Genf - Montag, 31. Juli 2017, 8:03 Uhr.
Sicherheit, Integration, Gesundheit und Arbeit waren Thema eines Workshops über Migration an den Vereinten Nationen. Der Vertreter des Vatikans erinnerte an das Phänomen als menschliches Gesicht der Globalisierung.
"Wir wollen, dass Migranten sicher, ordnungsgemäß und in menschenwürdiger Weise reisen können, und wir rufen die Regierungen auf, Migration verantwortungsbewusster und humaner als in der Vergangenheit zu behandeln": So eröffnete William Lacy Swing, Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM) den "Internationalen Migrationsdialog 2017".
Integration, Gesundheit, Arbeit
Die Gefahren und Risiken der Millionen, die weltweit unterwegs sind, waren Thema des Arbeitskreises. Da ist einmal deren Sicherheit: Der Kampf gegen die Schlepper und anderen Verbrecher, die Migranten - vor allem illegale - ausbeuten und gefährden, ist ein zentraler Aspekt, der auch die Diplomaten und anderen Dialog-Teilnehmer beschäftigte.
Die richtige Integration in den Aufnahmeländern, die Herausforderung gesundheitlicher Versorgung waren ebenfalls Schwerpunkte.
Weiteres Thema der Debatte: Arbeitsplätze. Verdienstmöglichkeiten zu haben ist entscheidend für die wirtschaftliche Inklusion und erlaubt Einwanderern, einen Beitrag in der neuen Heimat zu leisten, so Teilnehmer.
In einer der Diskussionsrunden bei der UN ergriff Erzbischof Ivan Jurkovic, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf das Wort und betonte, die richtige Integration von Migranten sei in den Gastgeberländern eine Notwendigkeit – dazu gehöre auch, dass sich die Einwanderer integrieren.
"Es ist ein wechselseitiger Prozess, der in erster Linie durch die Anerkennung des kulturellen Reichtums des anderen gebahnt wird."
"Warum gerade sie und nicht ich?"
Für Franziskus ist Migration das menschliche Gesicht der Globalisierung: Das globale Thema, dass Deutschland, aber auch andere Länder Westeuropas besonders betrifft, liegt dem Sohn italienischer Migranten sehr am Herzen. So sehr, dass es neben dem Umweltschutz zentrales Anliegen seines Pontifikats ist: Franziskus leitet persönlich die neu geschaffene Migrations-Abteilung innerhalb der Kurie, hat im eigenen Flieger Flüchtlinge nach Rom transportiert, und vor allem immer wieder die Anliegen von Flüchtlingen und Einwanderern unterstrichen.
"Warum gerade sie und nicht ich?" fragte der Papst bei einem "TED"-Vortrag. "Ich selbst bin in eine Migrantenfamilie hineingeboren. Mein Vater, meine Großeltern haben wie viele andere Italiener das Land verlassen, um nach Argentinien zu gehen und teilten das Schicksal derer, denen nichts mehr geblieben war. Ich hätte ebenso gut unter den "weggeworfenen Menschen" von heute enden können. Und deshalb frage ich mich tief im Herzen immer: Warum sie und nicht ich?"
Im Unterschied zu legalen Auswanderern nach Südamerika im vergangenen Jahrhundert ist die Lage heute freilich eine völlig andere, vor allem in Europa: Aus Afrika und dem Nahen Osten strömen Millionen Menschen als illegale Einwanderer Richtung Europa, insbesondere Deutschland.
Professor Michel Veuthy, stellvertretender Ständiger Beobachter des Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf, sagte im EWTN-Interview: "Es könnte viel mehr getan werden. Deshalb möchte der Malteserorden sein Engagement noch einmal bekräftigen und verstärken – im Interesse der Migranten, aber besonders für die Opfer von Menschenhandel."
Kriminelle beuten Migranten ungehindert aus
Viele der heutigen Migranten geraten in die "Klauen skrupelloser krimineller Organisationen", wie Papst Franziskus am 21. Februar 2017 an die Teilnehmer eines Forums über Migration sagte.
Tatsächlich ist das ungehinderte Treiben der Schlepper und anderer Verbrecher das Hauptproblem für sichere Migration. Zudem gibt es weitere Gefahren: Neben den echten Flüchtlingen gibt es – wie Europa aus blutiger Erfahrung weiß – auch Migranten, die nicht nur Sicherheit oder ein besseres Leben suchen, sondern im neuen Land selber kriminell agieren, ja, sogar Terror-Anschläge verüben. Was wiederum die Gefahr birgt, dass Einwanderer unter Generalverdacht geraten, wie deutsche Kirchenvertreter häufig warnen.
Für Experten klar: Die beste Lösung hierfür ist eine gelungene Integration, was aber keine Einbahnstrasse ist, wie Papst Franziskus in seiner Neujahrsansprache 2017 mahnte: Migranten dürften "nicht vergessen, dass sie verpflichtet sind, die Gesetze, die Kultur und Traditionen der Länder, die sie aufnehmen, zu respektieren".
Rolle der Familie
In einem weiteren Statement während der Diskussionsrunde bei der UN lenkte der vatikanische Nuntius die Aufmerksamkeit auf Familien.
"Die Familie ist der Grundstein auf dem eine stabile Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft aufblühen kann. Und sie ist ein zentraler Punkt bei der Verwirklichung nachhaltiger Entwicklungsziele – um eine friedliche und inklusive Gesellschaft zu errichten, in der nachhaltige Entwicklung umgesetzt wird." Dies gelte auch und gerade für Migranten.
Papst Franziskus hat immer wieder zu verstehen gegeben, dass er zu einer "Kultur der Begegnung" ermutige – eine solidarische Kultur der Brüderlichkeit. Ähnlich drückt sich der Vertreter der Malteser aus: "Hat man nicht nur eine Sichtweise, sondern eine weitere, entdeckt man plötzlich, dass die Welt – aus mehr als einem Blickwinkel betrachtet – viel interessanter wird", so Professor Veuthy.
Erzbischof Ivan Jurkovic drückte es vereinfacht so aus: "Ich würde sagen: Gewöhnen Sie sich nicht an das Leid Ihres Nachbarn. Schauen Sie sich um. Wenn Sie sehen, dass jemand leidet, oder wenn Sie diesen Migranten sehen, schenken Sie ihm Aufmerksamkeit. Das ist unser Auftrag, das ist unser Evangelium."
Dieser Beitrag wurde vom Genfer UN-Korrespondenten Christian Peschken von Pax Press Agency, Genf, verfasst. Mehr zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com
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