Prato - Mittwoch, 13. April 2022, 7:30 Uhr.
"Morgen ein Priester weniger", sagte der politische Kommissar einer der "Garibaldi-Brigaden" der Kommunistischen Partei von Monchio, einer kleinen Stadt in der norditalienischen Provinz Modena. Diese Worte aus dem Jahr 1945 signalisierten die Entscheidung des Kommissars, dass der Seminarist Rolando Rivi hingerichtet werden musste. Rivi war erst 14 Jahre alt und ist nun der erste seliggesprochene Seminarist der Kirche.
Davor folterten die Kommunisten den 14 Jahre alten Jungen tagelang – aus Hass, weil er katholisch war, wie sie später zu Protokoll gaben.
Rolando Rivi (Wikimedia/cc0)
Rivis Seligsprechung fand am 5. Oktober in Modena statt, und es war ein wahres "Fest des Glaubens". Fast 20.000 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil, die aus der norditalienischen Region Emilia Romagna kamen, die auch als "Dreieck des Todes" bekannt ist.
Von 1943 bis 1949 wurden in dieser Region etwa 4.500 Menschen von Kommunisten ermordet. Unter ihnen waren 93 Priester, denen verschiedene Vergehen vorgeworfen wurden, darunter Kollaboration mit der faschistischen Regierung, Hilfe für faschistische Flüchtlinge oder einfach nur, dass sie Priester waren oder studierten, um einer zu werden. Letzteres war der Fall von Rivi.
Rivis Geschichte
Geboren 1931 in einer zutiefst katholischen Familie, entdeckte Rivi schon sehr früh seine Berufung und trat ins Priesterseminar ein, als er erst 11 Jahre alt war. Zu dieser Zeit trugen natürlich alle Seminaristen Soutanen, wie heute immer noch in der Tradition üblich, und so auch Rivi.
Nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten am 8. September 1943 und der anschließenden Besetzung Norditaliens durch die Nazis bildeten sich Partisanengruppen, um die Befreiungsbemühungen der Alliierten zu unterstützen. Die Bewegung setzte sich zunächst aus unabhängigen Truppen (Mitglieder politischer Parteien, die zuvor vom faschistischen Regime verboten worden waren) oder aus ehemaligen Offizieren der Königlichen Italienischen Armee zusammen.
In Modena setzten sich die Partisanenformationen hauptsächlich aus Kommunisten, Sozialisten und Mitgliedern des Partito d'Azione (einer republikanischen liberal-sozialistischen Partei) zusammen, und sie waren durch die Feindseligkeit gegenüber den Faschisten und einen antikatholischen Geist geeint. Vor allem die kommunistischen Partisanen dachten, dass der Klerus ein Hindernis für ihr revolutionäres "Projekt" sein könnte, und dies nährte ihren Antiklerikalismus.
Im Juni 1944 besetzten Nazitruppen das Priesterseminar, und so wurden alle Seminaristen nach Hause geschickt. Rivi kehrte in seine Heimatstadt San Valentino zurück und nahm seine Bücher mit, um dort sein Studium fortzusetzen.
In San Valentino hörte der junge Seminarist nie auf, seine Soutane zu tragen, trotz dem Hass auf Katholiken und des zunehmenden Klimas der Gewalt. Als seine Eltern ihm vorschlugen, die Soutane zu seiner eigenen Sicherheit nicht mehr zu tragen, soll Rivi geantwortet haben: "Ich studiere, um Priester zu werden, und diese Gewänder sind das Zeichen, dass ich zu Jesus gehöre."
Die Situation wurde immer schwieriger: Vier Priester wurden von den kommunistischen Partisanenbrigaden getötet, und Pater Olinto Marzocchini, der Pfarrer von San Valentino und Rivis geistlicher Vater, wurde von Kommunisten überfallen und anschließend an einen sichereren Ort versetzt.
Trotzdem verbrachte Rivi seine Tage zwischen dem Dienst in seiner Pfarrei und seinen Studien. Am Morgen des 10. April 1945, nach der Messe, nahm der 14-Jährige seine Bücher und ging in den nahe gelegenen Wald, wo er zu lernen gewohnt war. Doch dieses Mal kehrte er nicht zurück. Am Mittag machten sich seine Eltern Sorgen, weil Rivi nicht zum Mittagessen zurückgekommen war; sie gingen in den Wald und fanden seine Bücher auf dem Boden und ein Blatt Papier, auf dem folgende Worte geschrieben waren: "Sucht nicht nach ihm. Er ist nur für eine Weile mit uns Partisanen gekommen."
Entführt und seiner Soutane beraubt, wurde Rivi drei Tage lang von Partisanen gefangen gehalten und gefoltert. Einige der Partisanen schlugen vor, ihn gehen zu lassen, da er nur ein kleiner Junge war. Aber die Mehrheit verurteilte ihn zum Tode, um "einen zukünftigen Priester weniger" zu haben.
Am 13. April wurde Rivi in einen Wald in der Umgebung von Modena gebracht. Die Partisanen hoben ein Grab aus und ließen Rivi auf dessen Rand knien. Während er betete, wurde der gefolterte junge Seminarist durch Schüsse ins Herz und in den Kopf getötet. Seine Soutane wurde zu einem Ball zusammengerollt, herumgeschleudert und dann als "Kriegstrophäe" der Kommunisten in die Eingangstür eines Hauses gehängt.
