Schöpfung und Sittenlehre: Papst Franziskus spricht an der UN

Es geht um den Menschen, seine Würde und seine Freiheit – Gegen Abtreibung, Ausgrenzung und ideologische Kolonialisierung


EWTN

Nach einer ausführlichen und höflichen Begrüßung wurde die fünfte Ansprache, die je ein Papst vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen gehalten hat, zu einer grundlegenden Darstellung dieses Pontifikates.

Es geht um den Menschen, seine Würde und seine Freiheit.

Zuerst jedoch betonte Franziskus noch ausführlicher die Rolle, den Anspruch und die Erfolge der Vereinten Nationen als Organisation. Er verknüpfte diese mit dem Anliegen, aus "Scheinrechten" echte Rechte für alle Menschen zu machen, vor allem der ausgegrenzten Frauen und Männer der Welt. Auch der Umweltschutz müsse parallel verstärkt werden.

Franziskus sprach diesmal nicht auf Englisch – eine Sprache, in der sich der Heilige Vater hörbar unwohl fühlt – so wie vor dem US-Kongress, sondern in seiner Muttersprache. Manche Kommentatoren hatten spekuliert, dass nach den zum Teil nur vagen Anspielungen vor dem amerikanischen Parlament nun muttersprachlicher Klartext folgen würde, zumal zu ur-christlichen Anliegen wie dem Schutz der Würde des Lebens, der Ehe und Familie. Dies war aber vor der UN zumindest im ersten Teil der Rede nicht der Fall. Im Gegenteil: Diese Passagen hätte auch ein Umwelt-Philosoph wie Arne Naess halten können, oder ein Umwelt-Minister.

Doch durch den Rückgriff auf den Glauben an die Schöpfung – der allen monotheistischen Religionen gemeinsam sei – führte der Heilige Vater das Umwelt- und Gerechtigkeits-Thema auf einen religiösen Boden, der auch schon in "Laudato Si", seiner Enzyklika ausgearbeitet wird.

Die Ärmsten müssten zu Unrecht die Folgen der Zerstörung der Umwelt erleiden: Eine Konsequenz der heutigen Wegwerfkultur, so Papst Franziskus. Die nachhaltigen Ziele der Agenda 2030 auf dem Gipfeltreffen sei ein Zeichen der Hoffnung. Die UN-Klimakonferenz in Paris werde hoffentlich ebenfalls Fortschritte machen, so Franziskus.

Institutionen müssten effektiv sein im Kampf gegen diese von ihm beschriebenen Plagen – also Armut, Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit – so der Papst. Wie dies möglich sei? Durch eine Entwicklung gemeinsamer Solidarität; und durch ein Recht auf Bildung, auch für Mädchen.

Vorrangig müssten Familien bei der Ausbildung ihrer Kinder respektiert und gestärkt werden, so Franziskus.

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Keimzelle der Gesellschaft, auch für den Erfolg einer Agenda 2030 notwendig, sei die Familie. Diese brauche ein absolutes Minimum, betonte Franziskus: Diese brauche Wohnung, Arbeit und Land einerseits, und andererseits aber auch Grundrechte, wie eben auch die Religionsfreiheit.

Hier folgte auch die Betonung des "Existenzrechtes der menschlichen Natur", zumindest eine vage Anspielung auf den Lebensschutz, für den, der es so interpretieren wollte. Diese verstärkte der Papst dann in einer Betonung des Rechts auf Leben als Ausdruck natürlicher Gesetze – zu der auch der Unterschied zwischen Mann und Frau gehöre. Das in die Menschheit und ihre Natur eingeschriebene Sittengesetz dürfe nicht vernachlässigt werden.

Diese indirekte Kritik an der umstrittenen "Gender-Ideologie" und den damit verknüpften Themen wurde noch deutlicher: "Abnorme Lebensmodelle und Ziele" dürften nicht durch eine ideologische (Neo-)Kolonialisierung durchgesetzt werden, so Franziskus. Das sei unverantwortlich. Es drohe letztlich die Öffnung einer "Büchse der Pandora" mit unabsehbaren negativen Folgen.

Eine deutliche Aufforderung zur weiteren nuklearen Abrüstung folgte diesen Aussagen über die menschliche Natur und Identität. Der Papst verknüpfte diese mit einer klaren Absage an jeden Krieg und jeden Konflikt. Menschen in diesen Regionen müssten leiden, weinen und sterben, weil sie wie Material behandelt würden. Das sei nicht hinnehmbar.

Ein anderer Grad des Krieges sei der Drogenhandel. Dieser gehe einher mit Menschenhandel, Geldwäsche, Ausbeutung von Kindern, Waffenhandel und anderen Formen der Korruption. Die Parallestrukturen, welche dieser hervorrufe, schade der Glaubwürdigkeit unserer Strukturen, so der Papst.

Abschliessend mit Anspielung auf die Rede von Paul VI vor "fast genau 50 Jahren ausgesprochen wurden aber bleibende Gültigkeit besitzen".

"Die Stunde ist gekommen, in der eine Pause, ein Moment der Sammlung, Reflektion, gleichsam des Gebets" nötig sei, um des
gemeinsamen sittlichen Gewissens des Menschen gewärtig zu werden. Gefahr komme nicht von Fortschritt oder Wissenschaft. Diese könnten in rechter Weise genutzt werden um schwere Probleme zu lösen.

Die wahre Gefahr liege im Menschen, der über immer mächtigere Mittel verfüge.

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"Das gemeinsame Haus aller Menschen muss sich weiterhin über den Fundament eines rechten Verständnisses der universalen Brüderlichkeit und der Achtung vor der Unantastbarkeit eines jeden menschen Lebens" bauen, so der Papst. Egal ob Mann oder Frau, ob Alte, Kinder, ungeborene Kinder, Kranke, Arbeitslose, Verlassene. Die Unantastbarkeit beziehe sich aber auch auf die Natur.

Mit Verweis auf die Worte Pauls VI wolle er wiederholen: Das Gebäude der modernen Zivilisation muss auf geistigen Prinzipien gebaut werden. Dieses Ansinnen illustrierte der argentinische Papst mit einem Zitat aus der Literatur seiner Heimat.

"Der Segen des Höchsten möge mit Euch sein" – so schloss der Papst schließlich seine Rede, und erhielt eine "Standing Ovation".