CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Vierten Sonntag der Osterzeit.

An diesem „Sonntag des Guten Hirten“ feiert die Kirche den Weltgebetstag für geistliche Berufungen, der 1964 vom heiligen Papst Paul VI. ins Leben gerufen wurde. Das Herz des Papstes war besorgt aufgrund des Mangels an Arbeitern für die Ernte des Herrn: „Es sind wenige, im Vergleich zum gestiegenen Bedarf an pastoraler Sorge; wenige, angesichts der Erfordernisse der modernen Welt, angesichts ihrer bebenden Unruhe und ihres Bedürfnisses nach Klarheit und Licht; das alles braucht verständnisvolle, offene Meister und Väter, die auf dem Stand der Dinge sind. Es sind wenige angesichts jener, die – wenn sie auch weit weg, gleichgültig oder feindlich gestimmt sind – trotzdem im Priester ein lebendiges, untadeliges Beispiel für die Lehre wollen, die er bekennt“ (Radiobotschaft zum ersten Welttag für geistliche Berufungen am 11. April 1964).

Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte“ (Joh 10,11.14): Es gibt keinen anderen! All diejenigen, die den pastoralen Dienst in der Kirche ausüben, üben ihn als Glieder des einen Hirten, Christus, aus.

Während seines irdischen Lebens richtete Jesus seine pastorale Sorge an „die verlorenen Schafe des Hauses Israel“ (Mt 15,24), aber hier sagt er: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind (Joh 10,16); jene, die dem Fleisch nach nicht der Herde Israels angehören: Er redet über uns! „Auch sie muss ich führen“, sagt Jesus. Auf welche Weise wird er sie führen, jetzt, da er in den Himmel aufgefahren ist? Er führt sie durch seine Gesandten. Es ist immer er, der sie führt, aber er tut es durch jene, die er beruft und zu Führern seines Volkes einsetzt.

Über diese Schafe sagt Jesus: „Sie werden auf meine Stimme hören.“ Sie werden den Klang dieser Stimme nicht physisch hören, so wie die Volksmenge der Juden sie gehört hatte. Und doch ist es seine eigene Stimme, die sie hören werden, wenn sie auf seine Gesandten achten. So entsteht eine Herde unter einem Hirten, Christus.

Versteht ihr die Größe der Berufung zum pastoralen Dienst? Es gibt kein höheres Ideal als dieses: eine Verlängerung des Wirkens Christi zu sein! Ihn als Haupt zu haben, in Einklang unter ihm zu leben, aus dem gleichen Geist in seinem gleichen Leib zu leben, als Glieder des einzigen Hirten zu handeln.

Es gibt jedoch eine – nicht geringe – Bedingung: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Der Dienst des Hirten ist keine ruhige Routine. Er muss die Schafe vor dem Wolf schützen. Das heißt, er muss sich dem Bösen entgegenstellen und tun, was Christus getan hat: Um uns, seine Schafe, zu verteidigen, hat er sich selbst dem Rachen des Wolfes geopfert; er hat sich töten lassen, damit wir gerettet werden können.

Wenn wir den tiefen Grund für all das suchen, finden wir nichts anderes als Liebe. Die Liebe Jesu zum Vater, die ihn dazu bringt, sich nichts sehnlicher zu wünschen, als seinen Willen zu erfüllen. Die Liebe des Vaters und die Liebe Jesu zu „den Schafen“, das heißt zu uns, die wir der Gewalt des Bösen nicht entkommen können und nur durch ihn gerettet werden können: „In keinem anderen ist das Heil zu finden“, sagt Petrus (Apg 4,12).

Wir verstehen also, warum es nur wenige Arbeiter gibt: Wir lieben nicht genug, wir sind nicht bereit, unser Leben mit Christus zu geben. Das ist es, was den Unterschied zwischen dem Hirten und dem bezahlten Knecht ausmacht. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, denn schon seit jeher gibt es einige, die sich mit dem Geist des bezahlten Knechts in den pastoralen Dienst einbringen wollen, das heißt, um materielle Vorteile zu erhalten in Form von Geld, sozialer Position, Macht.

Der heilige Augustinus (In Ioh. Ev., 46,5) stellt fest, dass auch „der Mietling doch einigermaßen noch dienlich ist, er würde auch nicht Mietling genannt werden, wenn er von dem Mietenden keinen Lohn bekäme“, aber trotzdem ist der Mietling schuldig, denn „er sucht seinen Vorteil, nicht die Sache Jesu Christi“ (vgl. Phil 2,21). Der pastorale Dienst wird auf diese Weise zu einem Beruf wie jeder andere. Aber ein Beruf dient dazu, das eigene Leben zu sichern – der pastorale Dienst hingegen erfordert, das Leben hinzugeben.

Das Problem des Mangels an Arbeitern dadurch zu lösen, auf bezahlte Knechte zurückzugreifen, erscheint einfach. Es reicht, angemessene Gehälter zu bieten und keine schweren Verpflichtungen zu verlangen – zum Beispiel: den Zölibat abschaffen, angenehme Arbeitszeiten festlegen, Urlaub, Rente und verschiedene Benefits garantieren. Aber diese „Arbeiter“ werden nie Hirten sein. Der Hirte gibt das Leben, mit Christus, er verzichtet auf sich selbst, aus Liebe zum Vater und zur Herde, die ihm anvertraut ist.

In der Eucharistie gibt der Herr jedes Mal neu sein Leben für uns: Niemand entreißt es ihm – er ist es, der es von sich aus hingibt. Daran teilzuhaben bedeutet, sich in ihn „einzufügen“, in seine Hingabe mit hineingenommen zu werden. Bieten wir ihm also unser Leben an, und wir werden nichts verlieren, denn das für ihn hingegebene Leben ist ein wiedergewonnenes Leben, für die Ewigkeit.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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