Detroit - Dienstag, 26. März 2019, 7:47 Uhr.
Vielleicht waren es die klassische Sonnenbrille, die engen Jeans oder der flauschige Schnurrbart. Vielleicht war es die religiöse Kunst im alten Stil, die Männer in schmucken Uniformen oder der aufsteigende Dampf, der wie Weihrauch aussieht.
Wie auch immer: Dieses Foto einer religiösen Prozession mit einer Ästhetik wie aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts macht im Internet und den Sozialen Medien die Runde.
Der Schnappschuss ist jedoch keine Aufnahme aus den 1950er Jahren, sondern wurde vergangene Woche geschossen: Bei der Josefsprozession auf den Straßen von Detroit, am 17. März 2019.
"Was das Bild so 'episch' aussehen lässt, wie man heute sagt, denke ich, ist der von der Straße aufsteigende Dampf, der... wie heiliger Weihrauch aussieht", so Kanonikus Michael Stein, Rektor des St.-Josephs-Oratoriums in Detroit. "Wir nannten [den Dampf] Straßen-Weihrauch", so der Priester.
Kanonikus Stein ist Priester des Instituts Christus König und Hoherpriester, einer römisch-katholischen Gesellschaft des apostolischen Lebens. Schwerpunkt des Instituts ist die Feier der traditionellen lateinischen Messe. Das Institut wurde 2016 eingeladen, das Oratorium zu übernehmen, und hat die einst sieche Pfarrgemeinde zu neuem Leben erweckt.
(Was ein Kanonikus ist? "Etwas vereinfacht gesagt: Man nehme einen Mönch und einen Diözesanpriester und füge beides zusammen, und daraus entsteht ein Kanonikus", erklärt Stein gegenüber CNA.)
Eigentlich stand das Erzbistum Detroit vor der Entscheidung, die alte Pfarrei mit praktisch keinen Kirchgängern mehr und einer bröckelnden Kirche zu schließen. Doch Erzbischof Vigneron habe eine viel größere Vision für die Gemeinde gehabt – "dafür sind wir sehr dankbar", so Stein.
"Er schuf eine Win-Win-Situation, indem er St. Joseph (aus einer Gruppe von drei Pfarreien) in der Erzdiözese zu einer eigenen Pfarrei machte und dann das Institut Christus König einlud, hierher zu kommen und dem alltäglichen Pfarreileben von Grund auf neues Leben einzuhauchen, und genau das haben wir in den letzten zwei Jahren getan".
Ein sehr sichtbarer Ausdruck dieses neuen Lebens in der Pfarrei ist die schöne Josefsprozession, die das Institut seit dem Jahr 2017 organisiert.
Der Reiz des Fotos und der Prozession – an der in diesem Jahr über 500 Personen teilnahmen - geht tiefer als die bloße Ästhetik, betonte Stein.
"Ich denke, man kann zurecht sagen, dass es einen tiefen theologischen und spirituellen Grund dafür gibt, warum dieses Foto so sehr die Herzen bewegt", sagte der Kanonikus gegenüber CNA.
"Wir sind die Religion der Auferstehung. Gott wurde Mensch, der unsichtbare Gott wurde sichtbar, er heiligte die materielle Welt und erhob diese sichtbaren, greifbaren Zeichen, um unsichtbare Gnaden zu kommunizieren und ewige Wahrheiten zu vermitteln".
"Das ist meine Pfarrei; so machen wir das ", sagte Daniel Egan gegenüber dem "Detroit Catholic".
"Dies ist eine alljährliche Tradition an Josefi. Die Pfarrei St. Josef ist seit fast 150 Jahren hier, das ist in dieser Gegend als nichts neues. Vielleicht war es in den letzten 30, 40 Jahren aus der Praxis geraten, aber wir zeigen damit, dass wir katholisch sind, wozu wir schließlich berufen sind", erklärte er.
"Als Katholiken wird uns gesagt, dass wir unseren Glauben leben sollen, egal ob er in Mode ist oder außer Mode, in der Öffentlichkeit wie der Privatsphäre, und das gilt auch für die Straßen dieser Stadt. Wenn wir da draußen nicht katholisch sind, dann wir nicht wirklich dazu in der Lage, authentisch christlich zu sein."
