20. April 2019
Eine Streitschrift nennt der FE-Verlag das schmale, inhaltlich jedoch aussagekräftige Büchlein der Theologin Johanna Maria Jesch "Homosexualität aus katholischer Sicht – Ein Wegweiser". Eine Streitschrift vermutlich deshalb, weil einerseits die Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität zwar klar und eindeutig ist – auf den Punkt gebracht: den Sünder zu lieben, aber die Sünde nicht – andererseits aber diese katholische Lehre auch von ihren eigenen Vertretern nicht immer klar und eindeutig vorgelegt wird.
Um es vorweg zu sagen: dieses Buch im Taschenbuchformat gehört in die Hände von Theologen, Lehrern und Medienmenschen; nicht zuletzt sollte es auch den Betroffenen und deren Familien empfohlen sein. Denn vom LGBT-Aktivisten bis zum traditionell orientierten Katholiken dürften sich mittlerweile alle einig sein: Sich dieser Frage zu stellen, statt sie unter den Tisch zu kehren, ist wichtig und richtig.
Schon die ersten Worte des Buches, die nicht erschrecken sollen, vielmehr eindeutig die Position der Kirche aufzeigen, sind glasklar: "Homosexuelle Neigungen sind ungeordnet" und "sündhaft". "Homosexuelle sollen keusch leben." Im Folgenden wird die katholische Sicht von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet: "aus Sicht der Natur, der Bibel, der Kirchenlehre und der Geschichte".
Der Leser wird über Homosexualität informiert und erfährt, was wirklich ist, worüber alle reden, aber es vielleicht selbst nicht genau formulieren können. "Homosexualität ist ein sexuelles Begehren, das sich auf das gleiche Geschlecht richtet. Eine homosexuelle Neigung hat, wer sich erotisch zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt, während die Neigung zum anderen Geschlecht vermindert ist. Homosexuelle Handlungen zielen auf die Befriedigung des Geschlechtstriebs mit einem Partner des gleichen Geschlechts." Dass es in der Reifezeit des Menschen vorübergehend Tendenzen zur Homosexualität geben kann, wird nicht verschwiegen.
Wichtig ist das Kapitel zur Begriffserklärung dessen, was Homosexualität meint und vor allem, wo der Begriff herkommt. Der Begriff "homosexual" wurde im 19. Jahrhundert noch als "psychische Anomalität" von "gleichgeschlechtlicher Neigung" bezeichnet. Während man bis dahin von "Sodomie" sprach, als eine eindeutig schlechte und abzulehnende Handlung, wurde mit der Einführung des neuen Begriffes, dem dann "Homosexualität" folgte, "eine Verschiebung der Gewichte" und "eine Verzerrung der Tatsachen" vollzogen, so die Autorin. So komme es auch, dass heute behauptet werde, "der Mensch sei in gleicher Weise homosexuell, wie er etwa eine bestimmte Hautfarbe oder Abstammung besitze".
Im Verlauf des Buches wird der Leser Wesentliches über "Homosexualität und Natur" und "Homosexualität und Bibel" erfahren. Ebenso wird die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität erläutert, sowie über den Umgang mit Betroffenen innerhalb der Kirche nachgedacht. Ein Blick in die Geschichte der Homosexualität wird für viele Leser erhellend sein. Nicht ausgespart sind die Themen, wie Homosexuelle heute leben und wie Homosexualität zur Priesterberufung steht. Am Ende des 135-seitigen Buches gibt es Auszüge aus lehramtlichen Aussagen sowie eine ganze Reihe von Literaturempfehlungen.
Johanna Maria Jesch, "Homosexualität aus katholischer Sicht" ist im Christiana-Verlag erschienen und hat 135 Seiten.
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