Ernakulam - Montag, 29. Juli 2019, 14:11 Uhr.
Ein Sprecher der Syro-Malabarischen Kirche hat Agenturberichte kritisiert, dass mehrere hundert Priester gegen die Wiedereinsetzung von Kardinal George Alencherry durch Papst Franziskus protestierten. Alencherry wird vorgeworfen, Misswirtschaft betrieben zu haben. Auch im Fall der Vergewaltigungsvorwürfe gegen Bischof Franco Mulakkal steht der Kardinal in der Kritik.
Sämtlichen Vorwürfen widerspricht nun Pater Abraham Kavilpurayidathil, berichtet die Catholic News Agency, die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
Es werde "kalkulierte Propaganda" von Personen betrieben, die eine Absetzung Alencherrys wollen, so der Sprecher gegenüber CNA. Der Kardinal habe jedoch nur den Vatikan unterstützt und in guter Absicht gehandelt, auch was das umstrittene Immobiliengeschäft betrifft, so Pater Kavilpurayidathil.
Kardinal Alencherry ist Großerzbischof der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly der Syro-Malabarischen-Katholischen Kirche, einer mit Rom unierten Ostkirche mit knapp vier Millionen Gläubigen.
Alencherry wurde im November 2017 von einem Gremium seiner eigenen Erzdiözese beschuldigt, finanzielle Misswirtschaft betrieben zu haben.
Die Vertreter des Rates erhoben den Vorwurf, dass der Kardinal, zwei ältere Priester und ein Immobilienmakler Land unter Wert verkauft haben. Verlustgeschäft in Höhe von 10 Millionen Dollar. Zudem habe der Kardinal dabei die kirchenrechtlichen Vorgaben umgangen.
Der Vatikan suspendierte den Kardinal von seiner Ausübung der Rolle des Erzbischofs im Juni 2018. Ein vom Vatikan eingesetzter Apostolischer Administrator berichtete über die finanziellen Vorgänge nach Rom.
"Der Kardinal blieb immer der Erzbischof der Diözese, aber administrative Angelegenheiten wurden Bischof Jacob Manathodath anvertraut", so Kavilpurayidathil.
Was die Ermittlungen des Vatikans ergeben haben, steht bislang nicht fest: Zwei Weihbischöfe sind weiterhin suspendiert, während Alencherry selbst von Papst Franziskus wiedereingesetzt worden ist. Allerdings muss er, laut einem Schreiben der Apostolischen Nuntiatur vom 24. Juni, monatlich über die Finanzen des Erzbistums Bericht erstatten und "die bürgerlichen Gesetze einhalten".
Nach Angaben der AP traten daraufhin etwa 450 Priester, darunter 70 Geistliche außerhalb Indiens, vergangene Woche in einen Hungerstreik und richteten eine Gebetswache am Sitz des Kardinals in der Stadt Kochi ein, um gegen die Wiedereinsetzung von Alencherry durch Papst Franziskus zu demonstrieren und weitere Informationen zu fordern.
Der Hungerstreik sei beendet worden, nachdem Kirchenvertreter verbindlich eine Anhörung der Forderungen der Priester beim Treffen im August zugesagt hätten, so AP.
Pater Kavilpurayidathil räumte gegenüber CNA zwar ein, dass Kardinal Alencherry sich nicht an alle üblichen Absprachen bei großen Immobiliengeschäften gehalten habe – so sei tatsächlich die Synode der Syro-Malabarischen Bischöfe nicht informiert worden. Doch habe Alencherry in "bester Absicht" gehandelt.
Die Proteste von Priestern gegen die Wiedereinsetzung Alencherrys hätten "nichts" mit den Vorwürfen gegen den Kardinal im Fall der Vergewaltigungsvorwürfe gegen Mulakkal zu tun.
Ein indischer TV-Sender hatte eine Audio-Aufnahme veröffentlicht, die belegen soll, dass der Kardinal von den Vergewaltigungsvorwürfen einer Nonne gegen Bischof Mulakkal wusste, bevor die Ordensfrau eine Anzeige erstattete.
Mehr noch: In dem Telefonat sagt Alencherry dem mutmaßlichen Opfer offenbar, dass er gegenüber der Polizei leugnen werde, vom Vorwurf erfahren zu haben. Statt Anzeige zu erstatten, solle die Nonne sich an den Nuntius wenden, so Alencherry offenbar weiter.
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Die Nonne habe den Vergewaltigungsvorwurf nicht ausdrücklich in diesem Gespräch erwähnt, so damals ein Sprecher der Syro-Malabarischen Kirche in einer Stellungnahme.
Dies bekräftigt nun Kavilpurayidathil. Zudem sei die Nonne zwar eine Katholikin der Syro-Malabarischen Kirche, aber unterstehe als Ordensfrau der lateinischen Kirche. Deshalb habe Alencherry ihr gesagt, sie müsse sich
"Kardinal Alencherry hat nichts mit den internen Problemen des Ordens zu tun", so Kavilpurayidathil wörtlich.
Wie CNA Deutsch berichtete, gibt die namentlich nicht genannte Ordensfrau an, dass Bischof Franco Mulakkal sie Vergewaltigung und zwischen 2014 und 2016 insgesamt 13 Mal sexuell missbraucht hat. Nachdem sie anderen Schwestern ihrer Gemeinschaft von den sexuellen Gewalttaten Anfang 2017 erzählt hatte, habe sie sich auch an katholische Verantwortliche im Land gewandt, darunter Kardinal George Alencherry.
Schließlich, so die Schwester, habe sie Briefe an den Apostolischen Nuntius in Indien geschickt, Erzbischof Giambattista Diquattro, sowie an den vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin – und an Papst Franziskus.
Auf keines der Schreiben habe sie eine Antwort bekommen. Schließlich ging die Ordensfrau im Juni 2018 zur Polizei und erstattete Anzeige.
Alencherry hatte bislang abgestritten, von der Nonne über den Vorwurf informiert worden zu sein, bevor diese eine offizielle Beschwerde einreichte.
Er hat jedoch eingeräumt, die Ordensfrau im Jahr 2017 getroffen zu haben. Damals habe die Nonne jedoch den sexuellen Missbrauch nicht erwähnt.
Wie CNA Deutsch ebenfalls berichtete, steht Bischof Franco Mulakkal mittlerweile vor Gericht wegen des Verdachts auf Vergewaltigung.
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