Erzbischof Schick: "Der Krieg in Syrien braucht mehr internationale Aufmerksamkeit“

Exodus der Christen ungebrochen: "Die wollen ihre syrische Heimat nicht verlassen. Aber ein Leben in Sicherheit und Frieden, das sie für sich und ihre Kinder wünschen, ist derzeit nicht in Sicht.

Erzbischof Ludwig Schick
Manfred Finken / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Angesichts des inzwischen seit zehn Jahren andauernden Krieges in Syrien mahnt der Vorsitzende der "Kommission Weltkirche" der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg, einen größeren Einsatz der Weltgemeinschaft für diplomatische Lösungen an.

Erzbischof Schick macht auch darauf aufmerksam, dass der Exodus der Christen aus Syrien erst zum Erliegen kommen werde, wenn sich den Menschen vor Ort neue Lebensperspektiven eröffnen. "Die Christen wollen ihre syrische Heimat nicht verlassen. Aber ein Leben in Sicherheit und Frieden, das sie für sich und ihre Kinder wünschen, ist derzeit nicht in Sicht. Erst wenn politische Stabilität und der Schutz vor Willkür und Gewalt auch wirtschaftliche Chancen eröffnen, wird der Wegzug der Christen verebben." Die Christen vor Ort bedürften weiterhin jeder möglichen Unterstützung.

"In Syrien wütet ein Krieg, der auf der politischen Tagesordnung inzwischen nur noch hin und wieder auftaucht", so der Bamberger Hirte.

Es sei aber unerlässlich, "kontinuierlich und mit Nachdruck internationale Verhandlungen zu fördern, um wenigstens das Leid der Zivilbevölkerung zu mildern".

"Das Leid der Menschen erlaubt es nicht, uns erst mit uns selbst und irgendwann einmal wieder mit ihnen zu beschäftigen. Jetzt ist dringendes Handeln auf allen Ebenen internationaler Politik erforderlich", so Erzbischof Schick.

Es sei notwendig, in allen Teilen des Landes Wege zu schaffen und Wege offen zu halten, damit humanitäre Hilfe möglich wird: "Damaskus und seine Verbündeten Russland und Iran, aber auch die Türkei, müssen Sorge dafür tragen, dass die humanitäre Hilfe unterschiedslos alle Bedürftigen erreichen kann."

Europa versuche derzeit vor allem mit der Verhängung von Sanktionen politischen Druck auszuüben. Die Lage in Syrien zeige jedoch, dass die Sanktionen kaum zur Lösung des Konflikts beigetragen hätten, mahnt Schick, der zuletzt 2019 das Land besucht hat. Vielmehr verschlimmerten sie die humanitäre Lage weiter.

"Es ist unabdingbar, die Folgen der Sanktionen für die Bevölkerung genau zu analysieren – und die Sanktionen gegebenenfalls anzupassen. Angesichts der Not muss es das oberste Gebot sein, gemeinsam danach zu suchen, wie den Menschen am besten geholfen werden kann."

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"Alle Initiativen, die eine Deeskalation in Syrien bewirken können, müssen die Unterstützung der Europäischen Union und der Vereinten Nationen finden", so der Erzbischof. "Kreativität und Mut sind erforderlich, um mit allen Konfliktparteien ins Gespräch zu kommen."

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Insgesamt brauche es einen Mix aus diplomatischen Aktivitäten, dem Einsatz aller politischen Mittel und Offenheit zur Beteiligung all derer, die zu einer Lösung beitragen könnten.

"Die Konflikte in der Region sind miteinander verwoben. Man darf aber weder der Versuchung erliegen, mit einem großen Plan alle Probleme auf einmal lösen zu wollen, noch vor der Größe der Aufgabe kapitulieren. Es kommt darauf an, mit kleinen Schritten und einer Haltung der Solidarität auf einen besseren Schutz der Bevölkerung, auf Rechtssicherheit und auf Stabilität hinzuarbeiten. Das Schweigen der Waffen hat Priorität, Versöhnungsarbeit wird dadurch überhaupt erst möglich."

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