Rom - Montag, 8. März 2021, 17:36 Uhr.
Papst Franziskus hat am Montag gesagt, der Anblick der zerstörten Kirchen und Ruinen in Mossul und in der Ninive-Ebene im Nordirak habe ihn sprachlos gemacht.
"Als ich vor der zerstörten Kirche anhielt, hatte ich keine Worte... unfassbar", sagte Franziskus am 8. März.
Auf der "fliegenden Pressekonferenz" sagte der Papst zu Journalisten, dass er über die Zerstörung im Nordirak gelesen und Bilder gesehen habe, aber was er persönlich in Mossul und Karakosch gesehen habe, sei unvorstellbar.
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Die Irak-Reise des Papstes vom 5. bis 8. März führte ihn von Bagdad zum Geburtsort Abrahams und schließlich in die von Trümmern überzogene Stadt Mossul, wo der Islamische Staat 2014 sein Kalifat ausrief.
"Aber was mich dann am meisten berührt hat, war das Zeugnis einer Mutter in Qaraqosh", sagte Papst Franziskus auf seinem Flug zurück nach Rom.
"Sie ist eine Frau, die ihren Sohn bei den ersten Bombenanschlägen des Islamischen Staates verloren hat, und sie sagte ein Wort: 'Vergebung'. Ich war sehr bewegt."
Papst Franziskus traf Doha Sabah Abdallah, die Mutter, die ihren Sohn verloren hat, in der syrisch-katholischen Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Baghdida Die Stadt, 20 Meilen südöstlich von Mossul, war von 2014 bis 2016 vom IS besetzt.
Abdallah erzählte dem Papst und den in der Kirche Versammelten von der Bombardierung der Stadt im August 2014, bei der ihr Sohn, sein Cousin und ein junger Nachbar getötet wurden.
"Unsere Stärke kommt zweifelsohne aus unserem Glauben an die Auferstehung, eine Quelle der Hoffnung. Mein Glaube sagt mir, dass meine Kinder in den Armen von Jesus Christus, unserem Herrn, sind. Und wir, die Überlebenden, versuchen, dem Angreifer zu vergeben, weil unser Meister Jesus seinen Henkern vergeben hat. Indem wir ihn in unseren Leiden nachahmen, bezeugen wir, dass die Liebe stärker ist als alles", sagte die Irakerin.
Während der Pressekonferenz im Flugzeug sprach Papst Franziskus über diesen Moment: "Ich vergebe. Das ist ein Wort, das wir verloren haben. Wir wissen, wie man in großem Stil beleidigt. Wir wissen, wie man in großem Stil verurteilt ... Aber zu vergeben, seinen Feinden zu vergeben. Das ist das reine Evangelium. Das wurde mir in Karakosch klar."
Der Papst sprach auch über sein Treffen mit dem Vater von Alan Kurdi, dem Dreijährigen, der bei einem Schiffsunglück starb, als seine Familie versuchte, mit anderen syrischen Kriegsflüchtlingen die Ägäis zu überqueren.
Der Papst sagte, das Bild des verstorbenen Jungen "geht über ein Kind hinaus, das auf der Flucht gestorben ist. Es ist ein Symbol für sterbende Zivilisationen, die nicht überleben können. Ein Symbol der Menschlichkeit."
Der 84-jährige Papst merkte auch an, dass er sich während der Irakreise müder gefühlt habe als auf früheren Reisen.
Er erinnerte sich an den letzten Tag seiner Reise, sagte er: "Gestern, als wir von Karakosch nach Erbil unterwegs waren, gab es viele junge Leute ... sehr viele junge Leute. Und die Frage, die mir jemand stellte, war: 'Und diese jungen Leute, was ist ihre Zukunft? Wohin werden sie gehen?' Und viele werden das Land verlassen müssen, viele."
Etwa 60 Prozent der irakischen Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt. Die Arbeitslosenquote für junge Menschen im Irak wird auf 36Prozent geschätzt, wobei niedrige Ölpreise, staatlich verursachte Verschwendung und Korruption sowie eine schlechte Sicherheitslage das Potenzial des Landes für wirtschaftliches Wachstum weiter behindern.
Der Papst betonte, dass Migration "ein doppeltes Recht" sein müsse, mit einem "Recht, nicht auszuwandern, und einem Recht, auszuwandern."
"Aber diese Menschen haben beides nicht", fügte er hinzu.
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Die christliche Bevölkerung im Irak schrumpft seit Jahrzehnten stetig, von rund 1,4 Millionen im Jahr 2003 auf derzeit knapp 250.000 Christen im Land.
"Es sind dringende Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Menschen an ihrem Ort Arbeit haben und nicht auswandern müssen. Und auch Maßnahmen, um das Recht auf Auswanderung zu sichern", sagte der Papst.
Papst Franziskus drückte seine Dankbarkeit gegenüber Ländern aus, die Flüchtlinge und Migranten aufgenommen haben, und erwähnte dabei besonders den Libanon und Jordanien.
Der Papst enthüllte, dass Kardinal Bechara Boutros Rai, der maronitische Patriarch des Libanon, ihn gebeten hatte, einen Halt in der Hauptstadt des Landes, Beirut, in seinen Irak-Besuch aufzunehmen.
Aber Franziskus sagte, er habe sich dagegen entschieden, weil er das Gefühl hatte, das Land verdiene einen umfangreicheren Besuch.
"Ich habe einen Brief geschrieben und ein Versprechen gegeben, eine Reise in den Libanon zu machen", sagte der Papst.
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