Pakistanischer Christ Anwar Kenneth nach 24 Jahren Haft freigelassen

Anwar Kenneth - Bild seiner Hand
Christian Solidarity International (CSI)

Nach 24 Jahren Haft ist der wegen „Blasphemie“ zum Tode verurteilte Christ Anwar Kenneth in Pakistan freigekommen. Das Oberste Gericht hob das Urteil wegen erwiesener psychischer Krankheit auf – ein Freispruch blieb ihm jedoch verwehrt.

Kenneth war seit 2001 wegen „Blasphemie“ inhaftiert – einem Vorwurf, der in Pakistan unter anderem Lästerung des Propheten Mohammed oder die Beleidigung muslimischer Symbole umfasst. Der ehemalige Regierungsbeamte Kenneth soll Briefe mit christlichen Glaubensinhalten an muslimische Religionsgelehrte, muslimische Staatsoberhäupter und ausländische Diplomaten in Pakistan geschickt haben.

Bereits 2002 verurteilte ihn ein pakistanisches Gericht zum Tode, nachdem er laut Angaben seines Anwalts ohne Verteidiger erschienen war und „Gott als seinen Rechtsvertreter“ bezeichnet hatte. Berichten zufolge verbrachte Kenneth seine gesamte Haftzeit in Einzelhaft.

Im Juni 2025 hob das Oberste Gericht Pakistans das gegen Kenneth verhängte Todesurteil auf. Ausschlaggebend war laut Gerichtsunterlagen und Angaben des Verteidigers ein psychisches Gutachten, das Kenneth zur Tatzeit als nicht zurechnungsfähig einstufte. Somit galt er nach pakistanischem Recht als nicht strafrechtlich verantwortlich.

In der Urteilsbegründung betonten die Richter zudem, dass die Verfassung allen Bürgern das Recht auf Religionsfreiheit gewähre und im Zweifel zugunsten des Angeklagten zu entscheiden sei. Zugleich ordnete das Gericht eine fortgesetzte medizinische Betreuung Kenneths an.

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Trotz der Aufhebung des Todesurteils erfolgte kein vollständiger Freispruch. Kenneth ist somit nicht formal von allen Vorwürfen entlastet.

Sein Anwalt sprach gegenüber dem christlichen Hilfswerk Christian Solidarity International (CSI) vom „größten Fall in der Rechtsgeschichte Pakistans“.

Die Blasphemiegesetze Pakistans, nach denen Kenneth verurteilt wurde, erfassen unter anderem die „Verwendung abfälliger Äußerungen […] unmittelbar oder mittelbar in Bezug auf den Heiligen Propheten“ und sehen dafür zwingend die Todesstrafe vor.

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Laut CSI wurden seit Inkrafttreten der aktuellen Blasphemiegesetze in Pakistan im Jahr 1987 fast 2.000 Menschen der Blasphemie beschuldigt. 86 von ihnen wurden nach ihrer Anklage außergerichtlich ermordet.