Vatikanstadt - Samstag, 30. Januar 2016, 14:40 Uhr.
"Wir müssen Menschen mit homosexuellen Neigungen mehr bieten als ein ‘Nein‘" erklärt Pater Paul Check, Direktor des internationalen Apostolates "Courage International" gegenüber CNA in einem Interview. Der US-amerikanische Priester erklärt, welche Früchte in der Arbeit mit Menschen mit homosexuellen Neigungen nach 35 Jahren geerntet werden konnten.
"Unser Gründer war Kardinal Terrence Cook, der im Jahre 1980 die Idee hatte, dieses Apostolat zu gründen." Courage Internationl entstand aus der Initiative dieses Kardinals, der mit drei weiteren Priestern versuchte, Menschen mit homosexuellen Neigungen dazu einzuladen, "die Liebe Christi für sie in der Kirche zu erfahren und ihnen ganz praktisch beizustehen, die Fülle des Evangeliums zu leben", erklärt Pater Check.
Auf die Terminologie kommt es an
"Die Kirche ist präzise und vorsichtig darin, drei Dinge zu unterscheiden," erklärt Check, darum komme es auf die richtige Wortwahl an, wenn es um den Menschen ginge. "Wir unterscheiden zwischen Person, Neigung oder Trieb und Ausleben dessen; die Kirche will mit ihrem Vokabular sicherstellen, dass nichts davon verloren geht oder missverstanden oder verdreht wird oder dass durch Worte Verunsicherung über die Grundlage unserer Identität entstehen könnte." Darum bevorzugen die Mitglieder und Mitarbeiter des Apostolats die Worte "Menschen mit homosexuellen Neigungen" oder "Tendenzen", und vermeiden normative Etiketten – wie "Homosexueller" - damit der Eindruck vermieden wird, die sexuelle Einstellung allein sei ausschlaggebend für die Person.
"Damit sagen wir, dass bei den betreffenden Menschen ihre Neigung nicht unwichtig und ein Teil des Lebens ist, aber sie werden dadurch trotzdem nicht definiert. Wir bevorzugen es daher, diese Formulierung den anderen vorzuziehen, auch wenn sie umständlich scheint, oder man etwas länger braucht, sie zu erklären."
Besser nach Tugend streben als vom Trieb regiert zu werden
Courage arbeitet in Diözesen, vor allem in den USA und in Mexiko, mittlerweile aber auch in 15 weiteren Ländern, vor allem Westeuropas. Die Initiative lädt Individuen ein, sich einer Gruppe anzuschließen, um die Freude des christlichen Lebens zu entdecken. Courage richtet sich damit nach den Vorgaben Christi und des Evangeliums: "Die einzige allgemeingültige Geschichte ist die Geschichte des Evangeliums. Das ist die Geschichte, die uns erklärt, wer wir sind," fügt Pater Paul hinzu und zitiert den ihm gemäß am häufigsten zitierten Satz der Pastoralkonstitution "Gaudium et Spes" des Zweiten Vatikanischen Konzils: "Christus, der neue Adam, macht... dem Menschen den Menschen selbst voll kund.” Dem Vorbild Christi zu folgen: "das ist seine höchste Berufung."
Der Mensch brauche sich darum seiner Sexualität und seiner Neigungen nicht zu schämen, aber er darf sie auch nicht überbewerten. "Wir sind schließlich dazu eingeladen, in diesem Leben Träger der Gnade zu werden und wir werden eingeladen, in die Herrlichkeit und Gnade des kommenden Lebens einzugehen. Das ist das Wichtigste, das über jeden Menschen gesagt werden kann. Das ist die Grundlage und das Design unserer Würde."
Die fünf Ziele von Courage International
Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, bietet Courage einen fünfspurigen Weg für seine Mitglieder an.
- "Nun, das erste Ziel für unsere Mitglieder ist es, die Tugend der Keuschheit zu leben, wie sie von der römisch-katholischen Kirche gelehrt wird". Dabei handele es sich um eine Tugend, "die aus Selbstbeherrschung und Selbsterkenntnis besteht, als Vorbereitung eines Sich-Selbst-Gebens, je nach dem eigenen Stand und im Einklang mit der Überlieferung über menschliche Intimität und Liebe." Damit sei die Keuschheit keinesfalls negativ, sondern als Vorbereitung "auf mehr" zu verstehen, erklärt Pater Paul Check. Auf die Frage, ob nicht jeder Mensch seine Triebe ausleben sollte, ein gängiges Argument von Aktivisten in vielen westlichen Ländern, etwa Deutschland, antwortete er: "Ganz allgemein würde ich erst einmal sagen, dass dies ein tristes Menschenbild widerspiegelt, wenn man sagt, dass die Heftigkeit eines Triebes oder eines Wunsches so stark ist, das er notwendigerweise befriedigt werden muss." Der Vorschlag der katholischen Kirche sei dabei "viel großzügiger, viel optimistischer und viel freudvoller," erklärt Check: "In Wahrheit müssen wir alle die Keuschheit leben, ob verheiratet oder Priester. Ist das eine Tugend für alle von uns? Und gibt es Frieden des Verstandes und des Herzens? Ja! Und darum sollen wir danach streben und mit Gottes Gnade können wir es auch erreichen."
