustände vor Ort zu informieren. Die Gemeinde beherbergt unter schwierigen Umständen zahlreiche Menschen, die vom Krieg betroffen sind.
Der Angriff am 17. Juli ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits im Juli 2024 hatte eine israelische Bombe die mit der Pfarrei verbundene katholische Schule getroffen. Vier dort untergebrachte Menschen starben dadurch. Im Dezember 2023 erschossen israelische Soldaten Nahida Khalil Anton und ihre Tochter Samar Kamal Anton, zwei Katholiken, die Teil der Pfarrei der Heiligen Familie waren.