Neue Technologie gibt den Inhalt alter Schriftrollen preis

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Zum ersten Mal seit Jahrhunderten kann eine uralte, biblische Schriftrolle gelesen werden – dank neuer Scanning-Technologie, die erlaubt, unlesbare Texte stark beschädigter Manuskripte lesbar zu machen. 

"Diese Arbeit macht es uns möglich, ein Fenster zur Vergangenheit zu öffnen: Wir lesen Materialien, die als verloren galten, weil sie so stark beschädigt oder verfallen waren", sagte Informatik-Professor Brent Seales von der Universität von Kentucky.

"Es gibt so viele andere einmalige und spannende Texte, die jetzt ihre Geheimnisse möglicherweise preisgeben werden", fügte Seales in einer Mitteilung seiner Hochschule zu.

Seales und seine Mannschaft entwickelten einen hochauflösenden Computer-Scan, der sogar stark beschädigte Schriftrollen, die in Tinte auf Tierhaut geschrieben wurden, "virtuell ausrollen" kann.

Der Scanner verwandelt selbst aus stark beschädigten Schriftrollen klare, lesbare Texte.

So hat die Analyse einer mindestens 1.500 Jahre alten Schriftrolle 35 Zeilen Text aus den ersten beiden Kapiteln einer Fassung des Buches Leviticus preisgegeben. 

Die Rolle wurde bei einer Ausgrabung im Jahr 1970 in der Synagoge in En Gedi in Israel geborgen. Im Lauf ihres langen Lebens erlitt sie schwere Brandschäden und galt bislang als nicht entzifferbar.

"Die Entdeckung des Textes der En Gedi Schriftrolle hat uns total erstant; wir waren überzeugt, dass Versuch, diesen zu entziffern ein Schuss ins Blaue war, aber diese fortschrittlichsten Technologien haben diesen kulturellen Schatz wieder zum Leben erweckt", sagte Pnina Shor, Kuratorin der Israelischen Antikenverwaltung und Leiterin des Projektes der Qumran-Schriften – der Schriftrollen vom Toten Meer.

Professor Seales and Kuratorin Shor sind zwei der Autoren einer Studie des Projekts, deren Ergebnisse am 21. September in "Science Advances" publiziert wurden.

Forscher der Hebräischen Universität von Jerusalem konnten eine kritische Analyse des geborgenen Textes vornehmen.

Der Text der Schriftroll ist identisch mit dem Masoretischen Text, der oft als Grundlage protestantischer Bibelübersetzungen dient, berichtete die New York Times. 

Verglichen mit dem Masoretischen Text weisen die Schriftrollen vom Toten Meer viele kleine Unterschiede auf. 

Entstanden ist die Schriftrolle, das haben Untersuchungen mit der Radiokarbonmethode gezeigt, frühestens im Jahr 300 nach Christus. Ein Experte für Hebräische Paleographie, Ada Yardeni, hat in einem Artikel im Journal "Textus" die Schrift analysiert. Der Stil sei typisch für die Jahre zwischen 50 und 100 nach Christus, so Yardeni.

Die neue Computer-Technik könnte den Inhalte anderer, beschädigter Schriften bergen. Dazu gehören nicht nur Rollen vom Toten Meer, sondern etwa auch Texte von Orten wie Herculaneum, einer griechischen Stadt, die im Jahr 79 nach Christus durch einen Vulkanausbruch zerstört wurde. 

 

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