Chennai - Mittwoch, 7. November 2018, 10:04 Uhr.
Pater Tom Uzhunnalil wurde von Islamisten entführt und 18 Monate lang festgehalten. Seinen Tätern hat er verziehen. Dass er während seiner Gefangenschaft stark geblieben ist, "verdanke ich dem Gebet aller Menschen, die für mich gebetet haben."
In einem Interview mit ACI Prensa, der spanischsprachigen Ausgabe von CNA, erinnerte sich der Salesianerpater an seine Erfahrung in Jemen - als ihn die Terroristen entführten, nachdem sie vier Missionarinnen der Nächstenliebe und die freiwilligen Helfer des Altenheims, das die Ordensschwestern in Aden betreuten, getötet hatten.
UPDATE: Das waren die Märtyrerinnen von Jemen https://t.co/WVB00BOm7n pic.twitter.com/BfdAesq9yE
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) March 9, 2016
Pater Tom erklärte, die Situation im Jemen hatte sich in den vorhergehenden Tagen gebessert. Es gab eine große Verwirrung infolge des Arabischen Frühlings.
"Die Kirchen im Jemen wurden angegriffen und zerstört, aber in den Tagen vor meiner Entführung hatte sich die Lage ein wenig stabilisiert."
Am Morgen des 4. März 2016 befand sich Pater Tom in der Kapelle der Missionarinnen der Nächstenliebe und betete, als er draußen Schüsse hörte. Es sah, wie die Terroristen vier der Schwestern töteten.
"Ich betete um die Barmherzigkeit Gottes für die gestorbenen Schwestern und für jene, von denen sie ermordet worden waren. Dann sagten sie zu mir, ich solle heraus kommen und sie fragten mich, ob ich Muslim sei. Ich verneinte und erklärte, dass ich Christ sei", so der Priester.
"Sie steckten mich hinten in ihren Wagen. Ein bisschen später öffneten sie die Wagentür erneut und warfen etwas Metallisches hinein, das in Tücher gewickelt war. Ich wusste, dass es der Tabernakel aus der Kapelle der Schwestern war", erinnerte sich der Salesianer.
Pater Tom wurde von einer dschihadistischen Terrorzelle entführt. Er erklärte, er habe keine physische Folter erlitten, jedoch psychologische.
"Sie nahmen mir alles, aber sie gaben mir ein bisschen Wasser und Essen", erinnerte er sich.
In dieser Zeit hatten sie fünf oder sechs Mal seinen Aufenthaltsort gewechselt, aber er wusste nie genau, wo er festgehalten wurde.
In den 18 Monaten seiner Gefangenschaft blieb Pater Tom durch das Gebet stark. "Es war dank des Gebetes all der Menschen, die für mich gebetet haben, dass ich diese Erfahrung ertragen konnte. Nicht durch meine eigene Kraft, sondern durch das Gebet meiner Brüder und Schwestern im Glauben", versicherte er.
Pater Tom stützte sich in diesen schwierigen Zeiten sehr auf das Gebet. "Jeden Tag betete ich den Engel des Herrn; drei oder vier Rosenkränze; Vaterunser, Ave Maria und Ehre sei dem Vater für die verstorbenen Schwestern; den Barmherzigkeitsrosenkranz. Ich betrachtete den Kreuzweg und feierte auf geistliche Weise die Heilige Messe, weil ich weder Brot noch Wein hatte, aber die Gebete konnte ich auswendig", erläuterte er.
"Ich betete für meine Entführer und ich dankte Gott für den Samen der Güte, den sie in ihren Herzen haben konnten. Gott sei Dank empfinde ich weder Groll noch Hass", sagte er.
Zudem meditierte er in diesen 18 Monaten oft einen Abschnitt aus dem Evangelium. "Im Evangelium steht geschrieben, dass die Haare auf unserem Kopf alle gezählt sind und dass keines herunterfällt, ohne dass unser Vater im Himmel es weiß. Gott wusste alles, was geschah, denn sie hätten mich von Anfang an tötet müssen, aber sie taten es nicht. Sie ließen mich am Leben, auch nachdem ich gesagt hatte, dass ich Christ sei."
"Jetzt bin ich frei, um zu bezeugen, dass Gott lebt, dass er unsere Gebete gehört und uns geantwortet hat. Ich war Zeuge der Macht des Gebetes", sagte er zu CNA.
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Nach seiner Freilassung am 12. September 2017 traf sich Pater Tom mit Papst Franziskus – wie CNA Deutsch berichtete – ein Moment, der "sehr emotional" war.
"Während des Treffens mit dem Papst weinte ich und ich dankte ihm für die Gebete, die er für mich gesprochen hatte und zu denen er für mich aufgerufen hatte."
Alle Christen, die aktuell unter Verfolgung leiden, ermutigte Pater Tom, im Gebet und im Glauben an Gott stark zu bleiben.
"Das Gebet ist das Beste, was Gott uns gegeben hat, und es kann alles erreichen. Während meiner Gefangenschaft bat ich den Herrn, dass sie mich bald befreien mögen, aber ich bat ihn auch, mir die Gnade zu verleihen, den Auftrag zu erfüllen, den er für mich erdacht hatte. Ich vertraute alles seinem Willen an."
Derzeit lebt Pater Tom in Bangalore (Indien), da der Jemen sich im Krieg befindet. Er erklärt jedoch, bereit zu sein, in das Land zurückzukehren, "wenn das der Wille Gottes ist."
Übersetzt von Susanne Finner.
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