Kardinal an Regierung Sri Lankas: Veröffentlicht Report der blutigen Oster-Anschläge 2019

Kardinal Malcolm Ranjith am 13. Januar 2015.
Alan Holdren / CNA Deutsch

Die Regierung Sri Lankas muss endlich ihren Bericht über den Terroranschlag auf christliche Kirchen und Hotels zu Ostern 2019 veröffentlichen. Dies fordern katholische Spitzenvertreter.

Kardinal Malcolm Ranjith von Colombo wird sich Berichten zufolge wegen der Verzögerung nicht mehr mit Politikern Sri Lankas treffen. Er hat Treffen mit katholischen Abgeordneten sowohl in der Regierung als auch in der Opposition abgesagt, berichtete die srilankische Zeitung The Island unter Berufung auf Quellen im Büro des Kardinals.

Andere Bischöfe haben sich ebenfalls über das Versäumnis geäußert, den Bericht der präsidialen Untersuchung der Angriffe vom Ostersonntag, bei denen mehr als 260 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt wurden, zu veröffentlichen.

"Wir haben eine Menge Bedenken über diesen ganzen Vorgang, und jetzt verzögert sich die ganze Sache", sagte Bischof Winston Fernando von Badulla, Leiter der katholischen Bischofskonferenz von Sri Lanka, gegenüber Associated Press.

Neun Selbstmordattentäter griffen am 21. April 2019 zwei katholische Kirchen, eine evangelische christliche Kirche, vier Hotels und einen Wohnkomplex an. Die Angriffe auf die Kirchen kamen mitten in den Gottesdiensten am Ostersonntag. Zwei srilankische Gruppen, die sich zur Gruppe "Islamischer Staat" bekannten, werden für die Anschläge verantwortlich gemacht.

Kritiker der Regierungsuntersuchung befürchten, dass Korruption oder Nachlässigkeit die Verfolgung von Mittätern des Anschlags verhindert hat.

Fernando sagte, die katholische Kirche in Sri Lanka sei alarmiert über die Entscheidung von Präsident Gotabaya Rajapaksa, ein neues sechsköpfiges Komitee zu ernennen, das den Bericht untersuchen soll, ohne den Bericht mit der Kirche oder dem Generalstaatsanwalt zu teilen, um Verdächtige zu verfolgen.

"Wenn es Leute gibt, die darin verwickelt sind: Dann will man sie wohl schützen, was denn sonst?", sagte der Bischof.

Das Untersuchungskomitee setzt sich nur aus Ministern der Regierung zusammen, die der regierenden Koalition angehören.

Fernando kritisierte die Zusammensetzung des Komitees. Sie sei nicht ausgewogen, und ihre Integrität könne in Frage gestellt werden, weil gegen einige Mitglieder andere Gerichtsverfahren anhängig seien, sagte er.

Im Vorfeld der Anschläge hatten ausländische Geheimdienste die Regierung gewarnt. Eine Kommunikationspanne zwischen dem damaligen Präsidenten und dem Premierminister führte jedoch Berichten zufolge zu einem Versagen bei der Koordinierung einer Antwort der Sicherheitskräfte.

Rajapaksas Büro sagte, das neue Komitee habe das Mandat, herauszufinden, welche Maßnahmen verschiedene Behörden ergreifen sollten, um die Empfehlungen der Kommission des Präsidenten umzusetzen, so die Associated Press.

Anfang Februar schrieb Kardinal Ranjith an Rajapaksa, um eine Kopie des Berichts zu erhalten. Der Kardinal hat gewarnt, dass er Hilfe von internationalen kirchlichen Gremien suchen würde, wenn die Regierung nicht umgehend auf den Bericht reagiert.

Im Oktober 2020 wurden fünf von sieben Verdächtigen, die im Zusammenhang mit den Anschlägen verhaftet worden waren, von der Regierung freigelassen, mit der Begründung, dass es keine Beweise gebe.

Zu dieser Zeit sagte Ranjith, Sicherheitsbeamte hätten ihm bestätigt, dass es genügend Beweise gegen viele der verhafteten Verdächtigen gebe. Der Kardinal sowie Freunde und Angehörige der Opfer äußerten die Befürchtung, die Freilassung der Verdächtigen bedeute Korruption oder einen Mangel an gründlichen Ermittlungen seitens der srilankischen Kriminalpolizei.

Skeptiker der Ermittlungen waren am skeptischsten über die Freilassung von Riyaj Bathiudeen, dem Bruder des Abgeordneten Rishad Bathiudeen, der der Führer der All Ceylon Makkal Congress Partei in Sri Lanka ist. Im September 2020 sagte ein Polizeisprecher gegenüber Journalisten, Riyaj Bathiudeen habe sich vor einem der Anschläge auf ein Hotel mit einem der Selbstmordattentäter getroffen, und ihm wurde weitere Kollaboration mit den Attentätern vorgeworfen.

Rajapaksa wies alle Behauptungen zurück, dass ein Deal mit dem Abgeordneten Bathiudeen für die Freilassung seines Bruders gemacht worden sei. In verschiedenen Berichten wurde spekuliert, dass ein Deal den Vorstoß des Präsidenten für Verfassungsänderungen unterstützt hätte, die dem Präsidenten "weitreichende Befugnisse" einräumen würden.

Sri Lanka ist ein Inselstaat im Indischen Ozean, südwestlich des Golfs von Bengalen. Seine Bevölkerung beträgt mehr als 21 Millionen. Mehr als 70% der Sri Lanker sind Buddhisten, etwa 13% sind Hindus, fast 10% sind Muslime und weniger als 8% sind Christen. Es gibt 1,5 Millionen Katholiken im Land, die die überwältigende Mehrheit der Christen Sri Lankas ausmachen.

Das Land wird seit dem Ende des 26-jährigen Bürgerkriegs im Jahr 2009 immer wieder von gewalttätigen Auseinandersetzungen erschüttert.

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