CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden zweiten Sonntag der Osterzeit.

Beim letzten Abendmahl hatten die Jünger verkündet: „Jetzt wissen wir, dass du alles weißt […]. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.“

Jesus hatte diese Behauptung eines Glaubens, der sich noch nicht mit dem Skandal des Kreuzes auseinandergesetzt hatte, demontiert: „Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt […], in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus.“

Aber er hatte hinzugefügt: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,30–31.33).

Der Glaube der Jünger ist vor Ostern unreif und naiv – in der Tat fliehen sie in der Stunde des Kreuzes und zerstreuen sich. An jenem Abend, von dem uns das heutige Evangelium berichtet (Joh 20,19–31), sehen wir sie wieder versammelt, aber immer noch voller Angst. Der vorösterliche Glaube muss sich in den österlichen Glauben verwandeln: Jesus hat die Welt besiegt! „Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube“ (1 Joh 5,4).

Das Evangelium zeigt uns die Erfüllung der Worte „in mir werdet ihr Frieden haben“ durch den Gruß des Auferstandenen: „Friede sei mit euch!“ Und die erste Wirkung des Friedens ist die Freude: „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.“

Der Friede und die Freude sind die Frucht von Ostern: nicht der oberflächliche Enthusiasmus jener, die meinen, dem Kreuz ausweichen zu können, sondern die frohe Gelassenheit jener, die sich ihm stellen im Wissen, es zu überwinden durch Christus, mit Christus und in Christus, der die Welt besiegt hat.

Hier werden die Jünger wirklich zu Aposteln, das heißt zu Gesandten – gesandt von Christus, so wie Christus vom Vater gesandt worden ist, gezeichnet vom Heiligen Geist, der Liebe ist, gegeben zur Vergebung der Sünden. Das ist das große Geschenk der göttlichen Barmherzigkeit, das wir im heutigen Fest feiern!

Doch um dieses Geschenk zu empfangen, Frieden zu haben, in der Freude zu sein, den Heiligen Geist und die Vergebung der Sünden zu empfangen, gibt es eine Voraussetzung: Man muss in der Gemeinschaft der Jünger sein.

Diesbezüglich ist die Geschichte von Thomas lehrreich. Dieser Apostel war nicht bei den anderen und hat daher die Begegnung mit dem Herrn verpasst: er ist ungläubig und bleibt es so lange, bis er sich am folgenden Sonntag zusammen mit den Jüngern versammelt, denn der Herr offenbart sich in seiner Gemeinschaft, dort wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20).

Der christliche Glaube ist nie eine individuelle Angelegenheit. Das sehen wir in der ersten Lesung (Apg 5,12–16), wo das Leben der ersten Christen mit den Worten beschrieben wird: „Alle kamen einmütig […] zusammen.“ Hier finden wir einen scheinbaren Widerspruch, denn einerseits lesen wir, „von den Übrigen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen“, während der folgende Vers sagt, dass „immer mehr im Glauben zum Herrn geführt“ wurden, sogar „Scharen von Männern und Frauen“. Was Lukas wirklich klar machen will, ist, dass die Christen eine geeinte, zusammengehörende, vom Rest getrennte Gruppe sind, der man sich anschließt, indem man den Schritt des Glaubens an den Herrn Jesus macht.

Dieser Schritt macht uns – wie Johannes in der zweiten Lesung sagt – zu „Brüdern und Gefährten in der Bedrängnis, in der Königsherrschaft und im standhaften Ausharren in Jesus (vgl. Offb 1,9).

Brüder bzw. Geschwister zu sein ist eine Tatsache, die der Herr durch unsere Taufe bewirkt hat. Gefährten zu sein ist jedoch eine Entscheidung, die wir jeden Tag treffen, indem wir uns mit anderen zusammentun, um das Leben Christi zu teilen, unter dem doppelten Aspekt der Bedrängnis und der Teilhabe an der Königsherrschaft, durch die Beharrlichkeit.

Ausharren bedeutet, beim Herrn und bei den Brüdern und Schwestern zu bleiben, die er uns gegeben hat, auch wenn uns die Bedrängnis gerade von ihnen her kommt.

Und hier ist es, wo die Reife des Osterglaubens ins Spiel kommt, der nicht vor dem Kreuz flieht, weil er auf die Gabe der göttlichen Barmherzigkeit gründet, die uns ins Reich des auferstandenen Christus einführt.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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