Synoden-Bilanz: „Was wir brauchen ist, den Glauben authentisch zu leben und verbreiten"

Interview mit Reinhild Rössler, Sprecherin des Mediennetzwerks Pontifex

Echte Bilder, echte Menschen, echtes Glück: Die Paare bei der Aktion #happilyeverafter teilten ihr Leben in einer christlichen Ehe mit der Öffentlichkeit
Echte Bilder, echte Menschen, echtes Glück: Die Paare bei der Aktion #happilyeverafter teilten ihr Leben in einer christlichen Ehe mit der Öffentlichkeit
Mediennetzwerk Pontifex
Reinhild Rössler ist Sprecherin des Mediennetzwerks Pontifex und lebt in Wien.
Reinhild Rössler ist Sprecherin des Mediennetzwerks Pontifex und lebt in Wien.
privat

Völlig widersprüchliche Interpretationen liefern verschiedene Synodenväter nach dem Abschluss der Familiensynode. Was aber alle vereint: Die Freude und Anerkennung, dass im Schlussbericht die Familie gewürdigt wird, und die Schönheit der christlichen Ehe. Genau dazu wollte das Mediennetzwerk „Pontifex” einen Beitrag leisten: Es begleitete die gesamte Synode mit einer Bilder-Kampagne und Kurzinterviews über die sozialen Medien. Unter dem Schlagwort #happilyeverafter zeigten katholische Ehepaare und Familien Bilder ihrer Ehe und sagen was diese für sie bedeutet. Während der Synode stellte „Pontifex” jeden Tag ein Ehepaar über Facebook, Instagram und Twitter vor. Sprecherin Reinhild Rössler zieht im Interview mit CNA ein Resümee.

CNA: Welche Bilanz ziehen Sie von der Synode?

RÖSSLER: Was sich in Rom für mich sehr deutlich gezeigt hat, ist, wie groß die Kirche doch tatsächlich ist. Man vergisst das schnell, wenn man mit den Fragen und Problemen der eigenen Ortskirche beschäftigt ist. Ich finde es ziemlich beeindruckend, dass da tatsächlich aus der ganzen Welt Menschen zusammenkommen mit der gleichen Motivation und dem gleichen Ziel, nämlich Christus. Das ist ziemlich einmalig und meiner Meinung nach auch eine große Stärke der Kirche. Das dies nicht immer einfach ist, hat sich bei der Synode ebenso gezeigt: Die verschiedenen Realitäten aus denen die Bischöfe kamen, erforderten von ihnen auch verschiedene Zielsetzungen, deren Durchsetzung von den Daheimgebliebenen erwartet wurde. Bei der Synode ging es jedoch nicht um die möglichst profitable Firmenpolitik einer Weltweiten Organisation, sondern es ging – vor allem dem Heiligen Vater – wohl darum zu schauen, was Christus heute von der Kirche, vor allem von katholischen Ehepaaren und Familien will und wie die Kirche den Menschen dahin den richtigen Weg zeigen kann. Ich glaube das ist auch der Grund, warum viele enttäuscht worden sind, die sich eine kirchenpolitische Wende erwartet haben. 

CNA: Die Interpretation des Schlussberichts durch die Synodenväter geht weit auseinander. Wie lesen Sie ihn?

RÖSSLER: Dass der Bericht so unterschiedlich bewertet wird, liegt vermutlich genau daran, dass es das Ergebnis einer langen Diskussion von so vielen so verschiedenen Personen ist – das heißt er ist in gewisser Weise natürlich ein Kompromiss. In der medialen Rezeption bedeutet das nun, dass jeder sich das raussucht, was ihm am besten gefällt; ich glaube das ist in den letzten zwei Tagen bei der Rezeption des Berichts in den Medien deutlich geworden. Vor allem beziehen sich die Diskussionen auf die Frage des Umgangs mit Geschiedenen Wiederverheirateten: Die säkularen Medien sprechen von einem "Erfolg" der deutschen Sprachgruppe, da jetzt die Priester über Zulassung zur Kommunion entscheiden könnten. Dabei wird offensichtlich vergessen, dass der Abschlussbericht ein Bericht ist und kein Parlamentsbeschluss. Wenn es bei der Kirche Christi um Parteien geht, die um politische Erfolge kämpfen, haben wir alle schon verloren. Ich lese den Bericht daher vielmehr als die Ergebnisse dieses weltweiten Austauschs und bin sehr dankbar über die Hilfestellungen und Darlegungen, die der Bericht enthält. Als junger Mensch halte ich besonders die Absätze für hilfreich und wichtig, in denen es um die Vorbereitung der Ehe geht. Wenn man sich auf dieses Abenteuer einlässt, dann sollte man schon wissen, was man tut. Ich bin daher gespannt, was der Heilige Vater aus diesen Ergebnissen macht und bin mir sicher, dass die Entscheidungen, die sich daraus ergeben vom Heiligen Geist geführt sein werden. 

CNA: Sie haben mit #happilyeverafter eine sehr positive Aktion zeitgleich zur Synode organisiert. Was wollten Sie damit bewirken und ist es Ihnen gelungen?

RÖSSLER: Das katholische Modell von Ehe und Familie wurde in den Diskussionen im Vorfeld der Synode häufig als etwas entweder Unlebbares, oder sogar Negatives, Einschränkendes dargestellt. Dass die sakramentale Ehe jedoch für viele etwas wunderschönes und Erfüllendes ist und auch gelingen kann, zeigen viele Paare in unserem Umfeld, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Genau das wollten wir mit der Aktion #happilyeverafter in den social media auch Anderen zeigen. Die vielen positiven Reaktionen, die wir bekommen haben, zeigen, dass gerade bei jungen Menschen das Gespür und vielleicht auch die Sehnsucht nach einer Beziehung da ist, die nicht auf ein paar Jahre, sondern auf das ganze Leben angelegt ist, die durch Kinder lebendig wird und von Gottes Gnade getragen wird. Das mag für ältere Menschen mit vielleicht auch schwierigen Lebenserfahrungen sicher etwas naiv klingen, aber ich glaube als junge Menschen brauchen wir die Ermutigung, um Entscheidungen treffen zu können, auch wenn unsere Wünsche und Vorstellungen manchmal wie aus einem Märchen zu sein scheinen.

CNA: Wünschen Sie sich noch mehr Synoden? Oder was anderes?

Mehr in Deutschland - Österreich - Schweiz

RÖSSLER: Synoden machen vor allem dann Sinn, wenn es eine Unklarheit gibt in Glaubensfragen, die von den Bischöfen diskutiert und dann entschieden werden muss. Bei uns hier in Deutschland und Österreich sind nicht die Unklarheiten in Glaubensdingen das Problem, sondern die Tatsache, dass es überhaupt nur noch sehr wenig Glauben gibt. Alle kirchlichen Regeln und Reformen - auch im Bereich von Ehe und Sexualität - sind nutzlos, wenn die Menschen keine Beziehung zu Christus, keine gelebte Spiritualität haben. Was wir brauchen und was ich mir wünsche ist der Mut bei uns Laien und auch bei den Bischöfen, diesen Glauben authentisch zu leben und zu verbreiten! Nur wenn ich verstehe und glaube, dass Christus der Sohn Gottes ist, dass er für mich gestorben ist und auferstanden und dass er mich persönlich in seine Nachfolge ruft, macht es auch Sinn, das Leben zu ändern in jedem Bereich, um ihm nachzufolgen. 

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