Jerusalem-Abt Nikodemus Schnabel: „Uns Christen geht’s an den Kragen“

Abt Nikodemus Schnabel spricht an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie am 24. April 2024.
EWTN / YouTube / Screenshot

„Uns Christen geht’s schon ziemlich an den Kragen.“ – Mit diesem Satz beschrieb Abt Nikodemus Schnabel OSB die Bedrohung, denen Christen im Heiligen Land ausgesetzt sind. Im Interview mit Radio Horeb sprach der Benediktinerabt der Dormitio-Abtei in Jerusalem von einer zunehmend prekären Lage, nicht nur in Gaza, sondern auch in Israel und im Westjordanland.

Die Situation in Gaza sei eine „absolute humanitäre Katastrophe“, sagte Schnabel. Christen dort seien zwar in gewissem Maß privilegiert, doch ihr Überleben hänge von internationaler Hilfe ab.

Besonders bewegend sei ihm die Begegnung mit dem Direktor des anglikanischen Krankenhauses in Gaza geschildert worden, dessen Frau bei einem Angriff getötet wurde. Dieser habe gesagt: „Ich habe keinen Hass. Ich habe keinen Vergeltungsdrang in meinem Herzen. Wünsch mir einfach Frieden, wünsch mir eine Zukunft.“

Schnabel betonte, dass Christen in der Region nicht ins gängige Freund-Feind-Schema passten. „Wir Christen passen überhaupt nicht in das Konzept dieser Radikalen“, sagte er. Sie seien auf allen Seiten vertreten: arabisch- wie hebräischsprachig, palästinensisch wie israelisch, Staatsbürger oder Arbeitsmigranten.

„Wir sind eine komische Fußnote, die nicht in diese Narrative passt“, so Schnabel. Die Opfer unter Christen blieben häufig unbeachtet, von getöteten Katholiken in Gaza über Angriffe auf Kirchen im Westjordanland bis hin zu einer ermordeten philippinischen Krankenpflegerin in Israel.

Die Polarisierung verurteilte er deutlich: „Ich bin weder pro Israel noch pro Palästina. Ich bin pro Mensch.“ Wer Hass und Zynismus verbreite, dominiere die öffentliche Wahrnehmung, während jene, die sich für Versöhnung einsetzten, an den Rand gedrängt würden.

Auch eine politische Lösung sei aus Schnabels Sicht nur über gegenseitige Zugeständnisse möglich. „Wir müssen endlich mal den Kompromiss enttabuisieren“, forderte er. Die Zwei-Staaten-Lösung sei nicht gescheitert, sondern werde schlicht nicht gewollt.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.