30. Januar 2025
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Fest der Darstellung des Herrn am Sonntag.
Am Sonntag feiert die Kirche die Darstellung Jesu. Doch wer stellt ihn dar? Und wem stellt er ihn dar? Auf einer einfacheren Ebene sind es Maria und Josef, die das Kind Gott, dem Herrn, darstellen (Lk 2,22), aber auf einer tieferen Ebene ist es Gott selbst, der uns Jesus darstellt, und er tut es durch die Prophezeiung des Simeon.
Simeon tritt als gerechter und frommer Mann in Erscheinung, der ausgerichtet lebt auf die Wirklichkeit, die kommt. „Er wartete auf den Trost Israels“, das heißt auf „den Christus des Herrn“. Schon diese wenigen Worte geben eine erste Darstellung Jesu, die direkt durch den Heiligen Geist erfolgt, der auf Simeon ruht: Jesus ist der Christus – der Messias, der Gesalbte des Herrn –, und sein Wirken wird als „Trost“ bezeichnet. „Trösten“ – lateinisch „consolari“ – bedeutet, „bei jemandem sein, der allein ist“, also einem traurigen Menschen Gesellschaft leisten und seinen Schmerz durch die eigene Anwesenheit lindern. Jesus wird uns nun vor allem als unser Trost dargestellt. In unserem Leben haben wir viele Gründe zu Trostlosigkeit, aber wir haben einen Grund zum Trost, der alles überwindet: Jesus ist bei uns!
Simeon bricht, als er das Kind in seine Arme nimmt, in einen Lobpreis an Gott aus, in dem er das Jesuskind als „das Heil“ bezeichnet. Das Heil ist der Sieg über etwas Böses, es bedeutet Rettung aus einer Gefahr, der man zu erliegen drohte. „Retten“ heißt – je nach Gefahr – schützen, befreien, freikaufen, heilen; und das Heil bedeutet Sieg, Leben, Frieden. Nun, Jesus ist Gottes Heil für uns!
Simeon sagt weiter, Jesus sei „ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel“. „Die Heiden“ sind alle Nationen; für alle Völker ist Jesus das Wort Gottes, das diejenigen erleuchtet, die in der Dunkelheit der Unwissenheit und des Irrtums leben. „Israel“ ist das Volk Gottes, arm und gedemütigt vor der Welt, aber unendlich herrlich durch die rettende Kraft Gottes.
Trost, Erlösung, Licht, Herrlichkeit: Es scheint eine Evangelienseite des Triumphs zu sein, und in gewissem Sinne ist sie das auch, was den Teil angeht, der an Gott gerichtet ist. Simeon aber, noch immer mit dem Kind in den Armen, wendet sich mit einem prophetischen Wort an Maria, der er nach den frohen Ankündigungen bezüglich des Kindes eine Prophezeiung des Kreuzes macht. Jesus „ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird“.
Am Ende steht noch eine sehr persönliche Vorhersage an die Mutter: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ Die Herrlichkeit ist untrennbar verbunden mit dem Kreuz. Das Licht wird oft nicht angenommen, weil es Menschen gibt, die es vorziehen, sich im Dunkel zu verstecken, weil ihre Taten böse sind; das Heil trifft vielmals auf die Weigerung, sich retten zu lassen.
Wir wissen, wie sehr Christus heute ein Zeichen ist, dem widersprochen wird: ein Widerspruch, der letztendlich auf Gott selbst zielt. Auf Gott, der als Einschränkung für unsere Freiheit angesehen wird. Eine Einschränkung, die man eliminieren muss, damit der Mensch ganz er selbst sein kann. Gott widersetzt sich mit seiner Wahrheit den vielfältigen Lügen des Menschen, seinem Egoismus und seinem Hochmut. Gott ist Liebe, aber die Liebe kann auch gehasst werden, wenn sie von uns verlangt, aus uns selbst herauszugehen, um über uns hinauszuwachsen. Das Heil ist nicht das Wohlgefühl des selbstgefälligen Menschen, sondern die Befreiung vom Egoismus – und der Preis dafür ist das Leiden des Kreuzes.
Ein Schwert wird die Seele Mariens durchdringen. Sie wird vollkommen solidarisch sein mit dem Sohn, so wie der Sohn sich vollkommen solidarisch mit uns gemacht hat. Aber genau diese Solidarität ist unser Trost. Wir sind im Kreuz nicht allein, am Kreuz ist Jesus unser Heil, unser Licht, unsere Herrlichkeit – und Maria begleitet uns.
Das tröstet uns nicht nur, sondern es lehrt uns auch, die anderen zu trösten, unsererseits solidarisch zu sein mit jenen, die unter einem Kreuz leiden, das Leid anderer als unser Leid aufzunehmen und uns dafür einzusetzen, dass das Heil Christi jeden Menschen erreicht.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
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