Vom Anhänger des Gegenpapstes zum Heiligen: Vinzenz Ferrer

Vinzenz Ferrer, Francesco del Cossa, aus dem Griffoni Polyptych, 1473, in der National Gallery in London
Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon

Heute gedenkt die katholische Kirche des heiligen Vinzenz Ferrer, eines Bußpredigers und Ordensmannes aus Spanien – mit einem bewegten Lebenslauf.

Vinzenz wurde 1350 in Valencia als Sohn eines Notars geboren. Während seines Studiums der Theologie und der hebräischen Sprache in Barcelona verfasste er Schriften gegen die Irrlehren Wilhelm von Ockhams, eines wichtigen Vertreters der philosophischen Strömung des Nominalismus, von der später auch Martin Luther stark beeinflusst wurde.

Nach dem Studium wurde Vinzenz zum Priester geweiht. Danach stellte er sich im Zuge des Abendländischen Schismas auf die Seite des Gegenpapstes Clemens VII. in Avignon.

Das Abendländische Schisma entstand aus einem innerkirchlichen Konflikt zwischen französischen und italienischen Kurienkardinälen. Urban VI. erweiterte das französisch dominierte 16-köpfige Kardinalskollegium um 29 neue Kardinäle, was die bisherigen Kardinäle ablehnten. Das Kardinalskollegium erklärte Urban VI. für unfähig und erhob den Franzosen Clemens VII. zum Gegenpapst in Avignon.

Vinzenz versuchte nun, die Bevölkerung der Stadt Valencia für den Gegenpapst Clemens VII. zu gewinnen. Der dortige Herrscher, König Peter IV., verbot ihm dies jedoch. Es gelang ihm aber, die Söhne des Königs für seine Position zu gewinnen.

Im Jahr 1389 wurde Vinzenz zum Generalprediger seines Ordens und gleichzeitig zum Seelsorger am Königshof von Aragon ernannt. Nach dem Tod von König Peter IV. unterstellte der Sohn des Königs sein Herrschaftsgebiet dem Gegenpapst Clemens VII.

Der neu gewählte Gegenpapst in Frankreich, Benedikt XIII., beharrte so vehement auf der Gültigkeit seines Pontifikats, dass er trotz des Entzugs der Anerkennung durch Frankreich und auch nach dessen militärischer Intervention daran festhielt.

Vinzenz verließ daraufhin Avignon und zog sich in das dortige Dominikanerkloster zurück. Dort hatte er eine Vision und eine wunderbare Heilung durch Christus, Dominikus und Franziskus. Vinzenz erhielt den Auftrag, der Welt das Evangelium zu verkünden.

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Von nun an zog er als Bußprediger umher und machte sich als solcher einen Namen. Vinzenz zog von Avignon durch Südfrankreich und Norditalien nach Genf in der Schweiz. Weiter ging es zu Fuß durch Lothringen, Toul und Genua.

Überall rief Vinzenz die Menschen zur Umkehr auf und führte viele zur Kirche zurück. Er bekehrte Tausende von Waldensern, Juden und Mauren. Vinzenz predigte vom nahen Weltende und von der Einheit der Kirche.

Auf seinen Predigtzügen folgten ihm die Menschen in Bußprozessionen. An der Spitze wurde ein Kreuz getragen, Vinzenz selbst ritt auf einem Esel. Mit strengen Predigten hielt er die Menschen in Zaum. Sein eigenes Leben verlieh den Worten Überzeugungskraft.

Nach zehnjähriger Wanderschaft kehrte der Heilige in seine Heimatstadt zurück. Nach dem Konzil von Konstanz 1417 mit der Wahl von Papst Martin V. bemühte er sich um einen freiwilligen Amtsverzicht des Gegenpapstes. Nachdem der regierende König Ferdinand von Aragon die Anerkennung des Gegenpapstes widerrufen hatte, verlas Vinzenz öffentlich die Urkunde über die Entscheidung.

Drei Jahre lang reiste Vinzenz weiter durch die Normandie und die Bretagne, wo er schließlich in Vannes starb und in der dortigen Kathedrale beigesetzt wurde.

Vinzenz hinterließ zahlreiche Schriften, darunter den Tractatus de vita spirituali, eine Anleitung für ein heiligmäßiges Leben der Ordensleute. Außerdem sind über 400 Predigten des Heiligen erhalten.

Im Jahr 1836 wurde auf Fürsprache des Heiligen eine Choleraepidemie in Neapel gestoppt. Seitdem ist er der Schutzpatron der Stadt.

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