Das Heilige Feuer erscheint in der fast menschenleeren Grabeskirche zu Jerusalem

Auch in der Coronavirus-Krise feiern die Patriarchen von Jerusalem ein uraltes Lichtritual

Die Zeremonie fand wie immer am orthodoxen Karsamstag in der Grabeskirche statt - dieses Jahr jedoch mit Schutzmasken.
Die Zeremonie fand wie immer am orthodoxen Karsamstag in der Grabeskirche statt - dieses Jahr jedoch mit Schutzmasken.
@Israel / Twitter
Jesus Christus in der Grabeskirche
Jesus Christus in der Grabeskirche
Diego Delso via Wikimedia
Im Zeichen der Coronavirus-Krise: Strenge Auflagen vor der Grabeskirche.
Im Zeichen der Coronavirus-Krise: Strenge Auflagen vor der Grabeskirche.
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Jerusalem
Jerusalem
EWTN.TV / Paul Badde

Schon im 2. Jahrhundert nach Christus berichten erste uralte Quellen über ein Lichtritual in Jerusalem am Ort der Auferstehung Christi. Damals noch im Venustempel, den Kaiser Hadrian über dem Ort der Kreuzigung und Auferstehung Christi erbauen ließ.

Sicher bezeugt ist die Erscheinung eines Heiligen Feuers in der ersten konstantinischen Basilika über dem Grab Christi seit dem 4. Jahrhundert durch die Pilgerin Aetheria und den Geschichtsschreiber Eusebius.

Durch alle Jahrhunderte bis in unsere Zeit erscheint am Nachmittag des orthodoxen Karsamstags am Grab Christi ein bläuliches Licht, an dem der griechisch-orthodoxe Patriarch seine Kerzen entzündet. Danach verteilt es sich in Sekundenschnelle durch die ganze Rotunde auf Tausende von Kerzen. Die Grabeskirche scheint zu brennen, aber noch nie hat dieses Licht Schaden angerichtet. Die Menschen fassen in die Flammen ohne sich zu verbrennen. Der Osterjubel ist unbeschreiblich. "Christos anesti", rufen die Menschen: "Christus ist auferstanden!". Die Orthodoxen nennen das Feuer das "Ungeschaffene Licht".

Die Feier folgt einem Ritual, das in seiner Abfolge seit dem 8. Jahrhundert bezeugt ist. Der griechische Patriarch umrundet unter Gesängen der Priester dreimal die Aedikula, die das Grab Christi birgt. Dann tritt er zur Pforte des Grabes, legt Krone, Messgewand und Stola ab und betritt in schlichtem Gewand das Grab. Er ist vorher auf Feueranzünder untersucht worden, wie auch das Grab; alle Kerzen in der Kirche sind gelöscht. Am Grab kniet er nieder und spricht uralte Gebete. Und nach wenigen Minuten, so bezeugen es die Patriarchen  in allen Jahrhunderten, erscheint das Feuer über der Grabplatte.

Seit dem Ausbruch des Corona-Virus ist die Grabeskirche den Gläubigen verschlossen. Heute wurde sie für die Feier des Heiligen Lichtes für die griechischen, armenischen und koptischen Patriarchen und jeweils wenige Priester geöffnet. Noch nie in der uralten Geschichte dieses liturgischen Rituals ist die Grabeskirche zu diesem Zeitpunkt so leer gewesen. Die Aedikula steht dunkel in der riesigen menschenleeren Rotunde. Fünf Minuten nach dem Eintritt der Patriarchen in die Grabkammer ist das Feuer auf einmal im Vorraum der Grabkammer zu sehen und wird durch die Seitenöffnungen hinausgereicht. Dann tritt der Patriarch aus dem Grab, große brennende Kerzenbündel in den Händen, 33 Kerzen in jedem Bündel, für jedes Lebensjahr Christi eine. In segnender Gebärde kreuzt er die Kerzen.

Mit dem Erscheinen des Lichtes beginnen die Glocken der Grabeskirche laut und dröhnend zu schlagen, als wollten sie Jerusalem und dem Erdkreis verkünden: Christus ist auferstanden.

Auch in diesem Jahr, in dem die ganze Welt erkrankt ist, ist das Heilige Feuer wieder wie ein Zeichen des Himmels aufgeleuchtet. Es ist die Zusage: Ich bin bei Euch alle Tage bis an das Ende der Welt. Bei jedem Gottesdienst. Und ich werde immer an diesem Ort mit meinem Licht für die ganze Welt sichtbar sein.

Es ist ein Gegenwartserlebnis, die Gegenwart des Auferstandenen.

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