Vatikanstadt - Montag, 20. Oktober 2025, 12:00 Uhr.
Einst hatte er sich dem Okkulten verschrieben, nun wird er als Heiliger der Weltkirche verehrt: Papst Leo XIV. hat Bartolo Longo am Sonntag in einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz heiliggesprochen.
Longo, 1841 in Latiano bei Brindisi geboren, war Jurist und galt als vielversprechender Gelehrter. Während seines Studiums in Neapel hatte er sich von der Kirche entfernt. Durch den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts, der von Rationalismus, Positivismus und Spiritismus geprägt war, geriet er tief in den Okkultismus.
In seinen Schriften erinnerte er sich später: „Auch ich begann, Mönche, Priester und den Papst zu hassen […] und besonders verabscheute ich die Dominikaner, die furchtbarsten, wütendsten Gegner jener großen modernen Professoren, die von der Universität als die Söhne des Fortschritts, die Verteidiger der Wissenschaft und die Kämpfer für jede Art von Freiheit gefeiert wurden.“
Longo ließ sich in dieser Zeit in satanische Rituale einweihen und nannte sich selbst „Priester des Satans“. Er leitete spiritistische Sitzungen, konsumierte Drogen und sprach Blasphemien gegen Gott und die Kirche.
Seine Familie betete unablässig für seine Umkehr. Ein gläubiger Universitätsprofessor, Vincenzo Pepe, suchte ihn schließlich auf und stellte ihn zur Rede: „Willst du in einer Irrenanstalt sterben und für ewig verdammt sein?“ Diese Worte trafen Longo tief.
Nach langen Gesprächen mit einem Dominikanerpater fand er am Fest des Heiligsten Herzens Jesu im Jahr 1865 zur Kirche zurück.
Später beschrieb er den Tag seiner Umkehr mit den Worten: „Mein Gott, ewig geduldig, ewig gütig – an demselben Tag, dem 29. Mai, an dem ich dich verleugnete, um die Schlange zu umarmen, hast du gewollt, dass der Triumph deiner Mutter in mir geschehe.“
Der Priester Salvatore Sorrentino, der Leiter des historischen Archivs „Bartolo Longo“ in Pompeji, sagte dazu: „Durch dieses kleine Tor hat Maria sein Herz erobert und ihn zu Christus zurückgeführt.“
Im Jahr 1872 vernahm Longo in seinem Innern eine Eingebung, die er als göttlichen Auftrag verstand: „Wenn du das Heil suchst, verbreite den Rosenkranz. Es ist Marias Verheißung: Wer den Rosenkranz verbreitet, wird gerettet werden.“
Diese Worte wurden für ihn zum Lebensprogramm. Er schwor, die Gegend um Pompeji nicht zu verlassen, bevor dort die Verehrung der Gottesmutter vom Rosenkranz fest verankert sei. Aus diesem Gelübde entstand das Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Pompeji, um das herum Longo eine ganze Stadt aufbaute.
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Erzbischof Tommaso Caputo, der heutige päpstliche Delegat für das Heiligtum, sagte: „Der selige Bartolo Longo war nicht nur der Gründer eines Heiligtums. Er war der Gründer einer neuen Stadt – einer Stadt, die aus dem Glauben geboren wurde.“
Tatsächlich entstanden in Pompeji unter Longos Leitung Post- und Telegrafenamt, eine Bahnstation, ein Observatorium und soziale Einrichtungen. Aus der einst verödeten Landschaft wurde ein Ort tätiger Nächstenliebe.
Im Jahr 1885 heiratete Longo die verwitwete Gräfin Mariana di Fusco, die seine tiefe marianische Frömmigkeit teilte. Gemeinsam gründeten sie Waisenhäuser, Schulen und Hilfswerke.
Ihre Ehe lebten sie in gegenseitiger Keuschheit, als Zeichen völliger Hingabe an Gott. Caputo fasste Longos Wirken so zusammen: „Er liebte die Armen, kümmerte sich um verlassene Kinder, um die Söhne und Töchter von Gefangenen und um Waisen; er verbreitete den heiligen Rosenkranz, gab Zeugnis des Glaubens, wurde ein Werkzeug der Liebe und säte Hoffnung in der Welt.“
Ein besonderes Vermächtnis Longos ist die sogenannte „Pompejianische Novene“, eine 54-tägige Rosenkranzandacht, die er in Pompeji einführte. Sie besteht aus 27 Tagen des Bittens und 27 Tagen des Dankens, an denen jeweils der gesamte Rosenkranz gebetet wird. Longo widmete sie jenen, die sich in schweren Lebenssituationen befanden, und sah in ihr ein Mittel, Glauben und Vertrauen zu stärken.
Sein Verständnis christlicher Nächstenliebe ging über bloße Wohltätigkeit hinaus. Sorrentino erklärte: „Christliche Sozialwerke entstehen nicht aus natürlicher Menschenfreundlichkeit, sondern aus der Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in das Herz des Gläubigen ausgegossen wird.“
Diese Überzeugung präge die sozialen Werke in Pompeji bis heute. Erzbischof Caputo ergänzte: „Das Heiligtum ist seit seiner Gründung das, was Papst Franziskus ein ‚Feldlazarett‘ für die Armen genannt hat.“
Papst Benedikt XVI. würdigte Longos Lebenswerk bei einem Besuch in Pompeji im Jahr 2008 mit den Worten: „Wer hätte gedacht, dass hier, neben den Ruinen des alten Pompeji, ein marianisches Heiligtum von weltweiter Bedeutung entstehen würde – zusammen mit so vielen sozialen Werken, die das Evangelium in konkretem Dienst an den Bedürftigen ausdrücken? Überall, wo Gott ankommt, blüht die Wüste.“
Papst Johannes Paul II. sprach Bartolo Longo 1980 selig und ließ sich bei der Einführung der „lichtreichen Geheimnisse“ des Rosenkranzes im Jahr 2002 von dessen Schriften inspirieren. Für ihn war Longo der Beweis, dass „niemand so weit von Gott entfernt ist, dass er nicht heimkehren könnte“.


