Der Gründonnerstagsbrauch, den noch wenige kennen: Das Sieben-Kirchen-Gehen

Pfarrkirche St. Martin in Bad Kohlgrub (Oberbayern).
Andreas Häring

Das "Sieben-Kirchen-Gehen" ist eine Gründonnerstagsandacht, die hauptsächlich bei Nachbarn deutschsprachiger Länder praktiziert wird, etwa Italien und Polen, aber auch in Lateinamerika und auf den Philippinen.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen viele Katholiken den schönen Brauch noch nicht – doch haben sie dazu heute Abend Gelegenheit.

Das "Sieben-Kirchen-Gehen" ist ganz einfach: Am Abend des Gründonnerstags nach der Abendmahlsfeier suchen einzelne Katholiken, meist aber Familien oder gleich ganze Pfarrgemeinden, sieben örtliche Kirchen auf. Diese Besuche erinnern an die letzten sieben Orte, die Jesus von seiner Verhaftung am Gründonnerstag bis zu seinem Tod am Karfreitag aufgesucht hat.

In jeder Kirche kniet der Pilger vor dem Altar der Ruhe, meditiert die entsprechende Bibelstelle und bringt Gebete und Anbetung dar. Auf diese Weise versuchen die Pilger, Christus geistig zu begleiten, wenn er in seine Passion geht.

Die erste Kirche erinnert daran, dass Jesus vom Coenaculum, wo er mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte, zum Garten Gethsemane ging, wo er inständig betete und in seinem Todeskampf über das, was geschehen sollte, Blut schwitzte.

In der zweiten Kirche meditiert der Pilger darüber, wie Jesus aus dem Garten Gethsemane von der bewaffneten Menge zum Haus des Hannas, dem Schwiegervater des Hohepriesters Kaiphas, gebracht wurde, wo er verhört und geohrfeigt wurde.

In der dritten Gemeinde konzentriert sich das Gebet darauf, dass Jesus zum Haus des Kaiphas gebracht wurde, wo er geschlagen, bespuckt und beschimpft wurde und eine schmerzhafte Nacht in Gefangenschaft ertragen musste.

Der Schwerpunkt der Betrachtung für die vierte Kirche ist das erste Mal, als Jesus vor Pontius Pilatus, den römischen Statthalter der Region, gebracht wurde. Dort wurde Jesus von den jüdischen religiösen Autoritäten beschuldigt, ein Widersacher des Cäsar zu sein.

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In der fünften Kirche folgt der Pilger dem Herrn, wie er zu König Herodes gebracht wird, der ihn zusammen mit seinen Wachen verhöhnt.

Die sechste Kirche erinnert daran, wie Jesus von Herodes abgeführt und zum zweiten Mal vor Pilatus gebracht wird und dann gegeißelt, mit Dornen gekrönt, verspottet und zum Tode verurteilt wird.

Die letzte Kirche erinnert daran, dass Christus das Kreuz auf seinen Schultern vom Prätorium, wo Pilatus der Forderung der Menge nach seiner Kreuzigung nachgab, zum Kalvarienberg trug, wo er unerträgliche Schmerzen erlitt, starb und in einem nahe gelegenen Grab bis zu seiner Auferstehung von den Toten am Ostersonntag zur Ruhe gelegt wurde.

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