Vatikanstadt - Mittwoch, 1. Juli 2020, 8:29 Uhr.
Wird Papst Franziskus mit Bischof Daniele Libanori am Freitag einen Jesuiten zum Kopf der Kleruskongregation ernennen? "Diese Gerüchte in den Fluren des Vatikans wurden scheinbar bestätigt durch eine Audienz beim Papst am 26. Juni", schreibt der Vatikanist Andrea Gagliarducci.
Was jetzt noch Spekulation ist, wirft gleichzeitig ein erhellendes Licht auf die Lage in der Kurie.
Einmal wäre es zwar das erste Mal, dass ein Ordensmann die Kongregation für alle Priester leitet, die selber nicht Ordensmänner sind. Andererseits würde Franziskus damit einen weiteren Jesuiten in eine Spitzenposition des Vatikans hieven: Vergangenes Jahr ernannte Franziskus seinen Ordensbruder Juan Antonio Guerrero Alves zum Präfekten des Wirtschaftssekretariates. Und Kardinal Luis Ladaria Ferrer, der Präfekt der Glaubenskongregation, ist bekanntlich ebenfalls Jesuitenpater.
Auch wenn der Papst in dieser Personalie anders entscheiden sollte: Die Herausforderung wird eine große, erkärt Gagliarducci. Während Pater Guerrero mit der Finanzkrise des Vatikans kämpft, wird der Nachfolger in der Kleruskongregation inmitten des Umbaus der Kurie unter Franziskus eine Schlüsselrolle spielen. Und in der Kleruskongregation tritt der Nachfolger zudem in die Fußstapfen eines sehr engen Papstvertrauten und Beraters treten: Kardinal Beniamino Stella.
Bischof Libanori zeichne sich seinerseits vor allem dadurch aus, dass er immer sehr treu die Position des Papstes vertrete, schreibt der Vatikanist. Auch in der Covid-19-Krise sei dies der Fall gewesen. Libanori warf Gläubigen, die unter dem Lockdown litten und die Schließung von Kirchen kritisierten, mit einem Brief in der Jesuitenzeitschrift "La Civiltá Cattolica" vor, einen "unreifen" Glauben zu haben.
Eine offene Kirche sei vielleicht ein "tröstendes Zeichen" in der Coronavirus-Krise, so Libanori. "Aber wenn es nur ein Zeichen ist, dann reicht es, wenn nur der Dom offen bleibt".
Der Papst habe die Gläubigen stets aufgefordert, die Anweisungen der Regierung zu achten, schreibt Gagliarducci. Am 20. Juni traf sich der Papst mit den Ärzten der Lombardei, der am stärksten vom COVID betroffenen italienischen Region. Bei dieser Gelegenheit zeigte der Papst auch mit dem Finger auf "Teenager Priester", die sich für öffentliche Messen einsetzten.
Wie geht es weiter mit der Kurienreform?
Während die eigentliche Kurienreform immer noch aussteht, sind fünf von neun Präfekten bereits 75 Jahre alt geworden. Darüber hinaus werden weitere Spitzenpositionen in der Kurie frei werden, wie Gagliarducci betont.
Die anderen Präfekten, die das Rentenalter überschritten haben, sind Kardinal Luis Ladaria Ferrer, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, der im vergangenen Juni 75 Jahre alt wurde, Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation, ebenfalls 75 Jahre alt seit Juni 2019, Kardinal Giuseppe Versaldi, Präfekt der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, 76 Jahre alt, und Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen, ebenfalls 76 Jahre alt.
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