Mossul - Sonntag, 7. März 2021, 9:20 Uhr.
Rede zum Gebet für die Kriegsopfer
Hosh al-Bieaa (Kirchplatz)
Gruß des Heiligen Vaters
Liebe Brüder und Schwestern,
liebe Freunde!
Ich danke Erzbischof Najeeb Michaeel für seine Begrüßungsworte und bin besonders dankbar für die berührenden Zeugnisse von Pater Raid Kallo und Herrn Gutayba Aagha.
Vielen Dank, Pater Raid. Sie haben uns von der Zwangsevakuierung vieler christlicher Familien aus ihren Häusern erzählt. Das tragische Verschwinden der Jünger Christi hier und im ganzen Nahen Osten ist ein unermesslicher Schaden nicht nur für die betroffenen Menschen und Gemeinschaften, sondern für die Gesellschaft selbst, welche sie hinter sich lassen. Tatsächlich wird ein kulturelles und religiöses Gefüge, das in seiner Vielfalt so reich ist, durch den Verlust eines jeden Mitglieds geschwächt, und sei es auch noch so klein. Wie in einem eurer kunstvollen Teppiche kann ein ausgerissener Faden dem Ganzen schaden. Sie, Pater, haben auch über die grauenvolle Erfahrung gesprochen, entführt worden zu sein, und darüber, wie es dennoch möglich war, fest im Glauben für Gott und die Würde und Gleichheit all seiner Kinder Zeugnis abzulegen. Danke, Pater, dass sie in dieser jüngeren Vergangenheit ein Licht entzündet haben und uns damit zeigen, dass es möglich ist, auf die Versöhnung und auf ein neues Leben zu hoffen.
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Herr Aagha, Sie haben daran erinnert, dass die wahre Identität dieser Stadt im harmonischen Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Kulturen besteht. Daher nehme ich sehr wohlwollend ihre Einladung in Empfang, dass die christliche Gemeinschaft nach Mossul zurückkehren möge, um die vitale Rolle einzunehmen, die ihr im Sanierungs- und Erneuerungsprozess zukommt.
Heute erheben wir unsere Stimmen im Gebet zum allmächtigen Gott für alle Opfer des Krieges und der bewaffneten Konflikte. Hier in Mossul sind die tragischen Konsequenzen des Krieges und der Feindseligkeiten allzu sichtbar. Wie grausam ist es, dass dieses Land als Wiege der Zivilisation von einem so unmenschlichen Sturm heimgesucht worden ist, der antike Kultstätten zerstört hat und Abertausende von Menschen – Moslems, Christen, Jesiden und andere – gewaltsam vertrieben oder getötet hat!
Heute bekräftigen wir nichtsdestotrotz erneut unsere Überzeugung, dass die Geschwisterlichkeit stärker ist als der Brudermord, dass die Hoffnung stärker ist als der Tod, dass der Friede stärker ist als der Krieg. Diese Überzeugung spricht mit mächtigerer Stimme als jene des Hasses und der Gewalt; und sie wird niemals durch das vergossene Blut erstickt werden können, das von jenen verursacht wird, die den Namen Gottes verkehren, indem sie Wege der Zerstörung beschreiten.
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