Das Foto der Prozession zeigt die Ritter vom hl. Johannes in voller Uniform (diese Johanniter sind eine katholische Wohltätigkeitsorganisation mit einer sehr langen Geschichte), sowie den Pfarrvikar Kanonikus Adrian Sequeira, der die Prozession anführt. Der Priester trägt die Chorkleidung, welche die Kanoniker auch tragen, wenn sie gemeinsam das Stundengebet singen. Das viele Blau, das im Bild zu sehen ist, erinnert die Weihe des Ordens an die Selige Jungfrau Maria, erklärte Stein: Auch die Ministranten tragen diese Farbe.
Als ein behutsamer und liebevoller Mann, als Vater und Arbeiter spricht der heilige Josef die Menschen der Gegenwart an, so Stein gegenüber CNA.
Daran habe auch die Predigt zum Josefitag erinnert: Gott schicke Heilige für die jeweilige Zeit auf Erden – entweder Heilige der Gegenwart, die das Evangelium bezeugen, oder Heilige von früher, die als Fürsprecher für die jeweilige Zeit fungieren.
"Es genügt ein kurzer Blick auf die Welt von heute, und man erkennt eine vaterlose Gesellschaft, eine entweder träge oder arbeitswütige Gesellschaft, oder ein mangelhaftes Verständnis von Männlichkeit", sagte Stein.
"Diese [Männlichkeit] ist weder grob noch feminin. Sie ist treu, sie ist standhaft, sie ist mutig und sanft. Und wir finden all diese Dinge im heiligen Josef. Ich denke, das ist ein weiterer Aspekt, der die Ausstrahlung dieses Bildes ausmacht."
Die Prozession führte zum Eastern Market – die Polizei stoppte und regelte den Berufsverkehr – wo seit dem 18. Jahrhundert Arbeiter ihre selbst hergestellten Waren verkaufen können. Damit unterstützen bis heute Väter ihre Familien. Zwei Dinge, von denen der heilige Josef der Schutzpatron ist, bemerkte Stein.
"So konnten alle Arbeiter ihren Schutzpatron durch die Straßen ziehen sehen, ob sie es nun wussten oder nicht", sagte der Priester zu CNA.
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Die Prozession war Teil zahlreicher Veranstaltungen zur Feier des heiligen Josefs, die sowohl in der Pfarrei St. Josef als auch in anderen Pfarreien und der gesamten Erzdiözese stattfanden. Zusätzlich zur Prozession feierte die Pfarrei St. Joseph drei heilige Messen, veranstaltete ein italienisches Abendessen und hielt mehrere Andachten.
Für Kanonikus Stein sind die Prozession und Feierlichkeiten an Josefi nicht nur fotogene Anlässe, sondern die Frucht eines lebendigen geistlichen und liturgischen Lebens.
"Es zeigt unsere Lebendigkeit", sagte Stein. "Diese Dinge sind die Frucht eines täglichen sakramentalen Lebens, diese Dinge sind die Frucht einer ehrfürchtigen Liturgie und die Frucht einer soliden Katechese. Sie sind die Frucht des Engagements unserer jungen Erwachsenen".
Auch die Stadt Detroit erwache zu neuem Leben, und viele junge Menschen bleiben mittlerweile nach dem College in ihrer Heimatstadt, um hier ihre ersten Jobs zu bekommen, so der Priester.
Für die wachsende Zahl von Jugendlichen bietet St. Joseph eigene Teenager-Katechesen und Gruppen für junge Erwachsene an, so Stein. Die Gemeinde feiert auch tägliche Messen und hört täglich Beichten, es gibt einen Schola-Chor und weitere Aktivitäten. Dadurch sei die Pfarrei binnen zwei Jahren zu einem Treffpunkt und einer Drehscheibe für die junge Generation der Millennials im Erzbistum geworden.
"Wir sind eine überwiegend junge Pfarrei", so Stein. Der Priester betont: Diese jungen Menschen haben ein Verlangen nach dem Fleisch gewordenen, christlichen Glauben.
"Wir bekommen unseren Glauben zu sehen, unseren Glauben zu hören, unseren Glauben zu schmecken usw., und das spricht uns einfach so an".
"Die Wahrheit muss in Schönheit erstrahlen.... wir sind keine Engel, wir sind nicht nur reine Intelligenzen, wir müssen sehen, berühren, hören; und das ist etwas, was die traditionelle Liturgie immer getan hat. Das ist etwas, was eine ehrfürchtige Messe oder Prozession tun kann, diese sichtbaren Zeichen, welche die Kirche im Laufe ihrer Geschichte verwendet hat, um die Hingabe zu wecken und die Hingabe zu fördern."
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.
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