Was feiern Katholiken an Fronleichnam?

Fronleichnamsprozession in Hofgastein (Gemälde: Adolph von Menzel)
gemeinfrei

Viele Menschen staunen, wenn sie an Fronleichnam prächtige Prozessionen mit Monstranz, Weihrauch und Blumenteppichen sehen – doch nur wenige kennen die Bedeutung dieses katholischen Hochfestes.

In der lateinischen Tradition als Corpus Christi bekannt, steht an Fronleichnam die Eucharistie im Zentrum: das Geheimnis der realen Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein – nach katholischem Glauben das Herzstück des kirchlichen Lebens.

Der Name „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „vron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ bedeutet „Leib“. An diesem Tag feiern Katholiken also die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.

Nach katholischem Glaubensverständnis ist der Gottmensch Jesus in den Gestalten von Brot und Wein in der Eucharistie real körperlich anwesend. Diese Wandlung wird als Transsubstantiation bezeichnet. Sie beschreibt die Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib Christi und der ganzen Substanz des Weines in sein Blut, wobei nur die äußeren Gestalten von Brot und Wein bestehen bleiben.

Die theologische Grundlage für diese Lehre finden sich in den Worten Jesu beim letzten Abendmahl: „Dies ist mein Leib“ und „Dies ist mein Blut“. Im Johannesevangelium erklärt Jesus außerdem: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Dieses Brot ist mein Fleisch, das ich für das Leben der Welt hingeben werde.“

Historischer Ursprung

Die Entstehung des Fronleichnamsfestes geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist eng mit zwei bedeutenden Ereignissen verbunden: den Visionen der heiligen Juliana von Lüttich sowie einem eucharistischen Wunder im italienischen Bolsena.

Juliana von Lüttich, eine belgische Norbertinerin und Mystikerin, hatte seit ihrem 16. Lebensjahr wiederholt Visionen, in denen sie die Kirche als Vollmond mit einem dunklen Fleck sah. Sie verstand, dass der dunkle Fleck ein Zeichen dafür war, dass der Kirche ein Fest fehlte, das ausschließlich dem Leib und Blut Christi in der Eucharistie gewidmet war.

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Zunächst zögerte sie, teilte ihre Visionen dann aber schließlich ihrem Beichtvater mit, der Verbindungen zu einflussreichen kirchlichen Führern hatte, darunter der spätere Papst Urban IV.

Bischof Robert von Lüttich führte das Fest für sein Bistum im Jahr 1246 ein. Die weltweit erste Fronleichnamsprozession fand 1279 in Köln statt.

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Das Wunder von Bolsena

Im Jahr 1263 pilgerte der deutsche Priester Peter von Prag nach Rom. Auf dem Weg dorthin hielt er in Bolsena an, um in der Kirche der heiligen Christina die Messe zu feiern.

Zu dieser Zeit hegte er Zweifel an der tatsächlichen Gegenwart Jesu in der Eucharistie. Während der Konsekration begann die Hostie zu bluten. Das Blut tropfte auf das Korporale, das kleine Tuch, auf dem Hostie und Kelch während des Hochgebets der Messe ruhen.

Dieses Ereignis wurde Papst Urban IV. berichtet, der sich zu dieser Zeit in der Nähe in Orvieto aufhielt. Der Papst ließ die Hostie und das blutbefleckte Korporale nach Orvieto bringen, wo sie bis heute in der Kathedrale aufbewahrt werden.

Von dem Wunder in Bolsena beeindruckt und durch die Visionen der heiligen Juliana bestärkt, führte Papst Urban IV. im Jahr 1264 das Fronleichnamsfest für die gesamte lateinische Kirche ein. Er beauftragte den Dominikaner Thomas von Aquin mit der Komposition der Messe und des Offiziums für dieses Fest.

Die von Thomas komponierten Hymnen zu Ehren der Heiligen Eucharistie – „Pange Lingua“, „Tantum Ergo“, „Panis Angelicus“ und „O Salutaris Hostia“ – werden bis heute am Fronleichnamfest und während des Jahres bei der Aussetzung und dem Segen mit dem Allerheiligsten gesungen.

Nach dem Tod von Papst Urban IV. geriet sein Erlass zunächst in Vergessenheit, bis Papst Clemens V. ihn auf dem Konzil von Vienne (1311–1312) bestätigte. Das Konzil von Trient (1545–1563) bekräftigte das Fronleichnamsfest und wertete es zu einer gegenreformatorischen Demonstration auf.

Fronleichnamsbräuche und -prozessionen

Das charakteristischste Element des Fronleichnamsfestes ist die Prozession, bei der die geweihte Hostie in einer Monstranz, einem kunstvoll gestalteten Schaugefäß, durch die Straßen getragen wird. Sie symbolisiert, dass Christus in die Welt hinausgetragen wird und der Glaube auch im öffentlichen Raum gelebt werden soll.

Traditionell beginnt die Fronleichnamsprozession mit einer heiligen Messe. Anschließend wird die Eucharistie in die Monstranz gelegt, die vom Priester unter einem Baldachin, auch „Himmel” genannt, getragen wird. Der Zug hält an vier Stationen mit besonders hergerichteten Altären, die den vier Himmelsrichtungen und den vier Evangelien entsprechen. An jeder Station wird ein anderes Evangelium vorgelesen, es werden Gebete gesprochen und Hymnen gesungen.