"SanTo": Dieser Roboter hilft beim Beten

Professor Gabriele Trovato mit dem "Gebets-Roboter"
Mit freundlicher Genehmigung

"Seit der Antike träumt die Menschheit von Robotern. Historisch gesehen waren Roboter, die ursprünglich Automaten genannt wurden, Produkte der Technologie und des Glaubens. Die Vereinigung von Robotern und Religion fand in den letzten zwei Jahrhunderten statt, als sich Wissenschaft und Religion trennten, und seitdem wurden sie im Allgemeinen als Gegensätze betrachtet. Heute, da sich Roboter und KI in der Gesellschaft auszubreiten beginnen, entstehen neue Möglichkeiten und neue ethische Herausforderungen".

So beginnt in der Zeitschrift "Philosophy" ein wissenschaftlicher Artikel über den Roboter "SanTO" von Prof. Gabriele Trovato, außerordentlicher Professor am Innovative Global Program des Shibaura Institute of Technology in Tokio, Japan, der den ersten Roboter entwickelt hat, der Gläubigen bei der Suche nach einem Bibeltext oder einem Gebet helfen soll:

"Aber die Idee kam mir in Japan, als ich das Design von Robotern vertiefte, um sie besser an verschiedene Kulturen anzupassen. Der Schritt von dort zur Religion war kurz. Ich arbeitete an einem künstlichen Gesicht, das so japanisch wie möglich aussehen sollte.

Ein Roboter, der nicht nur anthropomorph, sondern auch übernatürlich ist. Nun, ich fragte mich: Wie könnte man das Konzept des Christentums übertragen? Ich antwortete, indem ich einen Roboter nach dem Vorbild eines Heiligen entwarf, der in der Lage ist, Fragen über den Glauben zu beantworten und mit seinem Benutzer zu beten.

Professor Trovato erklärt den 'San.To': "SanTO (Akronym für SANctified Theomorphic Operator) ist ein Roboter, der wie die Statue eines Heiligen in einer Nische aussieht. Seine Rolle ist die eines Gebetsbegleiters, der aus der Bibel vorlesen, Gebete vorschlagen, Passagen zu verschiedenen Themen zitieren und die Geschichte der Heiligen des Jahres erzählen kann. 

(Gabriele Trovato)

Sein Design ist eine Mischung aus Technik und sakraler Kunst, die den goldenen Schnitt einbezieht und auf einem neoklassizistischen Stil basiert. Es handelt sich um den ersten katholischen Roboter. Sein einziger Vorgänger ist der 'mechanische Mönch' aus dem 16. Jahrhundert, der von Philipp II. von Spanien in Auftrag gegeben wurde.

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Wie kam er auf die Idee?

"Ich beschäftige mich mit der Interaktion zwischen Menschen und Robotern und insbesondere mit der Frage, wie man Roboter so anpassen kann, dass sie in der Gesellschaft verschiedener Länder mit sehr unterschiedlichem kulturellem Hintergrund wie Japan und Italien eingesetzt werden können. Insbesondere in Japan entstand eine Idee, die Elemente des Buddhismus und des Shintoismus einbezog, um einen Roboter zu entwickeln, der von den japanischen Ältesten leicht akzeptiert werden konnte. Der nächste Schritt war, diese Idee auf das Christentum zu übertragen. Dank der Unterstützung von Prof. Cuellar, Professor an der Päpstlichen Universität von Peru in Lima, konnten wir 2017 den ersten Prototyp bauen".

Wie funktioniert der Roboter?

"Die Steuerung ist so konzipiert, dass sie auch für ältere Menschen leicht verständlich ist. Sie müssen nur die Hände des Roboters berühren, um ihn zu aktivieren, den Rest erledigt die Stimme. Um eine Frage zu stellen, gibt es eine bestimmte Zeit (im Gegensatz zu Alexa, die ununterbrochen aufnimmt), nach der SanTO antwortet. Die Halo-Lichter regeln das Timing des Gesprächs".

Welche Fragen wirft der Einsatz dieser theomorphen Roboter auf?

"Das Konzept des Theomorphs in der Robotik wird verstanden als das Entwerfen und Erschaffen von Automaten, die etwas repräsentieren oder eine Verbindung zu etwas haben, das als heilig angesehen wird. Die Räume und Fragen, die es eröffnet, sind sehr vielfältig. Eine davon ist zum Beispiel die Wahrnehmung, die solche Roboter bei mehr oder weniger religiösen Benutzern hervorrufen können. Roboter, die in der Öffentlichkeit eingesetzt werden, werden oft ignoriert oder manchmal missbraucht. Wer würde einen Roboter, der ein Kreuz trägt, mutwillig beschädigen?

Dieses Experiment wurde in einem Hospiz in Siegen in der Nähe von Köln mit einem gemeinsamen Gebet mit den Gästen der Einrichtung abgeschlossen: "Ältere Menschen könnte es gut tun, sich täglich mit einer künstlichen Persönlichkeit zu unterhalten, anstatt allein zu sein. Allerdings ist die Interaktion mit Robotern ein sehr heikles Thema, was ihre Akzeptanz angeht, da sie oft Schwierigkeiten haben, mit technischen Geräten wie Mobiltelefonen umzugehen".

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"Es geht nicht darum, die Rolle des Priesters zu ersetzen. Wenn überhaupt, dann geht es darum, die Rolle, die auch eine kleine Heiligenstatue spielen kann, zu erweitern oder besser noch, eine neue Rolle zu schaffen: Die eines Begleiters des Gebets und eines Verfechters von Inhalten und weisen Worten. 2000 Jahre Texte, die die katholische Theologie ausmachen, können für den gewöhnlichen Gläubigen unzugänglich sein, während diese Inhalte einen Wert haben, der besonders für einsame Menschen oder in Krankenhäusern eine Hilfe sein kann".

Wie steht die Kirche zu diesem Roboter?

"Die Position der Kirche ist die der Vorsicht. Ein zentraler Punkt ist, dass der Roboter nicht die Bibel interpretieren soll. Das ist eine Aufgabe der Kirche. Und da die Kirche als Gemeinschaft von Menschen definiert ist, kann eine Maschine keine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Feier einer Messe. Aber das Potenzial, das dieser Roboter als neuer Kanal für den Glauben haben kann, ähnlich wie das Radio oder das Fernsehen, ist enorm".

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.