Jerusalem - Freitag, 21. Dezember 2018, 8:59 Uhr.
Seit fast zwei Jahrtausenden kommen christliche Pilger in die Geburtskirche in Bethlehem zum Gebet und im Gedenken an den Ort, an dem Jesus Christus geboren wurde. Ein paar hundert Meter weiter ist ebenfalls ein besonderer Ort für Neugeborene und ihre Familien: Das Krankenhaus der Heiligen Familie von Bethlehem.
"Die Türen stehen jedem offen, unabhängig vom Glauben oder der Notwendigkeit", sagte Michele Burke Bowe gegenüber CNA. Sie ist Präsidentin der Stiftung "Holy Family Hospital of Bethlehem" und sitzt im Aufsichtsrat des Krankenhauses.
"Das Wichtigste überhaupt ist, dass dies ein katholisches Lehrkrankenhaus ist, das 1.500 Schritte von der Krippe entfernt ist, in der Christus geboren wurde."
Unter der Geburtskirche befindet sich ein großes Netzwerk von Höhlen. Hier soll Jesus Christus auf die Welt gekommen sein. Wie das Lukasevangelium beschreibt, mussten Josef und die Jungfrau Maria den neugeborenen Jesus in eine Krippe legen, weil in einem Gasthaus kein Platz war.
"Für mich ist das die schönste katholische Mission: Dass wir sagen können, 'Ja, wir haben Platz', und dass wir uns um diese Babys und ihre Mütter kümmern können", so Bowe.
Die fünffache Mutter und ausgebildete Volkswirtin stammt ursprünglich aus Washington, D.C. Sie ist auch Botschafterin des Malteserordens für Palästina.
Das Krankenhaus der Heiligen Familie von Bethlehem wurde ursprünglich in den 1880er Jahren von den Ordensfrauen der Töchter der Nächstenliebe als allgemeines Krankenhaus gegründet. Mitte der 1980er Jahre musste es schließen. Doch wenige Jahre später konnte es als Geburtsklinik unter der Aufsicht des Souveränen Militärordens von Malta wiedereröffnet werden.
Das Krankenhaus hilft nun, fast 4.500 Babys pro Jahr auf die Welt zu kommen. Die meisten Mütter sind Muslime: Christen - einst so zahlreich im Nahen Osten - gibt es immer weniger, und sind mittlerweile eine verschwindende Minderheit im Heiligen Land.
"Die Nachfrage wächst weiter. Wir sind das einzige Krankenhaus, das sich um jedes Baby kümmern kann, das vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurde", sagt Bowe.
Das Krankenhaus verfügt über eine Kapazität von 62 Betten, darunter eine 18-Betten-Neonatal-Intensivstation. Sie ist die einzige Gesundheitsversorgung für Hochrisikoschwangerschaften im Bezirk Bethlehem im Westjordanland.
Etwa zehn Prozent der Neugeborenen des Krankenhauses müssen in die NICU gehen: Eine höhere Rate als in normalen Krankenhäusern, da die Klinik alle Fälle mit Komplikationen oder Notfällen akzeptiert.
Gleichzeitig hat das Krankenhaus eine sehr niedrige Sterblichkeitsrate.
"Das Wichtigste ist, dass es katholisch und ein Lehrkrankenhaus ist", wiederholt Bowe. "Und natürlich bedeutet 'katholisch", dass es Pro-Life ist: Gegen Abtreibung. Jedes Baby wird wiederbelebt."
"Wir retten eine Menge Leben. Diese Babys und ihre Mütter würden in vielen Fällen einfach nicht überleben", sagte Bowe.
"Es ist einfach so ein Wunder", fügte sie hinzu. "Unsere Statistiken sind viel besser, als man erwarten kann. Ich glaube wirklich, dass es die Gottesmutter ist, die dafür sorgt, dass alles richtig läuft."
Mindestens die Hälfte der Patientenkosten werden von der Stiftung des Krankenhauses der Heiligen Familie, dem Malteserorden und anderen Spendern finanziert.
"Es ist sehr teuer, ein Baby fünf Monate lang in der NICU zu behalten", sagte Bowe. "Es macht wirtschaftlich keinen Sinn. Aber deshalb sind wir da: um Menschen zu unterstützen und Hoffnung zu geben."
