4. Februar 2019
Vor etwa einer Woche ging in Panama der 34. Weltjugendtag zu Ende. Es war ein gigantisches Glaubensfest und ich persönlich komme total erfüllt zurück, obwohl:
- ich dort hauptsächlich zum Arbeiten gewesen bin;
- die Situation auch in Panama nicht gerade rosig ist;
- viele Probleme weiterhin bestehen und die sogenannte "Amtskirche" zum Teil immer noch ein riesiger Saustall ist;
- es noch Jahrzehnte dauern wird, bis wir als Kirche ansatzweise etwas von dem Vertrauen zurückgewinnen können, das wir durch die Missbrauchskrise und unseren besch...enen Umgang damit verspielt haben;
- viele Jugendliche bei uns gar nicht mal unbedingt GEGEN Gott sind, sondern Er ihnen – viel schlimmer! – einfach egal ist;
- viele Amtsträger, katholische Jugendverbände und andere Gremien den schleichenden Niedergang nur noch verwalten, statt mit der vollen Kraft des Evangeliums gegenzusteuern;
- die wichtigen Aussagen von Papst Franziskus zu den Themen Lebensschutz, Missbrauch und Zölibat teilweise komplett untergehen.
Das Team von @ewtnDE, dass für Sie vom #Weltjugendtag in Panama berichtet hat. #Panama19 #Lisboa2022 pic.twitter.com/n7Esx7zbQw
— Rudolf Gehrig (@RudolfGehrig) January 28, 2019
Trotzdem glaube ich, dass diese Kirche eine Zukunft hat, weil:
- die Jugend auch ihren eigenen Kopf hat und sich trotz der Warnungen von alteingesessenen Berufsjugendlichen weiterhin zu so "altmodischen" Dingen wie der Beichte oder der Eucharistischen Anbetung hingezogen fühlt;
- es erstaunlich viele Jugendliche gibt, die sich ernsthaft überlegen ihrer Ordens- oder Priesterberufung zu folgen;
- Verbandskatholizismus mit seinen vielen Gremien zwar durchaus seine Daseinsberechtigung hat, aber auch da von immer mehr Leuten verstanden wird, dass Kirche nicht nur (!) Umweltschutz und Flaschenpfand bedeutet, sondern eine lebendige Beziehung zu Christus (auch wenn das furchtbar fromm klingt);
- der Weltjugendtag wieder einmal gezeigt hat, dass der katholische Glaube alle Facetten des Lebens beinhaltet: Enttäuschung, Trauer, Buße, Leid, Versagen, aber auch übergroße Freude, Hoffnung, Heiligkeit und Liebe;
- der Weltjugendtag aber auch gezeigt hat, dass das Heil der Welt nicht allein von uns, unseren tollen Ideen, Marketingstrategien und Komitees abhängt, sondern von einem Gott, der größer, gerechter und gütiger ist als wir. Er ist der Grund und das Ziel unseres Handelns und: Größer als das persönliche Versagen eines jeden Einzelnen von uns.
In diesem Sinne war dieser Weltjugendtag in Panama ein voller Erfolg. Besonders haben mich die vielen Reaktionen aus Deutschland gefreut, die gezeigt haben, dass dieses kirchliche Großereignis sehr wohl interessiert mitverfolgt wurde. Somit haben sich auch die ganzen Strapazen gelohnt, die wir mit unserer kleinen Truppe auf uns genommen haben, um diesen Weltjugendtag auch nachhause in die Wohnzimmer der Menschen zu tragen.
Aber: Der WJT war nur eine Zwischenetappe, auch für mich persönlich. Ich konnte wieder auftanken und freue mich schon jetzt auf den nächsten Weltjugendtag 2022 in Lissabon. Doch bis dahin muss der Glaube auch im harten Alltagsleben lebendig bleiben. Sonst ist er wertlos.
Rudolf Gehrig (25) berichtete für den katholischen Fernsehsender EWTN.TV aus Panama vom Weltjugendtag. Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem EWTN-Blog unter www.panama19.de.
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