Der Fall der verschwundenen Emanuela Orlandi: Was Kardinal Parolin sagt

Kardinal Pietro Parolin
CNA Deutsch / Daniel Ibanez

Der vatikanische Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin hat sich zum mysteriösen Fall der 15-jährigen Emanuela Orlandi geäußert, die 1983 verschwand und deren Schicksal bis heute ungeklärt ist.

"Die Idee des Heiligen Stuhls ist es, die Dinge zu klären, zu sehen, was in der Vergangenheit getan wurde, sowohl von italienischer als auch von vatikanischer Seite, und zu sehen, ob etwas mehr getan werden kann, immer mit dem Ziel: die Dinge zu klären", sagte der Kardinal am 19. April der Nachrichtenagentur Ansa.

"Ich denke, das sind wir vor allem ihrer (Emanuelas) Mutter schuldig, die noch lebt und sehr leidet. Wir tun dies in bester Absicht", fügte er hinzu.

Vatikan nimmt Fall wieder auf

Im Januar dieses Jahres kündigte der Vatikan die Wiederaufnahme des Falles Orlandi an, der im April 2020 ergebnislos eingestellt worden war.

Mit dieser Entscheidung reagierte der Heilige Stuhl auf wiederholte Bitten von Emanuelas Bruder Pietro Orlandi, der seit fast 40 Jahren eine Kampagne zur Aufklärung des Falls führt.

Die Gerüchte um das mysteriöse Verschwinden der jugendlichen Tochter eines Vatikanmitarbeiters verwickeln Mitglieder der Mafia, des Klerus und der Türkischen Befreiungsfront", die die Freilassung des Türken Ali Agca fordert, der 1981 ein Attentat auf Johannes Paul II. verübt hatte.

Im Jahr 2012 forderten sie eine Untersuchung, als neben dem Grab des römischen Mafiabosses Enrico De Pedis in der Basilika St. Apollinaris nicht identifizierte skelettierte Überreste gefunden wurden. Die Knochen gehörten nicht zu der jungen Frau.

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Im Jahr 2018 wurden weitere skelettierte Überreste im Keller der Nuntiatur in Rom gefunden, die Untersuchungen ergaben jedoch, dass sie aus dem Jahr 1964 stammten.

Im März 2019 erhielt die Familie einen anonymen Brief mit dem Foto eines Grabes und der Aufschrift "Schau, wohin der Engel zeigt".

Die Stelle, die auf dem Foto zu sehen ist, befindet sich auf dem Friedhof der Deutschen und Flamen im Vatikan, bekannt als Campo Santo Teutonico, und so baten sie den Heiligen Stuhl, dieses Grab zu öffnen.

Untersuchungen zeigten: Es handelte sich nicht um die sterblichen Überreste von Emanuela Orlandi, und die Ermittlungen wurden im April 2020 eingestellt.

In einem Fernsehinterview am 11. April machte Pietro Orlandi brisante Aussagen, die Papst Franziskus als "beleidigend und unbegründet" bezeichnete. Er warf Johannes Paul II. nicht nur unangemessenes Verhalten vor, sondern auch, in die Affäre verwickelt zu sein und sie vertuschen zu wollen.

Dies löste eine Reihe von Reaktionen aus, unter anderem von Kardinal Stanislaw Dziwisz, der über 40 Jahre lang sein persönlicher Sekretär war, von der italienischen Bischofskonferenz, vom polnischen Episkopat und von Papst Franziskus selbst.

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