Ökumenismus: Sieben Jahre Ordinariat von Walsingham – eine Bilanz

Gebetsmoment in der Kirche des Personalordinariates Unsere Liebe Frau von Walsingham
Foto: Our Lady of Walsingham

Vor sieben Jahren wurde es gegründet und zum Patron wurde der selige Kardinal John Henry Newman bestimmt, der anglikanischer Bischof und katholischer Kardinal gewesen war. Heute zählt das Personalordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham circa 3.500 getaufte Christen: Katholiken, die alle von der anglikanischen Kirche kommen. Der Jahrestag der Gründung bietet Gelegenheit zu einer Bilanz darüber, was in der anglikanischen Welt nach der apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus geschehen ist.

Die Konstitution wurde am 4. November 2009 veröffentlicht, um Gruppen von Anglikanern aufzunehmen, die bereit waren, mit Rom in Gemeinschaft zu treten. Die dafür erdachte Form war die Errichtung von "Personalordinariaten", d.h. von kirchenrechtlichen Strukturen, die es Gruppen von Personen ermöglichen, in diese volle Gemeinschaft einzutreten. Auf diese Weise wollte man einerseits die liturgischen, spirituellen und pastoralen Traditionen wahren und andererseits sicherstellen, dass die neuen Pastoren vollständig in die katholische Kirche integrieren würden.

Deshalb auch die von der Konstitution gegebene Möglichkeit, bereits verheiratete anglikanische Bischöfe zu katholischen Priestern zu weihen, wenngleich in der katholischen Kirche die Bischofsweihe verheirateter Männer nicht möglich ist.

Als das Ordinariat von Walsingham am 15. Januar 2011 gegründet wurde, weihte der Erzbischof von Wesminster Vincent Nichols – der erst später von Papst Franziskus zum Kardinal kreiert wurde - drei ehemalige anglikanische Bischöfe zu katholischen Priestern: Andrew Burnham, Keith Newton und John Broadhurst. Keith Newton wurde vom Papst zum ersten Ordinarius des Personalordinariats ernannt.

In dem Moment, in dem sie Katholiken werden, verlieren die ehemaligen Bischöfe den Bischofstitel, können aber das Ordinariat mit dem Titel Monsignore leiten, auch mit dem Recht, die pastoralen Symbole der Bischofswürde zu tragen.

Vor zwei Jahren wurde ein katholischer Bischof, Monsignore Steven Lopes, zur Leitung des amerikanischen Ordinariats berufen, um der Form der Ordinariate neue Impulse zu verleihen. Es gibt noch einige Themen, die gelöst werden müssen. Bis jetzt haben die Ordinariate ein je eigenes Messbuch verwendet; alle diese Messbücher waren von den alten Liturgien abgeleitet, aber es fehlt noch eine gemeinsame und eigenständige Liturgie. Dann gibt es das Problem der Harmonisierung der verschiedenen Riten, denn die anglikanischen Gruppen kamen teils aus charismatischen Gruppen, teils von bereits latinisierten Gruppen. Schließlich besteht das Problem der Orte für den Gottesdienst, denn Gruppen von Anglikanern, die in die volle Gemeinschaft mit Rom eintraten, verloren ihre Gebäude und mussten sich neue suchen. Einige Anglikaner wurden jedoch in die örtlichen katholischen Gemeinden eingegliedert.

Seit die Konstitution Anglicanorum Coetibus promulgiert wurde, sind drei anglo-katholische Ordinariate gegründet worden, in die mehr als 3.000 ehemalige Anglikaner eingetreten sind. Die Gläubigen verteilen sich auf 90 Gemeinden in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Genauer gesagt: Das Ordinariat in Großbritanniens zählt 40 Gemeinden mit 86 Priestern, 1500 Laien und zwei Ordensgemeinschaften; das Ordinariat in Nordamerika besteht aus 35 Gemeinden, 1600 Laien und 40 Priestern; im australischen Ordinariat, dem jüngsten, sind es 12 Gemeinden und 12 Priester und es gibt das Projekt, Pfarreien der Torres-Straße zu integrieren.

Man muss spezifizieren, dass – obwohl die Personalordinariate dazu eingesetzt wurden, Gruppen ehemaliger Anglikanern in die Gemeinschaft mit Rom aufzunehmen - sie nicht nur für ehemalige Anglikaner bestimmt sind. Gerade Erzbischof Steven Lopes, der als Mitarbeiter der Kongregation für die Glaubenslehre an der Ausarbeitung von Anglicanorum Coetibus mitgearbeitet hatte, war es, der hervorhob, dass "die Ordinariat für die ehemaligen Anglikaner eine Brücke für die Einheit der Christen sein sollen sowie eine Kraft wahrer Ökumene" und dass die Mitglieder "ihre Beziehungen zu den Mitbrüdern, die in der anglikanischen Kirche geblieben sind, aufbauen und neu aufbauen müssen."

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Es ist wahr, dass die Konstitution gerade eine Antwort auf die Anfragen verschiedener anglikanischer Realitäten gewesen war, in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zu treten, aber auch auf jene innerhalb der katholischen Kirche, von ehemaligen, konvertierten Priestern, die in den Vereinigten Staaten von Johannes Paul II. im Jahr 1980 die Möglichkeit erhalten hatten, die Liturgie in einer von der anglikanischen Tradition anerkannten Form zu feiern.

Es war ausgehend von der Maßnahme im Jahr 1980, dass dieser langen Weg anfing, der 2009 zur Anglicanorum Coetibus führte. Sie war insbesondere das Ergebnis eines zweijährigen Weges, der 2007 mit einer Anfrage der traditionellen anglikanischen Gemeinschaft begonnen hatte, die eine volle Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche in einer eigenen Form erbat.

Die Antwort auf diese Gruppe – die 1991 als Reaktion auf die Reformen der anglikanischen Gemeinschaft zu Frauenordination und Weihe Homosexueller sowie zur liturgischen Reform entstanden war – kam 2008. Kardinal Joseph Levada, der damalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, sagte, der Antrag würde sehr ernst genommen, und dieser Prozess führte am 9. November 2009 zur Präsentation der apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus. 

Übersetzt aus dem Italienischen von Susanne Finner.

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