Kardinal Koch wendet sich gegen traditionalistische und progressive Extreme

Kardinal Kurt Koch
Daniel Ibáñez / EWTN News

Kurienkardinal Kurt Koch hat in seiner Dankesrede für die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Valencia traditionalistische und progressive Extreme zum Zweiten Vatikanischen Konzil zurückgewiesen.

Der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen reflektierte in seinem Festvortrag über die Spannung zwischen den beiden Achsen des Zweiten Vatikanischen Konzils: Treue zu den Quellen und Treue zu den Zeichen der Zeit.

Für den Kardinal „hat das Verhältnis zwischen diesen beiden Dimensionen die Kirche schon immer geprägt, aber die Spannung hat sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf neue Weise verschärft“.

Angesichts dieser Dichotomie sagte Koch, dass „jenseits des säkularen Konformismus und des separatistischen Fundamentalismus ein dritter Weg im katholischen Glauben gesucht werden muss, den uns das Konzil bereits aufgezeigt hat“.

Sowohl die so genannten Progressiven als auch die Traditionalisten, so der Präfekt, „begreifen das Zweite Vatikanum als Bruch, wenn auch in entgegengesetzter Weise“. Für die Ersteren fand der Bruch nach dem Konzil statt, während die Letzteren meinen, dass er während des Konzils stattfand.

Der Kardinal vertrat daher die Auffassung, dass „die beiden extremen Positionen gerade deshalb so nahe beieinander liegen, weil sie das Zweite Vatikanum nicht innerhalb der allgemeinen Tradition der Kirche interpretieren“.

In seiner Ansprache erinnerte Kardinal Koch im Hinblick auf die traditionalistische Sichtweise, die sich nur auf die Quellen konzentriert, daran, dass Benedikt XVI. erklärt hatte, dass „die lehramtliche Autorität der Kirche nicht im Jahr 1962 eingefroren werden kann“.

Gefahr der Verweltlichung der Kirche

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Andererseits „besteht die Gefahr, dass die vom Konzil gewollte und erreichte Weltoffenheit der Kirche zu einer übereilten Anpassung der Glaubensgrundlagen an den Zeitgeist der Moderne wird, wenn der Schwerpunkt nur auf die Aktualisierung gelegt wird“, so der Kardinal.

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„Nicht wenige Strömungen in der nachkonziliaren Zeit waren so sehr auf die Welt ausgerichtet, dass sie die Tentakel des modernen Geistes nicht bemerkten oder ihre Auswirkungen unterschätzten“, so der Kardinal weiter, „sodass die so genannte Bekehrung zur Welt den Sauerteig des Evangeliums in der modernen Gesellschaft nicht durchdringender machte, sondern vielmehr zu einem weit verbreiteten Konformismus der Kirche mit der Welt führte“.

Kardinal Kochs Vorschlag gegenüber beiden Positionen, die er gleichermaßen als rupturistisch betrachtet, ist „die Wiederherstellung eines gesunden Gleichgewichts in der Beziehung zwischen Glaube und Kirche einerseits und der Welt andererseits“.

Wenn die Kirche nicht mit der Welt verwechselt werden darf, darf seiner Meinung nach „die ursprüngliche Identität des Glaubens und der Kirche nicht so definiert werden, dass sie auf fundamentalistische Weise von der Welt getrennt wird“.

In diesem Sinne fügte er hinzu, dass der Dialog zwischen der Kirche und der heutigen Welt „nicht dazu führen darf, dass sich der Glaube und die Kirche auf säkulare Weise an die Welt anpassen und damit ihre Identität auf gefährliche Weise aufgeben“.

Was bedeutet Reform der Kirche?

Für den Präfekten des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen kann die Reform der Kirche keine „Wesensänderung“ bedeuten, sondern besteht in der „Beseitigung dessen, was nicht authentisch ist“ – durch einen Prozess der Reinigung der Kirche „ausgehend von ihren Ursprüngen“, damit „die von Christus gewollte Form der einen Kirche wieder sichtbar werden kann“.

„Für das Konzil waren die Treue zu den Ursprüngen und die Anpassung an die Zeit keine Gegensätze. Vielmehr wollte das Konzil den katholischen Glauben in einer Weise verkünden, die sowohl den Ursprüngen treu als auch zeitgemäß ist, um den Menschen von heute die Wahrheit und Schönheit des Glaubens zu vermitteln, damit sie ihn verstehen und als Hilfe für ihr Leben annehmen können“, betonte er.

Abschließend sagte der Kardinal: „Das Konzil hat keine neue Kirche geschaffen, die mit der Tradition bricht, und es hat auch keinen anderen Glauben erdacht, sondern eine Erneuerung des Glaubens und eine erneuerte Kirche angestrebt, die sich auf den Geist der christlichen Botschaft gründet, die ein für alle Mal offenbart und in der lebendigen Tradition der Kirche überliefert wurde.“

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.