Zagreb nach dem Erdbeben. Kardinal Bozanic: “Wir wissen nicht, was der Plan Gottes ist”

Bischofssitz aufgrund des Erdbebens mitten in der Coronaviruskrise unzugänglich

Zerstörung in einer Kirche in Zagreb nach dem Erdbeben
Zerstörung in einer Kirche in Zagreb nach dem Erdbeben
Mit freundlicher Genehmigung
Kardinal Bozanic vor der Kathedrale in Zagreb, deren Turm auf den Bischofssitz stürzte
Kardinal Bozanic vor der Kathedrale in Zagreb, deren Turm auf den Bischofssitz stürzte
Petar Belina/IKA - Erzdiözese Zagreb

"Es gibt viel zum Nachdenken: Das Coronavirus, jetzt das Erdbeben. Wir wissen nicht, was Gottes Plan ist." Kardinal Josip Bozanic, Erzbischof von Zagreb, ist erschüttert. Das Erdbeben hatte sich am 22. März um 6.25 Uhr ereignet, mit einer Gewalt, die die Spitze des Nordturms der Kathedrale Mariä Himmelfahrt in Zagreb einstürzen ließ. Der Turm fiel direkt auf den Bischofssitz, der neben der Kathedrale errichtet ist und verursachte enorme Schäden und ein Loch, von dem der Schutt vom Dach aus bis zu den Fundamenten fiel.

Wie Andrea Gagliarducci von ACI Stampa berichtet, ist das Zagreb, das am 22. März erwachte, war ein Zagreb voller Trümmer. Die Universität muss wahrscheinlich komplett wiederaufgebaut werden, der Bischofssitz muss großflächig repariert werden, die Kathedrale ist ohne Turm, die Schäden im Inneren sind jedoch nicht so groß.

Kardinal Bozanic - der sowohl mit dem kroatischen katholischen Radio als auch mit dem kroatischen Radio und Fernsehen sprach – hat all jenen, die leiden, "menschliche, christliche und bischöfliche Nähe" ausgedrückt. "Dieses Erdbeben ist eine Herausforderung und ein Zeichen für uns alle, aber auch ein Aufruf zu Solidarität und Nähe. Und ich bin unter jenen, die in diesen Tagen ohne Zuhause sind. Ich konnte nicht im erzbischöflichen Palais bleiben, das beschädigt ist. Aber wir leben als Gemeinschaft."

Der Kardinal und die anderen Bewohner des Bischofssitzes wurden vom Priesterseminar aufgenommen, das sich aufgrund der Coronavirus-Epidemie geleert hatte. Sie arbeiten aktuell im Diözesangericht, aber man sucht für die kommende Zeit einen anderen Ort.

Die Tatsache, dass es aufgrund von COVID-19 keinen öffentliche heilige Messen gibt, war in diesem Fall eine glücklicher Zufall, so der Kardinal gegenüber ACI Stampa, der italienischsprachigen Schwesternagentur von CNA Deutsch. "Das Erdbeben kam um 6.25 Uhr früh, die Kirchen werden um 6.00 Ihr geöffnet. Unser Dom, die Kirche der Franziskaner, die Kirche der Jesuiten, in der der gesamte Boden zusammengebrochen ist... wenn das mit vollen Kirchen passiert wäre, hätte es sicher Opfer gegeben."

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Es hätten also "viele sterben können. Uns ist Gott sei Dank nichts passiert. Aber man muss auch über etwas anderes nachdenken: Wir sind Menschen, die ihre Pläne machen, und Gott hingegen will uns etwas Wichtiges vor Augen führen."

Kardinal Bozniac hat betont, dass jetzt es Priorität sei "an die Familien zu denken, die ohne Zuhause sind. Es gibt auch Kirchen und Pfarreien in Zagreb und außerhalb von Zagreb, die beschädigt sind. Wir müssen alle Solidarität zeigen. Zuerst kommt der Mensch. Dann der Rest."

Der Kardinal erklärte: "Gott liebt uns sehr und daher sind wir aufgerufen, die Nähe Gottes auch in dieser schwierigen Situation zu sehen. Die Coronavirus-Pandemie ist eine Herausforderung. Wir müssen das ernst nehmen, die Dinge befolgen, um uns gegenseitig zu helfen. Seien wir solidarischer, seien wir einander näher."

Der Erzbischof von Zagreb hat zudem erinnert, dass "die Priester jeden Tag die Eucharistie feiern und die Menschen aufgerufen sind, sich geistig mit den Priestern zu verbinden."

Der Kardinal hat dann berichtet, dass "wir im Rahmen des Begegnungsprogramms der kroatischen katholischen Jugend zwei Kirchen ausgewählt haben, die sterblichen Überreste von zwei Seligen aufzubewahren – die des seligen Aloizije Stepinac und des selige Ivan Merz. Diese Kirchen sind dazu bestimmt, Kirchen der Betrachtung, des Pilgerns und des Bußsakramentes zu sein. Und diese beiden Kirchen, die Kathedrale und die Herz-Jesu-Basilika, sind jene, die am stärksten beschädigt wurden.

Der Südturm der Kathedrale ist am schlimmsten beschädigt. Er war 108,20 Meter hoch, nur wenig höher als der Nordturm mit seinen 108,16 Metern. Das Kreuz auf der Spitze des Turms hat schweren Schaden erlitten. Es ist heruntergestürzt und zusammen mit der circa dreieinhalb Meter hohen Säule, die es getragen hat, zerschellt.

Dieses Kreuz hat eine Geschichte. Es war restauriert und an Ostern 2013 erneut auf dem Turm angebracht worden. Es war 2,55 Meter hoch, 1,44 Meter breit und wog circa 600 Kilo. Ursprünglich wurde es von der Werkstätte Marussi in Zagreb am 10. August 1898 hergestellt und am 1. Dezember 1939 vergoldet.

Zu diesem Kreuz ist am 6. April 1932 Mato Juricic hochgeklettert. Er war schon monatelang arbeitslos. Da es sein Traum war, Feuerwehrmann zu werden, kletterte er auf die Spitze des Turmes, um seine Fähigkeiten zu beweisen. Er wurde danach tatsächlich von der Feuerwehr angenommen und arbeitete 42 Jahre lang als Feuerwehrmann, zuletzt als Kommandant der Station von Saska im historischen Zentrum der Stadt. Er hatte sich sogar eine Wohnung in einem Hochhaus neben dem Feuerwehrhaus gekauft, um immer in der Nähe seines Arbeitsplatzes zu sein. 

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