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Die entscheidenden Worte im heutigen Evangelium, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, lauten: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es. Wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren ins ewige Leben. Das sind zentrale Herausforderungen Jesu. Man kann fast von Provokationen sprechen. Weil wir sie oft gehört haben, sind wir in Gefahr sie zu überhören. Wir sollten sie heute bedenken.

Jesus sagt diese Worte auf seinem Weg nach Jerusalem, wo es zum Konflikt mit den Hohenpriestern kommen wird, wo es um Leben und Tod gehen wird. Jesus hat schon öfter vorher gesagt, dass er in Jerusalem hingerichtet werden wird.

Und in unserem Text weitet er den Gedanken des Sterbens auf alle Menschen aus. Seine These: In wirkliche, tiefe Gemeinschaft miteinander kommen wir nur, wenn wir unser Leben nicht für uns festhalten. Wenn wir unser Leben für einander einsetzen, bringen wir reiche Frucht für die Gemeinschaft. Ich denke z. B. an schwangere Frauen, die wissen, dass es ihr Leben kosten kann, wenn sie das Kind nicht abtreiben. Ich denke an ukrainische Soldaten, die wissen: Wenn sie ihr Leben einsetzen, retten sie ihr Land vor der Diktatur. Wir alle sollen bereit sein, in Zweifelsfall nicht an unserem Leben zu hängen. Nur wenn wir bereit sind, für einen Wert zu sterben, für das Leben, für die Gemeinschaft, für die Liebe, sind wir fruchtbar. Wenn wir an uns hängen und diese Bereitschaft verweigern, sind wir unfruchtbar.

Das ist schon provozierend. Denn es ist doch ganz natürlich, dass wir an unserem Leben hängen. Oder will Jesus, dass wir ganz gleichmütig auf den Tod zugehen? Nein, auch Jesus hat mit seinem Sterbenmüssen gerungen. Er hat im Ölgarten – meiner Ansicht nach – gerungen mit der der Versuchung zur Flucht. Aber er wusste: Wenn er den Willen des Vaters annimmt, dann offenbart er damit die Liebe Gottes zu allen Menschen. Er wollte das Reich Gottes, das Reich der Liebe in die Welt bringen. Und die verlangte als Zeichen seine eigene Selbsthingabe. Er wollte zeigen, dass es stimmt: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab.

Also lautet die Botschaft Jesu: Wenn ihr an euch hängt und euch weigert, als Samenkorn in die Erde zu fallen, dann hat euer Leben keinen Sinn. Sinn hat es nur, wenn ihr bereit seid füreinander zu sterben.

Wenden wir das auf verschiedene Lebenssituationen an: Wenn ein junges Ehepaar seine vielen Reisen aufgibt, weil das mit einem kleinen Kind oder mit mehreren kleinen Kindern nicht möglich ist, dann fällt das Paar als fruchtbares Weizenkorn in die Erde. Ohne Verzicht ist fruchtbares Leben nicht möglich. Wenn ein politisch fähiger Mensch sich politisch nicht engagiert, weil dann das Privatleben eingeschränkt werden muss, dann ist er kein fruchtbares Weizenkorn.

Jesus benennt ein Grundprinzip menschlicher Gemeinschaft: Wer nur für sich selbst allein glücklich werden will, verspielt sein Leben.

Und schließlich noch den Sprung in das Leben nach dem Tod: Wer sein Leben hier auf dieser Welt einsetzt, und für einen guten Zweck hingibt, dem öffnet sich das ewige Leben. Wer sich hier aus Egoismus ans Leben hängt, dem verschließen sich die Tore des ewigen Lebens. Sterben müssen wir alle. Aber in Hoffnung sterben, kann nur, wer nicht an sich selber oder am irdischen Leben hängt und gehangen ist. Wer sein Leben hingibt, wird das ewige Leben haben. Mit diesem Grundgedanken Jesu, sollten wir lange Zeit umgehen.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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