Vom Kindersoldaten zum katholischen Priester: Die Geschichte von Pfarrer Mbikoyo

Feier der heiligen Messe an einem Sonntag im Bistum Rumbek (Südsudan): Eine Aufnahme aus dem Jahr 2013
Ernst Ulz / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Ein katholischer Priester kehrt in das Land zurück, in dem er einst verschleppt wurde: Pfarrer Charles Mbikoyo will "denen Hoffnung schenken, die alle Hoffnung verloren haben."

In den letzten sieben Jahren hat der aus dem Südsudan stammende Mbikoyo Philosophie an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studiert, erzählte er EWTN News In Depth am 9. Juli. Aber seine Geschichte beginnt im heutigen Südsudan, wo er 1988 im Alter von 12 Jahren ins Knabenseminar eingetreten war.

Seine Schulzeit wurde ein Jahr später unterbrochen, als Rebellen mitten in der Nacht das Knabenseminar aufsuchten und an die Tür der Schlafräume klopften. "Da erklang eine laute Stimme", erinnert sich Pater Mbikoyo. "Sie befahl uns jungen Seminaristen, herauszukommen".

Die Jungen hatten jedoch Angst: Im Wissen um die Bedrohung durch nahe gelegene Rebellengruppen zögerten sie, die Tür zu öffnen. Aber die Männer draußen warnten: "Wenn ihr die Tür nicht öffnet, werden wir Euch einfach zusammen mit dem Gebäude vernichten."

Widerwillig gingen sie nach draußen, wo die Rebellen ihnen befahlen, ihre Habseligkeiten einzusammeln und mit ihnen "zur Ausbildung" zu gehen. Der junge Mbikoyo wurde zusammen mit 40 anderen jungen Burschen und ihrem Rektor gefangen genommen.

"Das erste, was sie sagten", erinnert sich Pater Mbikoyo, "war, dass jeder, der flieht, erschossen wird." In den kommenden drei Monaten unterzogen die Rebellen die Jungen einer rigorosen militärischen Ausbildung. "Wir mussten springen wie Frösche", sagte Pater Mbikoyo. "Wir mussten lernen, Kugeln auszuweichen. Wie man schießt."

"Die Doktrin war: 'Die Waffe ist mein Vater'", betonte er. Mit anderen Worten: "Sie ist für alles da. Für alles, was du erreichen willst, brauchst du nur diese Waffe."

Laut Pater Mbikoyo haben er und seine Mitseminaristen "einfach aufgegeben."

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"Wir haben die Hoffnung verloren, nach Hause zurückzukehren", sagte er. "Wir verloren die Hoffnung, wieder zur Schule zu gehen. Wir verloren die Hoffnung, Priester zu werden, was unsere ursprüngliche Absicht war."

Aber der Rektor des Priesterseminars weigerte sich, freigelassen zu werden, und bestand darauf, bei den Jungen zu bleiben, berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

"Die Worte des Rektors gaben mir immer Hoffnung", sagte Pater Mbikoyo. "Sie haben mir zu verstehen gegeben, dass es einen Gott gibt, der uns beschützen kann."

Nach Monaten der Gefangenschaft fand er einen Weg, mit vier anderen Jungen zu entkommen. Sie überlebten eine gefährliche Reise, bei der sie zwei Flüsse überquerten, in denen tödliche Tiere schwammen.

"Als wir entkamen, gingen wir in die Stadt namens Yei", sagte er. Dort nahm er seine Seminaristenausbildung wieder auf, bis er von Rebellen erneut bedroht wurde.

"Wir machten einen Monat lang weiter, aber dann hörten wir, dass die Rebellen kommen würden, um Yei einzunehmen", sagte er. "Wir sagten: 'Nein.' Wenn sie uns wieder finden, werden sie uns entweder töten oder sie bringen uns zurück an die vorderste Front, um zu kämpfen."

Das Rote Kreuz "sammelte uns wieder ein", erzählte er, und das Seminar zog von Rimenze nach Nzara, um die Rebellen zu vermeiden. Aber diese fanden sie trotzdem und griffen erneut an.

Daraufhin verließ Pater Mbikoyo das Land und siedelte in die Zentralafrikanische Republik über. Nachdem er dort drei Jahre lang gelebt hatte, reiste er nach Uganda, um seine Ausbildung fortzusetzen.

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"Ich habe so viele Jahre lang meine Eltern nicht gesehen - etwa acht oder neun Jahre", schätzt er. "Weil ich im Exil war. Wir hatten Angst, dass sie uns zwangsverpflichten könnten, wenn wir nach Hause zurückkehren."

2007, nach dem Ende des zweiten sudanesischen Bürgerkriegs, wurde er schließlich zum Priester geweiht.

"Als ich Priester wurde, sagte ich: 'Das ist eine wahre Berufung'", betont er. "Denn bei all dem Leid wäre ich vielleicht mit dem Gedanken aus dem Priesterseminar gegangen, dass dies nicht meine Berufung ist. Warum sollte ich all diese Art von Leiden in meinem Leben haben?"

"Ich erkannte, dass nein, das ist meine Berufung", schloss er.

Nach Abschluss seines Studiums in Rom bereitet sich Pater Mbikoyo darauf vor, in den Südsudan zurückzukehren.

"Mein Land ist in Aufruhr, und alle sind traumatisiert. Wenn ich also als Priester zurückkehre, ist meine Rolle - meine Mission - denen Hoffnung zu geben, die die Hoffnung verloren haben", sagte er.

Unter anderem hofft er, seine Erfahrungen für das Gute zu nutzen und dabei zu helfen, andere Kindersoldaten zu rehabilitieren.

"Ich werde sie ermutigen, ihren Glauben anzunehmen und auch die Berufung zu verfolgen, die jeder von ihnen wählen möchte", sagte er, was auch immer das sein mag.

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