Warschau - Samstag, 16. März 2019, 10:10 Uhr.
Fast 400 polnische Priester wurden von 1990 bis 2018 des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt.
Das belegt eine Studie der polnischen Bischofskonferenz.
Der Bericht umfasste Daten aus den mehr als 10.000 Pfarreien in Polen und erstreckt sich auch auf Ordensgemeinschaften.
Demnach wurden im Zeitraum der letzten 28 Jahr insgesamt 382 Priester des Missbrauchs beschuldigt, und die Vorwürfe betreffen 625 potenzielle Opfer. Von den Angeklagten waren 284 Diözesanpriester, 98 gehörten einem Orden an.
Erzbischof Stanislaw Gadecki, Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz, bewertete die Ergebnisse des Berichts als "tragisch" und sagte, jeder Fall von sexuellem Missbrauch sei ein "besonders schmerzhafter" Verrat des Vertrauens in der Kirche.
Der Erzbischof stellte auch fest, dass die Kirche zwar das Problem des sexuellen Missbrauchs lösen muss, dass es aber genauso wichtig sei, dass die gleiche Art von Missbrauch in anderen Institutionen nicht weitergeht.
Von den Vorwürfen gegen Diözesanpriester betrafen 54,2 Prozent Opfer unter 15 Jahren und 45,8 Prozent betrafen Opfer über 15 Jahren.
Fälle, an denen Ordensleute beteiligt waren, zeigten, dass insgesamt 44 Priester - 44,9 Prozent - beschuldigt wurden, jemanden unter 15 Jahren sexuell missbraucht zu haben. 54 Ordensgeistliche, oder 55,1 Prozent, wurden beschuldigt, jemanden über 15 Jahre missbraucht zu haben.
Insgesamt wurden 198 Priester beschuldigt, Personen unter 15 Jahren missbraucht zu haben, verglichen mit 184, die beschuldigt wurden, ältere Jugendliche missbraucht zu haben.
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In 58,4 Prozent der Vorwürfe des Missbrauchs durch Geistliche in Polen waren demnach Männer die Opfer. Bei 41,6 Prozent der Vorwürfe waren Frauen die gemeldeten Opfer.
Dies ist insofern auffällig, als in westlichen Ländern der Anteil der männlichen Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester weitaus höher liegt - bei bis zu 80 Prozent in den USA.
Seit dem Jahr 2002, als die Enthüllung von Missbrauch durch amerikanische Geistliche weltweit bekannt wurde, ist die Zahl der an die polnischen Behörden gemeldeten Fälle allmählich gestiegen. Im Jahr 2017 gab es 36 Verdachtsfälle gegen Diözesanpriester.
In 362 der insgesamt 382 Fälle wurde ein kirchenrechtliches Strafverfahren durchgeführt. Für die anderen 20 Fälle liegen keine Angaben vor, und es wird auch nicht im Bericht erläutert, warum dies der Fall ist. In 270 Fällen wurde der Prozess zum Zeitpunkt der Beauftragung der Studie abgeschlossen, in 92 Fällen lief das Verfahren weiter.
Insgesamt 68 Priester - fast genau ein Viertel - wurden infolge der Verfahren aus dem Priesterstand entlassen. 109 wurden mit einer Einschränkung des Dienstes oder anderen Sanktionen belegt, und 31 wurden versetzt, sei es in eine andere Pfarrei oder an einen Einsatzort, wo sie keinen Zugang zu Minderjährigen haben. In 34 Fällen wurde der Prozess nach dem Tod des Angeklagten beendet, und in 28 Fällen wurde der Priester freigesprochen.
Nur 168 Priester wurden wegen eines Verbrechens von staatlichen Behörden angeklagt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts war die Studie in 135 dieser Fälle abgeschlossen. 85 Priester wurden wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. In 36 Fällen kame es zu keinem offiziellen staatlichen Verfahren, und in 12 Fällen wollte der Kläger nicht kooperieren und Anklage erheben. Zwei Priester wurden freigesprochen. Es gibt 33 Priester, deren Verfahren derzeit noch im Gange sind.
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