Das kommende Konsistorium: Wie Papst Franziskus die Weltkiche neu prägt

Priester, Bischöfe und Kardinäle auf dem Petersplatz am 19. Oktober 2015.
CNA/Daniel Ibanez

Beim Konsistorium am 19. November wird Papst Franziskus einen weiteren Schritt gehen in Richtung eines Kardinalskollegiums nach seinem Geschmack. Das bedeutet: Im Konsistorium wird die größtmögliche Anzahl von Ländern der Welt wird vertreten sein, und es wird so gut wie keine Möglichkeiten der Ermunterung zum Karrierismus geben.

Die erste dieser beiden Kriterien wurde von Papst Franziskus bei der Pressekonferenz auf seinem Rückflug aus Aserbaidschan am 2. Oktober öffentlich anerkannt.

Während der Pressekonferenz erklärte der Papst, die Kriterien des Konsistoriums würden diejenigen sein, dass man „(Kardinäle) aus der ganzen Welt ernennt, denn die Kirche ist überall.“ Er fügte auch hinzu: „Es gibt eine lange Liste, aber wir haben 13 Schlitze. Und wir werden eine Balance brauchen. Mir gefällt es sehr, dass das Kardinalskollegium die Universalität der Kirche widerspiegelt: nicht nur das sog. Europäische Zentrum, aber jeden Kontinent.”

Diesem Kriterium folgte man bei den letzten Kardinalsernennungen.

Der Papst ernannte 17 neue Kardinäle: 13 von ihnen sind jünger als 80, und daher werden sie in einem Konklave abstimmen können; die anderen 4 wurden bereits 80 und werden daher von einem Konklave ausgeschlossen werden.

Von den 13 in einem Konklave stimmberechtigten Kardinälen kommen 3 aus den Vereinigten Staaten von Amerika: Bischof Kevin Joseph Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familien und das Leben, das noch gegründet werden wird; Erzbischof William J. Tobin von Indianapolis; und Erzbischof Blaise J. Cupich von Chicago.

Diese 3 sind die ersten US-Kardinäle, die Papst Franziskus während seines Pontifikats ernannt hat. Mit ihnen werden die Vereinigten Staaten von Amerika bei einem zukünftigen Konklave von 10 Kardinälen vertreten sein.

Drei der 13 Kardinäle kommen aus Europa: Erzbischof Jozef de Kesel aus Brüssel/Belgien; Erzbischof Carlos Osoro Sierra aus Madrid/Spanien; und Erzbischof Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien.

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Afrika wird von zwei neuen Kardinälen vertreten sein: Erzbischof Dieduonné Nzapalainga von Bangui (Zentralafrikanische Republik); und Erzbischof Maurice Piat, von Port Louis (Mauritius).

Weitere drei Kardinäle kommen aus Lateinamerika: Erzbischof Sergio da Rocha von Brasília (Brasilien); Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlanepantla (Mexiko); Erzbischof Baltazar Enrique Porras Cardozo of Mérida (Venezuela).

Ozeanien ist durch Erzbischof John Ribat von Port Moresby (Papua-Neuguinea)vertreten, während Erzbischof Patrick D’Rozario aus Dhaka (Bangladesch) der einzige asiatische  Kardinal ist.

Wie verändert sich nun die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums?

Ende 2016 wird es 120 Kardinäle geben, die in einem Konklave stimmberechtigt sind. Das ist die Obergrenze, die vom Seligen Papst Paul VI. zur Wahl eines Papstes festgesetzt und von all seinen Nachfolgern bestätigt wurde. Von diesen 120 Kardinälen wurden 44 von Papst Franziskus ernannt, 56 von Benedikt XVI. und 20 vom Heilgen Johannes Paul II.

In drei Konsistorien konnte Papst Franziskus das Kardinalskollegium so nach seinem Wunsch einer universelleren und südlicheren Kirche stark formen.

Die Zusammensetzung des kommenden Konklaves wird folgendermaßen sein: 54 Kardinäle werden aus Europa kommen, 34 aus Amerika (17 aus Nordamerika, 4 aus Mittelamerika  und 14 aus Südamerika), 14 aus Asien, 15 aus Afrika und 4 aus Ozeanien.

Papst Franziskus schenkte Ozeanien große Aufmerksamkeit. Die Anzahl der Mitglieder des Kardinalskollegiums aus diesem Kontinent  wuchs unter Papst Franziskus um drei neue Kardinäle: Der Papst ernannte in jedem Konsistorium, das er während seines Pontifikats einberufen hatte, einen Kardinal aus Ozeanien.

Italien ist immer noch das am stärksten vertretene Land mit 25 Kardinälen. Jedoch verringert sich das Gewicht der Europäer in einem zukünftigen Konklave: 2005 gab es 57 europäische Kardinäle, 2013 gab es 59 und heute sind nur 54 Kardinäle Europäer.

Zum ersten Mal überhaupt sind Bangladesch, Mauritius, die Zentralafrikanische Republik und Papua-Neuguinea durch einen Kardinal vertreten..

Diese zahlen zeigen das Interesse Papst Franziskus' an der Betonung der Rolle der Randgebiete.

Wenn eine Liste der Kardinäle herausgegeben wird,  ist auch die Reihenfolge der Kardinäle bemerkenswert

Zum Beisiel, als Papst Franziskus das Konsistorium vom 22. Februar ankündigte, stand an erster Stelle der Liste der neuen Kardinäle Pietro Parolin, der vatikanische Staatssekretär, aber der zweite Name auf der Liste war der von Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, und nicht derjenige von Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation. Das Signal war, dass Papst Franziskus eher die Synodalität als einen Posten innerhalb der Kurie hervorheben wollte. Dieses größere Augenmerk, das eher auf Synodalität als auf ein Amt im Kirchenstaat gelegt wird, wurde später bei der Einberufung der Außerordentlichen Synode über die Familie   2014 und der Synode zum selben Thema im Jahr 2015 unter Beweis gestellt.