Versöhnung mit der Geschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg verherrlichten die offizielle Geschichtsschreibung und linke Intellektuelle in Schulen und Medien den sogenannten "italienischen Widerstand", den Partisanenkampf gegen den Nazifaschismus – und verschwieg systematisch die Verbrechen, die im Namen dieses Widerstands gegen Landsleute und vor allem gegen Katholiken begangen wurden.
Bis heute belastet die Weigerung linker Persönlichkeiten, den mörderischen Terror des Kommunismus einzuräumen, öffentliche Debatten – wie vielerots den örtlichen Frieden.
Genau aus diesem Grund wurde das "Glaubensfest" der Seligsprechung Rivis ein gesegneter Tag für Italien und kann sogar als ein Höhepunkt im Prozess der Versöhnung im sogenannten "Dreieck des Todes" angesehen werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Tod Rivis sofort als "Privatverbrechen" bezeichnet. Doch der Journalist und Historiker Emilio Bonicelli gab der Sache der Seligsprechung großen Auftrieb. Er las von der Geschichte eines englischen Kindes, das dank Rivis Fürsprache auf wundersame Weise von Leukämie geheilt wurde, und diese Geschichte brachte eine breitere Anerkennung des jungen Märtyrers.
"So lernte ich Rolando kennen", erzählte Bonicelli, "und von da an kämpfte ich dafür, seine Geschichte zu beleuchten. In dem Wald, in dem Rolando getötet wurde, schien es, als hätte der Hass gesiegt und als wäre Rolando aus der Geschichte ausgelöscht worden. Aber der Herr lehrte uns, dass es kein großes Übel gibt, das nicht zu einem größeren Guten führen kann."
Sergio Rivi, ein Cousin von Rolando, war einer der ersten, der nach der Wahrheit über den Tod des jungen Seminaristen suchte. Es wurde erklärt, dass der Junge getötet wurde, weil er verdächtigt wurde, ein Nazi-Spion zu sein, aber Sergio behauptet, dass "niemand in unserer Familie das jemals geglaubt hat."
Sergios Suche führte ihn zu der Arbeit von Paolo Risso, einem Forscher der italienischen Geschichte. Risso war mit dem Leben des Jungen vertraut geworden, nachdem er 1976 ein Buch gelesen hatte, das sich auf ihn bezog. Fasziniert recherchierte Risso die Unterlagen über Rolando, und der damalige Bischof Paolo Gibertini von Reggio Emilia brachte ihn mit Sergio in Kontakt.
Risso schrieb 1991 die erste Biographie über Rivi. Er beschrieb die Herausforderungen, denen er begegnete, als er versuchte, den Tod des Jungen zu recherchieren, und sagte: "Ich traf auf so viele Hürden und Ohrfeigen."
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Risso betonte auch, dass "es vier weitere Seminaristen gab, die im gleichen Zeitraum in der Emilia Romagna aus Hass auf den Glauben getötet wurden. Weitere Untersuchungen über ihr Leben sollten fortgesetzt werden."
"Die Geschichte von Rolando Rivi hat mich beeindruckt, weil er der jüngste der getöteten Seminaristen war und es keine Zweifel an seinem Martyrium gab", so der Biograph.
Martyrium aus Hass auf den Glauben
Dass Rivis Hinrichtung vom Hass auf seinen Glauben inspiriert war, wird auch im Urteil des Gerichts deutlich, das seine Mörder, Giuseppe Corghi und Delciso Rioli, zu 16 bzw. 26 Jahren Haft verurteilte. (Sie wurden nach sechs Jahren Haft freigelassen. Italiens damaliger Justizminister Palmiro Togliatti, ebenfalls ein Kommunist, gewährte seinen Gleichgesinnten eine Amnestie.)
Im Urteil des Richters steht geschrieben, dass Rivi getötet wurde, weil er "sehr jung und von frommem und unverständlichem Verhalten" war und "mit katholischen Partisanen sympathisierte und gegen die Verbreitung des Kommunismus war."
Für Risso ist Rivis Märtyrertum klar. Das Urteil, sagte er, "scheint von einem Papst geschrieben zu sein, aber es wurde von einem italienischen Richter geschrieben."
Als Märtyrer des Glaubens bedurfte es keines Wunders, um Rivi seligzusprechen.
Während der Predigt der Seligsprechungsmesse verkündete Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Heiligsprechung, dass "menschliche Ideologien untergehen, aber das Evangelium der Liebe geht niemals unter, weil es die Frohe Botschaft ist."
Kardinal Amato sprach auch von den "Hyänen, die sich von Hass ernähren und nach Beute suchen, um sie zu beißen und zu verschlingen, die Rivi seine Gewänder auszogen, wie es der Henker Jesu tat."
Diese "Hyänen", sagte Kardinal Amato, "haben die Gebote des Herrn vergessen", und sie wurden "indoktriniert, das Christentum zu bekämpfen, Priester zu demütigen, die Pfarrer zu töten und die katholische Lehre zu zerstören."
Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.
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