Zusammen mit der Frauengruppe eines Flüchtlingslagers werden zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt, die Mützchen für die Neugeborenen herzustellen, die im traditionellen palästinensischen Stil gestrickt sind.
"Das sind sehr süße weiße Mützen", sagte Bowe. "Die Babys bekommen eine kostenlose Kopfbedeckung, weil es zu dieser Jahreszeit ziemlich kalt ist und Zentralheizungen selten sind."
Alle Arbeitsplätze kommen den Bewohnern des Lagers zugute, das unter einer sehr hohen Arbeitslosigkeit leidet.
"Es ist eine Win-Win-Situation, in der die Frauen der Flüchtlingslager den Babys von Bethlehem helfen", sagt Bowe.
Das Krankenhaus verkauft gestrickte Geldbörsen, um das Bewusstsein und die Mittel für das Krankenhaus zu schärfen, während der Malteserorden auf Pilgerreisen nach Lourdes Schürzen für seine Uniform kauft.
Bowe betont den Lehrschwerpunkt des Krankenhauses und sagt, dass es "Generationen und Generationen" von medizinischen Fachkräften ausgebildet habe. In den ersten Jahren arbeitete das Krankenhaus mit der Universität Bethlehem zusammen, um eine Schule für Hebammen zu eröffnen.
Die Belegschaft des Krankenhauses besteht aus rund 20 Fachärzten und niedergelassenen Ärzten sowie 80 Hebammen, Krankenschwestern und anderen paramedizinischen Mitarbeitern. Alle von ihnen sind Palästinenser. Weitere 140 im Krankenhaus ausgebildete Mediziner haben im Laufe der Jahre in Palästina gearbeitet.
Bowe sagte, der größte Erfolgsfaktor des Krankenhauses sei seine Flexibiltät.
Vor über 20 Jahren fing alles mit einer mobilen medizinische Einheit an, um Dörfer in der Wüste und in Randgebieten ärztlich zu betreuen.
"Das war sehr revolutionär", sagte Bowe. Im Vergleich zu Gemeinden, die sich außerhalb des Einzugsgebiets des Krankenhauses befinden und deren finanzielle Ressourcen begrenzt sind, hat die konsequente Berichterstattung über zwei Jahrzehnte eine echte Wirkung gezeigt.
"Ihre Kinder haben Zahnprobleme, sie haben Wachstumsstörungen", fuhr Bowe fort. "Es ist die gleiche demografische Situation. Der Unterschied ist unsere Klinik."
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Das Krankenhaus arbeitet nun an einer Renovierung des Operationssaals, erweitert seine Trainingseinrichtungen und verbessert seine sozialen Dienste.
Die Klinik integriert Unterricht in jeden Besuch: Müttern wird beigebracht, wie sie sich um ihre Kinder kümmern sollen, was eine Schwangerschaft bedeutet und vieles mehr.
"Das Ziel ist, den Müttern und Babys die beste Versorgung, die beste und lebensrettende, Leben schützende Versorgung zu bieten", betont die katholische Stiftungsvorsitzende und überzeute Abtreibungsgegnerin.
"Wir beschäftigen Christen und Muslime. Es ist eine sehr hochwertige Arbeitsumgebung, in der sie gemeinsam lernen und gemeinsam arbeiten können", betont Bowe zudem.
Die wachsenden Spannungen - etwa angesichts der zunehmenden Radikalisierung vieler Muslime und des globalen Islamismus - gebe es im Krankenhaus nicht.
"Wir haben eine Weihnachtsfeier und Christbäume", sagt Bowe. "Wir sind ein katholisches Krankenhaus: Wir haben Kruzifixe, Ikonen und Statuen der Gottesmutter und der Heiligen Familie. Aber wir haben auch eine Ramadan-Party."
Für Bowe ist die größte Lektion die gemeinsame Wurzel von Christen und Muslimen im abrahamitischen Glauben.
"Wir sind Leute der Schrift", sagt sie. "Meine Erfahrung, die ich hier seit den 1970er Jahren mache, ist, dass wir wirklich die gleichen Menschen sind."
Bowe fährt fort: "Wenn ich in die Geburtskirche gehe, in die Grotte, um zu beten, sehe ich oft junge muslimische Frauen". Sie vermutet, dass sie darum beten, ein Kind zu bekommen, schwanger zu werden.
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.
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