23. Dezember 2024
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Weihnachtsfest.
An diesem Mittwoch feiern wir Weihnachten. „Feiern“ bedeutet nicht einfach, sich an das zu erinnern, was vor 2000 Jahren geschehen ist: Es bedeutet, sich bewusst zu werden, dass das damals Geschehene dem, was heute geschieht, einen Sinn gibt.
Die Lesungen dieses Hochfestes sind geprägt von einem ständiger Kontrast zwischen Dunkelheit und Licht. Ich denke, dass viele von uns die Erfahrung gemacht haben, was es bedeutet, in der Dunkelheit zu sein, keinen Sinn in den Dinge erkennen zu können, die Welt nicht zu verstehen, die anderen nicht zu verstehen, sich selbst nicht zu verstehen. Und an einem bestimmten Punkt passiert es, dass das Licht Christi in unserem Leben aufleuchtet und alles wird klar!
Aber danach kann es leider geschehen, dass „die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen“ (vgl. Mk 4,19) uns wieder zurück in die Dunkelheit fallen lassen.
Und hier bringt die Weihnachtsfeier segensreich das Licht zurück! Das Licht Christi ist ein Geschenk: Wir können es uns nicht selbst geben. Genauso wie wir uns nicht alleine die Freude und den Frieden geben können. Wir brauchen den Erlöser! Die Geburt Jesu in unserer Welt ist ein Fest des Lichts: Himmel und Erde vereinen sich in Freude, die Botschaft des Friedens ertönt vom Himmel aus auf der Erde.
Aber danach – danach kehrt die Dunkelheit zurück und bedeckt alles: Es ist die Zeit des Herodes, der Tötung der unschuldigen Kinder, der Flucht nach Ägypten, des 30-jährigen verborgenen Lebens in Nazareth. Das Heil ist da – und doch scheint es nicht so: Es wird uns in der Person eines Kindes, eines Neugeborenen geschenkt. Er ist „wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“ (vgl. Jes 9,5); wir wissen es, wir feiern es.
Aber dann vergessen wir es manchmal. Deshalb brauchen wir es, Weihnachten zu feiern. Das Versprechen des Heils, das Königreich des Friedens hat begonnen, sich zu verwirklichen. Es ist am Werk, aber auf verborgene Weise. Es ist Gegenstand des Glaubens und der Hoffnung. Der Herr Jesus wird kommen, er kommt fortwährend, denn er ist ein für alle Mal gekommen.
Es kann sein, dass du dich im Dunkelheit des Scheiterns, des Schmerzes befindest. Die Welt ist zweifellos von Kriegen und Ungerechtigkeiten erschüttert. Es kann sein, dass die Sünde in unserem Fleisch Wurzeln geschlagen hat und wir uns nicht davon befreien können. Aber der Herr kommt! Er ist hier!
Seine Gegenwart – so sagt der Heilige Paulus (Tit 2,11–14) – ist „Gnade“, das heißt Geschenk, Schönheit, Gunst, Freundschaft mit Gott. Sie „rettet“, denn außerhalb dieses Geschenks gibt es nichts als Elend, Hässlichkeit, Feindschaft. Sie ist für „alle Menschen“, denn Gott schließt niemanden aus und bietet seinen Sohn jedem an, der ihn aufnimmt.
Aber diese Gnade wirkt nicht auf magische Weise: Sie ruft unsere Antwort hervor, sie bindet uns ein in einen Weg des Wachstums, sie erzieht uns. Paulus sagt, sie lehrt uns, „uns von der Gottlosigkeit“, also der Ablehnung Gottes, „und den irdischen Begierden loszusagen“, denn sie entfernen uns von Gott. Sie lehrt uns, „besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben“, denn wir müssen in dieser Welt leben. Aber „gerecht“, das heißt die Rechte unserer Nächsten erkennen, respektieren und fördern; und „fromm“, das heißt, gerecht im Hinblick auf Gott, seine Güte anerkennend und ihm gegenüber dankbar.
Lasst uns seine Gnade annehmen und lernen, so zu leben, wie er es uns lehrt. Lassen wir uns also von Jesus erleuchten, der in unserer Welt geboren wird, damit die Dunkelheit keinen Platz mehr in unserem Leben hat.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.