Bogotá - Freitag, 8. September 2017, 11:40 Uhr.
Vor über einer Million Gläubigen hat Papst Franziskus an seinem ersten vollen Tag in Kolumbien im "Simon Bolivar"-Park die heilige Messe gefeiert.
Angesichts der Menschenmenge erinnerte Franziskus an das Bild des Meeres. Der Papst griff damit die Stelle in der Bibel auf, in der Jesus am See Gennesaret - dem Galiläischen Meer - predigt.
So wie das fruchtbare Meer den Fischern auch Enttäuschung bedeuten kann, so könne auch das so reiche und fruchtbare Kolumbien seinen Menschen "dichte Finsternis" bedeuten, so Franziskus weiter, "die Finsternis der Ungerechtigkeit und der sozialen Ungleichheit; die korrumpierende Finsternis von Einzel- oder Gruppeninteressen, die auf egoistische und hemmungslose Weise aufbrauchen, was für das Wohlergehen aller bestimmt ist; die Finsternis der Missachtung des menschlichen Lebens, die täglich der Existenz so vieler Unschuldiger ein Ende setzt, deren Blut zum Himmel schreit; die Finsternis des Rachedurstes und des Hasses, welche die Hände derer mit menschlichem Blut besudelt, die sich selbst Recht verschaffen wollen; die Finsternis derer, die angesichts des Schmerzes so vieler Opfer gefühllos werden." Der Papst betonte:
All diese Finsternisse vertreibt und vernichtet Jesus mit seinem Befehl auf dem Schiff Petri: »Fahr hinaus auf den See« (vgl. Lk 5,4).
Was daraus zu lernen sei? Für Christen gehe es darum, nicht herumzudiskutieren, wenn Versuche scheitern, erklärte Franziskus.
Wir können uns mit endlosen Diskussionen aufhalten, gescheiterte Versuche aufzählen und eine Liste der Bemühungen erstellen, die zu nichts geführt haben; so wie Petrus wissen wir, was es heißt, ohne jeglichen Erfolg zu arbeiten.
Statt des Herumredens müsse ein Christ jedoch wieder hinaus auf das Meer fahren und seine Netze auswerfen.
In Bogotá und in ganz Kolumbien, so der Papst, sei eine sehr große Gemeinschaft unterwegs, die gerufen sei, ein robustes Netz zu werden, das alle in der Einheit versammelt. Franziskus mahnte:
Dabei soll sie sich für den Schutz und die Achtung des menschlichen Lebens einsetzen, insbesondere dann, wenn es am schwächsten und ganz verwundbar ist: im Mutterschoß, im Kindesalter, im Alter, im Fall von Behinderung und in Situationen sozialer Ausgrenzung.
Auch den vielen Menschen, die in Bogotá und Kolumbien leben, kann es gelingen, eine wahrhaft lebendige, gerechte und solidarische Gemeinschaft zu werden, wenn sie das Wort Gottes hören und annehmen, so Franziskus weiter. Aus dieser Schar von evangelisierten Menschen wiederum würden dann viele Männer und Frauen hervorgehen, die zu Jüngern geworden sind und mit einem wahrhaft freien Herzen Jesus folgen; Männer und Frauen, die fähig seien, das Leben in all seinen Abschnitten zu lieben, zu achten und zu fördern.
Wir müssen uns gegenseitig zurufen und uns Zeichen geben wie die Fischer; wir müssen uns wieder als Brüder, als Weggefährten und Teilhaber dieses gemeinsamen Unternehmens, das die Heimat darstellt, betrachten. Bogotá und Kolumbien sind Ufer, See, offenes Meer und Stadt zugleich, wo Jesus hingekommen ist und hinkommt, um seine Gegenwart und sein fruchtbares Wort zu schenken, um uns der Finsternis zu entreißen und uns zum Licht und Leben zu führen. Wir müssen die anderen, alle rufen, damit niemand der Willkür der Unwetter ausgeliefert bleibt; um alle Familien, die das Heiligtum des Lebens sind, ins Boot steigen zu lassen; um das Gemeinwohl über kleinliche oder Sonderinteressen zu stellen; sich um die Schwächsten kümmern und ihre Rechte zu fördern.
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