- Das zweite Ziel sei das geistliche Leben, das durch ein Leben mit den Sakramenten genährt werde. "Das Leben mit Christus wird durch Sakramente und Gebet errichtet. Das führt zur Selbsthingabe, zur Liebe und zur Nächstenliebe."
- "Das dritte Ziel bezieht sich auf Kameradschaft. Da geht es um Gruppenarbeit, Gruppen, an denen Menschen in aller Ruhe teilnehmen können, wo sie in Vertrautheit miteinander sprechen können mit dem Gefühl, verstanden zu werden," so Pater Check.
- Dem schließt sich das vierte Ziel an, die Freundschaft. "Es müssen keusche Freundschaften außerhalb der Gruppe gebildet werden, denn wir alle brauchen Freundschaften, um zu wachsen in unserem Mensch- und Christsein."
- Fünftes und letztes Ziel ist es, ein gutes Beispiel für andere zu geben. Courage hat durch die Zeugnisse seiner Mitglieder viel Verbreitung gefunden.
Gesellschaft stellt oft Hindernis dar
"Sicherlich hat die kulturelle Situation einen Einfluss auf das Verständnis des kirchlichen Lehramtes von Menschen." In den USA wurde im Juni 2015 das Recht auf gleichgeschlechtliche "Ehe"-Schließung durch die Verfassung in allen Staaten garantiert. Die damit bis dato bestandenen Verbote von 14 Bundesstaaten wurden damit aufgehoben. Gesetzgebung dieser Art verschleierten die Wahrheit über den Menschen, so Pater Paul. "Wir wissen, dass das Gesetz eine pädagogische Funktion hat, es dient dazu, Menschen zu lehren und es kann Menschen etwas Wahres lehren, insofern es die menschliche Natur widerspiegelt, oder es kann Menschen etwas Falsches lehren."
Courage arbeitet in allen Ländern, kann aber mehr positive Fortschritte dort verzeichnen, wo sich Gruppen oder sogar Regierungen nicht an den Zeitgeist anpassen. "Ich denke also, an Orten, wo das Zivilrecht in die Richtung geht, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu schützen oder gleichzusetzen mit der sakramentalen Ehe zwischen Mann und Frau, dort haben wir sicherlich größere Herausforderungen." Seiner Meinung nach müssten die Gesetze die Wirklichkeit des Menschen widerspiegeln: "Es geht darum, dass sie kohärent mit dem Naturrecht sind."
Packende Zeugnisse auf Leinwand gebannt
Zum Thema Glück und Umkehr hat Courage einen Film produziert mit dem Titel: "Desire of the Everlasting Hills", der auch mit deutschen Untertiteln direkt online zu sehen ist.
Der Film lässt in einem Interview-Gespräch-Stil drei Personen mit homosexuellen Neigungen, Paul, Rilese und Dan, über ihr Leben und ihre Bekehrung erzählen. Dan ist Künstler und verbrachte einen großen Teil seines Lebens mit einem starken Empfinden von Einsamkeit und dem Gefühl, nicht geliebt zu werden. Rilene ist eine erfolgreiche Business-Frau, die nach 25 Jahren Partnerschaft mit ihrer Geliebten erkennt, wie unerfüllt sie gelebt hat und Paul ist ein internationales Model, der nach einem sexuell freizügigen Leben mit über 1,000 Partnern eine tiefe Erfüllung an einem für ihn unvorstellbaren Ort findet.
"Der Film handelt vom Herz des Menschen. Der Film handelt von dem Wunsch, den Gott in jedem menschlichen Herzen verwurzelt hat, nach Ihm!" Dabei packt besonders das persönliche, offene Zeugnis der Protagonisten, unverblümt und direkt. "Bei diesen Personen handelt es sich nicht um Schauspieler, es sind Courage Mitglieder, die mit großer Demut, viel Mut und Nächstenliebe zugestimmt haben, anzutreten, um der Suche ein Gesicht zu geben."
Der Titel ist dem Buch Genesis entnommen, Kapitel 49, Vers 26, und bedeutet ins Deutsche übertragen. "köstliche Güter der ewigen Hügel". Pater Check erklärt: "Die Hügel sind, was für uns die Schöpfung ist, sie sind fest, sie sind dauernd", "dennoch richten sie sich gen Himmel, zu ihrer Erfüllung in Christus. Darum haben wir den Namen ausgewählt, denn dieser Wunsch entspricht genau dem, wofür das menschliche Herz geschaffen ist." Die Protagonisten reisen selbst in der Welt umher, um persönlich ihr Zeugnis abzulegen.
"Encourage" unterstützt die Familien
Zusammen mit Courage International entstand auch "Encourage", eine Initiative, die Familienmitgliedern von Personen mit homosexuellen Neigungen helfen möchte, mit der Situation umzugehen. Pater Paul Check hofft darauf, dass die Stimme von Courage von immer mehr Bischöfen wahrgenommen wird, die das erfolgreiche Apostolat noch nicht kennen. "Letztendlich wollen wir die Menschen zur Freude führen – das ist unser Ziel."
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