Exklusiv: Brandbrief eines deutschen Kardinals an Franziskus und die Synodenväter

Warum die Bischöfe und Papst Franziskus einen deutschen Brief aus dem Jahr 1948 erhalten haben

Das Wappen von Kardinal Brandmüller
Das Wappen von Kardinal Brandmüller
CNA
Ida Friederike Görres (1901-1971), geborene Gräfin Coudenhove.
Ida Friederike Görres (1901-1971), geborene Gräfin Coudenhove.
Archiv Mooshausen

Besondere Post haben die Synodenväter und Papst Franziskus zum heutigen Beginn der Versammlung im Vatikan erhalten. Auf dem Umschlag leuchtet das rote Wappen eines deutschen Kardinals.

Im Kuvert befindet sich ein schlankes Buch von 64 Seiten Umfang. Es ist ein Sonderdruck: Die italienische Übersetzung eines Briefes, dessen Thema auch Thema der Synode ist – die christliche Ehe. Geschrieben hat ihn die Schriftstellerin Ida Friederike Görres im April 1948.

Die Zeilen, die an eine Maria gerichtet sind, könnten auch im Jahr 2015 geschrieben worden sein: „Jetzt paß einmal gut auf: Du meinst, die christliche Eheforderung sei eine Theorie, so am grünen Tisch ausgedacht von ein paar Theologen, noch dazu unverheirateten, nicht wahr? Es ist aber gerade umgekehrt. In der Heiligen Schrift steht bekanntlich sehr wenig über die Ehe – viel zu wenig, seufzen manche, die gerne alles ausführlich schwarz auf weiß haben möchten. Aber das Wenige war eben ein Samenkorn, aus dem ein großer Baum gewachsen ist. Das heißt: Christliche Ehe ist aus winzigen Anfängen geworden, weil christliche Menschen wurden.”

Die weiteren Worte des Briefs lösen – unter anderem – die Angst vor dem hohen Anspruch der katholischen Ehe auf. Sie erklären die fröhliche Zuversicht des Christen, deren Grund die Gnade ist, immer wieder neu anfangen zu dürfen dank der Barmherzigkeit Gottes. So schreibt Görres über die christliche Ehe: „Sie kennt die Reue und Buße. Sie kennt Wiederherstellung und Vergebung. Jede gute Ehe kennt hundertfachen Anfang.”

Zum Anfang der Synode nun sollen die Bischöfe diesen fröhlichen Brandbrief lesen. Aber von wem haben sie ihn erhalten?

Das Geheimnis ist leicht gelüftet: Die Kuverts ziert, in Rot gestempelt, das Wappen von Kardinal Walter Brandmüller, und tragen daher seinen Wahlspruch „ignem in terram”, nach Lukas 12,49: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen”.  Im Vorwort des Sonderdrucks wendet er sich direkt an die Leser, und erklärt den Hintergrund des Briefs.

Brandmüller, ein renommierter Kirchenhistoriker und Theologe, ist der emeritierte Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft. Das Buch „Von Ehe und Einsamkeit” wurde 2012 neu aufgelegt beim Kairos Verlag, Wien.




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