Sydney - Donnerstag, 26. November 2015, 15:56 Uhr.
Anthony Fisher, Erzbischof der australischen Metropole Sydney, soll sich vor Gericht verantworten: Der Hirtenbrief der australischen Bischöfe zur Ehe soll die strengen Antidiskriminierungsgesetze des Bundesstaates Tasmanien verletzt haben. Nun hat der Dominikanerpater geantwortet: Mit einer robusten Verteidigung der Freiheit der katholischen Kirche.
"Australien ist an Verträge gebunden, welche die Religions- und Redefreiheit garantieren, und ermahnt andere Länder, diese zu befolgen", sagte Erzbischof Anthony Fisher von Sydney. "Es ist daher erstaunlich und wahrlich alarmierend, dass gegen Menschen gerichtlich vorgegangen wird, weil sie traditionelle christliche Überzeugungen zur Ehe betonen."
"Gerechte Leser der Aussage des Bischofs über die Ehe würden erkennen, dass sie eine sorgfältig formulierte und wahrhaftig barmherzige Aussage ist, die niemanden provozieren oder gar verletzen möchte", fuhr er fort. "Die konzertierte Aktion, die auf ihre Veröffentlichung folgte, lässt vermuten, dass einige Menschen es nicht ertragen können, wenn christliche Glaubenssätze vertreten und ausgesprochen werden."
Die Klage wurde von Martine Delaney eingebracht, einer LGBT-Aktivistin und Kandidatin der australischen Grünen für die Wahlen zum Repräsentantenhaus im Jahr 2016.
Das Vorgehen der Politikerin richtete sich sowohl gegen Julian Porteous, den Erzbischof von Hobart,als auch die Australische Katholische Bischofskonferenz. Die Bischofskonferenz hatte das Heft mit dem Titel "Don’t Mess with Marriage" – "Macht keinen Murks mit der Ehe" – als Hirtenbrief bereits am 28. Mai des Jahres herausgegeben.
Der Hirtenbrief wurde Schülern katholischer Sekundarschulen in mehreren australischen Erzbistümern –einschließlich Hobart – nach Hause geschickt. Er betonte sowohl den Respekt für alle als auch den Respekt für die Einzigartigkeit der Ehe zwischen Mann und Frau. Er wies auch Klagen zurück, dass die gegenwärtige australische Gesetzgebung und die katholische Ehelehre fälschlicherweise diskriminieren würden.
Der Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundesstaates Tasmanien hatte angekündigt, die Klage zu prüfen. In der darauf folgenden Woche stimmte der Erzbischof einem Schlichtungsverfahren zu, um sich mit der Klage zu befassen.
"Ich wollte eine Entschuldigung und und Einbindung des katholischen Erziehungssystems in die Bewusstseinsbildung für LGBT bei Schülern", sagte Delaney laut Fernsehsender Sky News.
Delaney, die von sich sagtt, sie sei Transgender, beklagte, dass das Heft unangemessen sei und darauf abziele, gleichgeschlechtliche Paare und deren Familien zu "marginalisieren".
Die Erzdiözese Sydney sagte, die Klage sei wegen des einzigartigen Antidiskriminierungsgesetzes in Tasmanien eingereicht worden. Das Gesetz verbietet ein Verhalten, von dem angenommen wird, dass es eine andere Person auf Grund verschiedener Kategorien einschließlich sexueller Orientierung verletzen, demütigen, beleidigen oder lächerlich machen könnte.
Der Schritt kommt vor einer erwarteten Volksabstimmung über die Definition des Ehebegriffs in Australien.
Erzbischof Porteous sagte in einer Erklärung vom 13. November, er habe das Buch verteilt, um Katholiken zu helfen, die Lehre der Kirche zu verstehen, und das "zu einer Zeit, als die Gläubigen über diese Thema sehr intensiv debattiere."
"Meine Absicht war es, als Leiter der katholischen Kirche in Tasmanien die Debatte mit Informationen zu versorgen, sicher zu stellen, dass die Katholiken unsere Position zum Thema Ehe verstehen."
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Er sagte, es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu verletzen. "Ich bedaure es, wenn sich einige verletzt gefühlt haben, und werde im Sinne einer Lösung dieses Problems mit der Kommission zusammenarbeiten", sagte er.
Nach seiner Zustimmung zu einer Schlichtung sagte Erzbischof Porteous, er wolle "sehen, ob wir eine Lösung finden können."
Als Reaktion auf die Klage sagte der tasmanische Premierminister Will Hodgman dem Parlament, die aktuelle Gesetzgebung müsse eventuell revidiert werden, um sicher zu stellen, dass alle Standpunkte geäußert werden dürfen, so die Nachrichtenagentur Australian Associated Press (AAP).
Der Menschenrechtsbeauftragte Tim Wilson sprach sich auf einem Forum der Australischen Katholischen Universität für eine Gesetzesänderung aus, um ähnliche Klagen zu vermeiden.
Professor Michael Quinlan, Dekan der Juristischen Fakultät der University of Notre Dame Australia auf dem Campus von Sydney sagte, die Klage könne eine abschreckende Wirkung entfalten.
"Wenn sogar katholische Bischöfe nicht mehr Gemeindemitgliedern, Eltern und Schülern, die in katholische Schulen gehen, ohne Angst vor Verfolgung ihre Ansichten über die Ehe schreiben können, ist es schwer zu verstehen, wie der Rest des Landes die Themen vor dem Volksentscheid, der überschattet worden ist, aus."
Am 12. November brachte der Senator Eric Abetz einen Antrag in das australische Bundesparlament ein, um das Recht der katholischen Kirche auf Verteilung des besagten Pamphlets zu unterstützen. Eine Abstimmung zu diesem Antrag wurde von Mitgliedern der Labor-Partei und der australischen Grünen blockiert.
LGBT-Aktivisten hatten zuvor eine Klage gegen den Hirtenbrief eingebracht.
Im Juni 2015 behauptete Randy Croome, das Büchlein sei nach tasmanischem Gesetz illegal. Croone ist der nationale Leiter der Gruppe der Befürworter der "Homo-Ehe" in Australien, die sich "Australian Marriage Equality" nennt, also Australische Ehegleichberechtigung.
Der Erzbischof von Sydney, Dominikanerpater Anthony Fisher, sagte, er finde die Bezeugungen der Unterstützung von Katholiken "und anderer Menschen guten Willens" tröstlich.
"Ich beabsichtige, mich weiterhin für christliche Glaubenssätze einzusetzen, und dies immer respektvoll, nie mit Vorurteilen oder Hass beladen; ich hoffe, dass unsere Demokratie mich genauso höflich behandeln wird.”