Vatikanstadt - Dienstag, 30. Januar 2018, 15:26 Uhr.
Am heutigen Dienstag hat der Sprecher des Papstes, Greg Burke, überraschend eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, Papst Franziskus sei gut informiert über die Situation der katholischen Kirche in China. Es sei "bedauerlich", dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Diese würden dadurch "Verwirrung und Kontroversen" stiften.
In der Erklärung vom 30. Januar heißt es wörtlich:
"Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere im Staatssekretariat, über chinesische Angelegenheiten und wird von ihnen genau und ausführlich über die Situation der katholischen Kirche in China informiert."
Papst Franziskus verfolge auch "die Schritte im laufenden Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China", fährt die Mitteilung fort, und "es ist daher überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Menschen in der Kirche bekräftigt wird, wodurch Verwirrung und Kontroversen gestiftet werden."
Greg Burkes Aussage im Namen des Papstes widerspricht einem Brief von Kardinal Joseph Zen aus Hongkong, der am 29. Januar schrieb, dass Papst Franziskus bei einer kürzlichen Begegnung "überrascht" gewesen sei über die Vorgehensweise des Vatikans mit Konflikten zwischen der Kirche und der chinesischen Regierung, – über die er Berichten zufolge im Oktober 2017 informiert worden war.
Der Kardinal von Hongkong gehört zu den Kritikern der Art und Weise, wie die katholischen Kirche und Chinas Regierung Berichten zufolge bemüht sind, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die Lage der Kirche in China ist komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich kontrollierte "Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung", deren Priester und Bischöfe ebenfalls regimetreue Kandidaten sind.
Jeder von Peking anerkannte Bischof muss ein Mitglied dieser "patriotischen Vereinigung" sein, und viele vom Vatikan ernannte Bischöfe werden von der chinesischen Regierung nicht anerkannt oder gebilligt, sind der Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt. Gleichzeitig sind nicht alle von der chinesischen Regierung ernannten Bischöfe vom Vatikan anerkannt und somit sind die Weihen einiger Bischöfe auch kirchenrechtlich ungültig.
"Asia News" hatte berichtet, dass eine Delegation des Heiligen Stuhls im Oktober 2017 den 88-jährigen Bischof Peter Zhuang Jianjian aus Shantou in der südlichen Provinz Guangdong gebeten hat, in den Ruhestand zu gehen, damit ein regimetreues Mitglied der "patriotischen Vereinigung", zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof, seinen Platz einnehmen kann. Der Vatikan würde diesen Bischof dann anerkennen, hieß es.
Der rechtmäßige Bischof lehnte den Antrag auf Rücktritt ab, ebenso wie eine zweite Bitte im Dezember. Er besuchte im Dezember die vatikanische Delegation in Peking, um seine Sicht des Falls darzulegen.
Die gleiche Delegation des Vatikans soll zudem in der östlichen Provinz Fujian Bischof Joseph Guo Xijin gebeten haben, eine Stelle als Koadjutor unter einem regime-treuen Bischof anzunehmen, der ebenfalls ungültig geweiht wurde.
Ein solches Vorgehen des Heiligen Stuhls könnte letzten Endes dazu führen, dass sieben ungültig geweihte Bischöfe, die treu zum Regime in Peking stehen, vom Vatikan offiziell anerkannt werden. Der Heilige Stuhl könnte im Gegenzug Chinas offizielle Anerkennung von 20 vom Heiligen Stuhl ernannten Bischofskandidaten erwarten, von denen einige bereits heimlich geweiht wurden – zusätzlich zur staatlichen Anerkennung von bis zu 40 Bischöfen in der katholischen Untergrundgemeinde.
Kardinal Zen sagte, er habe sich über die Aktivitäten des Vatikans in China geäußert, weil dies ein kritischer Moment sei und in den Medien "Verwirrung" herrsche. Ihm gehe es nicht um den Rücktritt legitimer Bischöfe, sondern darum, dass diese Bischöfe gebeten werden, Platz zu machen für "illegitime und sogar exkommunizierte".
Viele Untergrundbischöfe hätten zudem um einen Nachfolger gebeten, aber keine Antwort aus Rom bekommen, sagte der Kardinal weiter. Andere wiederum hätte einen Nachfolger genannt und sogar die Schreiben mit päpstlicher Unterschrift erhalten, aber seien angewiesen worden, von der Weihe abzusehen "aus Angst davor, die Regierung zu beleidigen", sagte der Kardinal.
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