Paris - Mittwoch, 2. Dezember 2015, 10:21 Uhr.
In seiner Rede anlässlich des COP-21-Klimagipfels in Paris forderte der vatikanische Staatssekretär weltweit führende Unternehmen auf, ihre Diskussion auf ein klares, ethisches Ziel zu richten: Der Mensch, insbesondere die Armen, müssten in der Mitte stehen.
Pietro Parolin skizzierte drei Grundpfeiler für eine "globale und transformative Vereinbarung", um das Problem Klimawandel anzugehen. Die erste Säule bestehe aus "der Annahme einer klaren, ethischen Orientierung, die dazu anregt, die Motive und Ziele der Vereinbarung umzusetzen."
Zukünftige Generationen und Schwächste betroffen
Sowohl die Schwächsten als auch die zukünftigen Generationen seien am stärksten vom Klimawandel betroffen, sagte er und bemerkte, dass diese Menschen oft keine eigene Schuld treffe.
Angesichts wachsender Sorge um die Umwelt betonte der Kardinal, dass wir uns nicht durch soziale oder politische Barrieren isolieren lassen dürften.
"Wir sind eine menschliche Familie. Es gibt keinen Platz für die so genannte Globalisierung der Gleichgültigkeit", sagte er und fügte hinzu, dass die Dringlichkeit der Situation "eine möglichst breite Zusammenarbeit" erfordere, um einen allgemeingültigen und konkreten Plan zu formulieren.
Es sei wichtig, "dass diese Vereinbarung auf der Anerkennung sowohl des ethischen Imperativs im Kontext der globalen Solidarität zentriert ist, als auch auf der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung jeder Person, abhängig ihrer Fähigkeit und Situation, fußt."
Kardinal Parolin sprach bei der Eröffnung der Konferenz der Parteien, dem jährlichen Treffen zur Bekämpfung der Probleme des Klimawandels auf globaler und politischer Ebene.
Zusammenarbeit nötig, um Probleme zu lösen
Beim Klimagipfel, der vom 30. November bis zum 11. Dezember in Paris stattfindet, kommen Führungskräfte aus 150 Nationen zusammen, zusätzlich zu 40.000 Delegierten aus 195 Ländern, berichtet die CNN.
Das Ziel der Diskussion sei es, eine Einigung über rechtlich verbindliche Reduktionen von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Die Kürzungen sollen die globalen Durchschnittstemperaturen unter einer Erhöhung von zwei Grad Celsius halten im Vergleich zu den vorindustriellen globalen Temperaturen, heißt es.
In seiner Rede erinnerte Kardinal Parolin an Papst Franziskus' Bemerkungen im Büro der Vereinten Nationen in Nairobi, Kenia, wo der Pontifex betonte, dass Zusammenarbeit notwendig sei, um Probleme zu lösen, egal ob sie Politik, Gesundheit, oder Entwicklung umfassen würden.
Während seines Flugs zurück nach Rom am 30. November sprach der Papst die Klimafrage noch einmal an und sagte den Journalisten auf der fliegenden Pressekonferenz, dass die Gesellschaft "am Rande zum Selbstmords steht, um ein starkes Wort zu benutzen."
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"Ich bin mir sicher, dass sich fast die Gesamtheit derer, die in Paris zur COP-21 versammelt sind, dessen bewusst ist und etwas unternehmen will", so Franziskus. Er hoffe und bete, dass die Konferenz der Beginn einer Lösung sein werde.
Kardinal Parolin wiederholte die Worte des Papstes in Nairobi, und hob drei Ziele für den Gipfel in Paris hervor, die Franziskus selbst im UN-Hauptquartier skizziert hatte: "Die Auswirkungen des Klimawandels lindern, die Armut bekämpfen und die Menschenwürde zum Blühen bringen."
Ethik muss auch Verhalten steuern
Ergänzend zur klaren, ethischen Orientierung müsse im angestrebten Abkommen nicht nur beachtet werden, wie es umgesetzt werden könne, sondern es müsse vor allem "klare Signale vermitteln, die das Verhalten aller Beteiligten leiten", erklärte der Kardinal.
Diese Signale, sagte er, dürften nicht nur durch die Regierungen kommuniziert werden, sondern durch alle Ebenen der Gesellschaft, einschließlich durch die lokalen Behörden, die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und die Wissenschaft.
Eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu schaffen, die auf eine ganzheitliche menschliche Entwicklung gerichtet ist, hänge davon ab, wie die Führungskräfte zusammenarbeiten würden in Annahme der der Prämisse, "dass das menschliche Genie in der Lage ist, die Würde des Menschen florieren zu lassen", sagte Parolin.
Zusätzlich zum ordnungsgemäßen Einsatz von Technologien und der Notwendigkeit der Bekämpfung "ineffektiver und manchmal unfairer Subventionen", nannte er als mögliche Maßnahmen die Förderung erneuerbarer Energien, Dematerialisierung, eine ordnungsgemäße Verwaltung der Wälder, nachhaltige Ernährungssicherheit und den Kampf gegen Verschwendung von Lebensmitteln.
Eine dritte Säule, die der Kardinal beschrieb, sei ein langfristiger Blick in die Zukunft. Er fügte hinzu, dass die COP-21-Konferenz nicht nur ein Ankunfts- oder Abfahrtspunkt sei, sondern "eine entscheidende Phase der Bemühungen, die sicherlich nicht mit dem Jahr 2015 enden."
Die Vereinbarung, die es zu erreichen gilt, müsse eine Überprüfung der gemachten Verpflichtungen, sowie eine Reihe von Nachkontrollen beinhalten, die transparent, effektiv und dynamisch seien müssten.
Lebensstil ändern
Eine Veränderung des Lebensstils sei zudem notwendig, insbesondere wenn es um nachhaltige Modelle der Produktion und des Verbrauchs geht, sagte Kardinal Parolin und fügte hinzu, dass "der derzeitige Lebensstil mit der Abfallkultur nicht nachhaltig ist."
Er betonte die Relevanz einer angemessenen Erziehung und Ausbildung zur Schaffung nachhaltiger Lebensstile. Technische Lösungen, sagte er, seien nicht genug, wenn es an Bildung fehle.
Der Kardinal schloss seine Ansprache, indem er seine Hoffnung äußerte, dass diese drei Säulen, die er umrissen hatte, bei der Erreichung der von Franziskus ausgedrückten Ziele helfen würden: "Die Auswirkungen des Klimawandels lindern, die Armut bekämpfen und die Menschenwürde zum Blühen bringen."