An der Spitze der Lister dieses jüngsten Konsistoriums steht Erzbischof Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien, und an zweiter Stelle auf dieser Liste steht der Name des Erzbischofs  Nzapalainga von Bangui/Zentralafrika, während der Erzbischof der spanischen Hauptstadt Madrid – ein in der Tat wichtiger Bischofssitz – nur an dritter Stelle steht.

Wegen dieser Reihenfolge können nur geschätzt werden, dass Papst Franziskus den Schwerpunkt auf die Völker setzte, die an den Folgen eines lang andauernden Krieges leiden. Nuntius Zenari, der von sich behauptet, er sei ein Kriegsveteran – er diente als päpstlicher Botschafter in  Sierra Leone und Sri Lanka, als diese Länder von Konflikten heimgesucht wurden – wird als Päpstlicher Nuntius im „geliebten und gepeinigten Syrien“ bleiben, wie Papst Franziskus sagte, als er die Liste verlautbarte.

Als Kardinal wird der Nuntius sogar als eine Art Sondergesandter Papst Franziskus' beschrieben, so wie Kardinal Fernando Filoni, als Papst Franziskus ihn 2014 ihn in den von der Gewalt der Terrororganisation ISIS   erschütterten Irak entsandte.

Was die Ernennung Erzbischof Nzapalaingas betrifft, ist es erwähnenswert, dass Papst Franziskus im Novermber 2015 die erste Heilige Pforte des Jahres der Barmherzigkeit in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui eröffnete und dass der Erzbischof dafür sehr bekannt ist, dass er an den Friedensgesprächen nach dem dortigen Bürgerkrieg Teil nahm.

Die Nummer 6 auf der Liste der neuen Kardinäle – nach den Erzbischöfen Osoro Sierra, da Rocha und Cupich – ist Erzbischof Patrick D’Rozario von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. In Dhaka verübten am 1. Juli islamistische Terroristen einen Anschlag, der 20 Tote zur Folge hatte.

Um besser zu verstehen, wie Papst Franziskus die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums verändert, ist eine weitere Angabe bemerkenswert.

In drei Konsistorien ernannte Papst Franziskus 44 neue Kardinäle, und nur 5 unter ihnen waren Bischöfe mit Ämtern in der Kurie: im Konsistorium 2014 wurden 3 Kardinäle ernannt, die ein Amt an der Kurie bekleideten, im Konsistorium 2015 war dies nur bei einem Kardinal der Fall, und im kommenden wird Bischof Kevin J. Farrell, der gerade den Posten des Präfekten des Dikasteriums für Laien, Familie und das Leben angetreten hat, zum Kardinal ernannt..

So brach Papst Franziskus mit der Tradition, dass ein Bischof Kardinal wird, wenn er eine bestimmte Position erreicht hat. Ein weiterer Schritt, um den Karrierismus zu brechen, war, dass einige Diözesen, die normalerweise von einem Kardinal geleitet werden, nicht berücksichtigt wurden, im Gegensatz zu früher. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Erzbistümer Turin, Bologna und Palermo in Italien – traditionell von einem Kardinal geleitet – immer noch ohne Kardinal sind, ebenso das Patriarchat von Venedig, obwohl der Patriarch von Venedig das Kardinalspurpur tragen darf.

Sogar die US-amerikanischen Diözesen Philadelphia und Los Angeles werden nicht von einem Kardinal geleitet, im Gegensatz zu früher.

Auf diese Weise möchte Papst Franziskus verdeutlichen, dass es keine Diözesen erster und zweiter Klasse gibt und dass jeder Bischof – egal, woher er kommt oder wie groß oder wichtig die von ihm geleitete Diözese ist – Kardinal werden kann.

Papst Franziskus wird auch vier Bischöfe, die das 80. Lebensjahr erreicht haben, zu Kardinälen ernennen, aber sogar in diesem Fall ist das rote Birett nicht einfach eine Ehrenauszeichnung. Mit den Erzbischöfen Anthony Soter Fernandez, emeritierter Erzbischof von Kuala Lumpur (Malaysia) und Sebastian Koto Khoarai, emeritierter Erzbischof  von Mohale’s Hoek (Lesotho), zeigt Papst Franziskus einmal mehr sein auf die Kirchen in den Randgebieten gerichtetes Augenmerk.

Mit Erzbischof Renato Corti, emeritierter Erzbischof der norditalienischen Stadt Novara, zeichnete der Papst einen leidenschaftlichen Prediger aus, der im Jahr 2005 während der letzten Fastenexerzitien des Heiligen Johannes Paul II.  für die Kurie predigte und den Papst Franziskus um die Ausrichtung der diesjährigen Meditation am Karfreitag Im Kolosseum bat.

Schließlich wird der Papst Pfarrer Ernert Simoni zum Kardinal ernennen, den albanischen Priester, der mit seinem Zeugnis, das er über das Martyrium, das er unter dem atheistischen Regime in Albanien erlitt, den Papst zu Tränen rührte. Die verfolgte Kirche am Rand Europas – die erste europäische Kirche, die Papst Franziskus im Laufe seines Pontifikates besuchte – steht so wieder im Rampenlicht.

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