Vatikanstadt - Sonntag, 27. Juli 2025, 12:15 Uhr.
Papst Leo XIV. hat beim Angelus am Sonntagmittag die Bedeutung des Vaterunsers erläutert und dabei betont, es handle sich um das Gebet, „das alle Christen vereint“. Erstmals nach seiner Rückkehr aus Castel Gandolfo, wo er rund zwei Wochen der Erholung verbracht hatte, betete der Pontifex den Angelus wieder am Fenster des Apostolischen Palastes über dem Petersplatz.
„Je vertrauensvoller wir zum Vater im Himmel beten, desto mehr erkennen wir uns als geliebte Kinder und desto mehr erfahren wir die Größe seiner Liebe“, unterstrich Leo in seiner Ansprache.
Das Sonntagsevangelium „beschreibt ferner die Wesenszüge der Vaterschaft Gottes durch einige anschauliche Bilder“, fuhr der Papst fort, etwa das „eines Mannes, der mitten in der Nacht aufsteht, um einem Freund zu helfen, einen unerwarteten Besucher zu empfangen“, oder auch das „eines Elternteils, das darauf achtet, seinen Kindern etwas Gutes zu geben“.
Diese Schilderungen des Evangeliums „erinnern uns daran, dass Gott uns nie den Rücken zudreht, wenn wir uns an ihn wenden, auch dann nicht, wenn wir spät an seine Tür klopfen, etwa nach Fehlern, verpassten Gelegenheiten, Scheitern, auch dann nicht, wenn er seine im Haus schlafenden Kinder ‚aufwecken‘ muss, um uns aufzunehmen“, so Leo.
Vielmehr gelte: „Der Herr erhört uns immer, wenn wir zu ihm beten, und wenn er uns manchmal nach Zeitspannen und auf Weisen antwortet, die schwer zu verstehen sind, dann deshalb, weil er mit einer größeren Weisheit und Vorsehung handelt, die wir nicht begreifen können. Hören wir also auch in solchen Momenten nicht auf, mit Zuversicht zu beten: In ihm werden wir immer Licht und Kraft finden.“
Sodann wandte sich Papst Leo wieder dem Vaterunser zu und betonte: „Wenn wir das Vaterunser beten, preisen wir nicht nur die Gnade der Gotteskindschaft, sondern bringen auch unsere Mühe zum Ausdruck, dieser Gabe zu entsprechen, indem wir uns gegenseitig als Brüder und Schwestern in Christus lieben.“
Der heilige Cyprian habe dies so ausgedrückt: „Wenn wir Gott unsern Vater nennen, müssen wir uns auch als Söhne Gottes verhalten.“ Der heilige Johannes Chrysostomos habe seinerseits festgehalten: „Ihr könnt euren Vater nicht den Gott alles Guten nennen, wenn ihr ein unmenschliches und grausames Herz behaltet. Denn in diesem Fall habt ihr nicht mehr das Kennzeichen der Güte des himmlischen Vaters in euch.“
Papst Leo schloss vor diesem Hintergrund mit den Worten: „Wir können nicht zu Gott als ‚Vater‘ beten und dann anderen gegenüber hart und gefühllos sein. Vielmehr ist es wichtig, dass wir uns von seiner Güte, seiner Geduld, seiner Barmherzigkeit verwandeln lassen, damit wir sein Antlitz in dem unseren wie ein Spiegel reflektieren.“





