Papst Franziskus an Pfingsten: "Öffne Dich dem Heiligen Geist"

Papst Franziskus feiert die heilige Messe im Petersdom am Pfingstsonntag, 23. Mai 2021.
EWTN News/Daniel Ibáñez/Vatican Pool

"Wenn du die Dunkelheit der Einsamkeit spürst, wenn du einen Felsbrocken in dir trägst, der die Hoffnung erstickt, wenn du eine brennende Wunde in deinem Herzen hast, wenn du keinen Ausweg siehst, dann öffne dich dem Heiligen Geist": Das hat Papst Franziskus am heutigen Pfingstsonntag im Petersdom gepredigt.

 

Der "Paraklet" stand im Mittelpunkt der heutigen Predigt des Pontifex: Franziskus widmete seine Worte diesem Begriff des Johannesevangeliums, der von Katholiken mit dem Heiligen Geist identifiziert wird.  

Papst Franziskus, der das heilige Messopfer zum Feiertag zelebrierte, sprach über den Parakleten in zweifacher Hinsicht: als Tröster und Anwalt.

"Wir alle suchen Trost, besonders in schwierigen Zeiten wie der, die wir wegen der Pandemie gerade durchmachen. Doch oft suchen wir Trost nur in irdischen Dingen, die bald wieder vergehen. Es ist ein Trost für den Moment. Jesus schenkt uns heute den Trost des Himmels", betonte er.

"Der Paraklet sagt der Kirche, dass heute die Zeit des Trostes ist; die Zeit der freudigen Verkündigung des Evangeliums und nicht so sehr des Kampfes gegen das Heidentum; es ist die Zeit, die Freude des Auferstandenen weiterzugeben, und nicht die Zeit, das Drama der Säkularisierung zu beklagen; es ist die Zeit, Liebe über die Welt auszugießen, ohne der Verweltlichung zu erliegen".  

Der Paraklet sei des Weiteren auch der Anwalt, fuhr Franziskus fort.

"Zur Zeit Jesu übte der Anwalt seine Funktion nicht so aus wie heute: Er sprach nicht anstelle des Angeklagten, sondern stand meist neben ihm und sagte ihm die Argumente zur Verteidigung ins Ohr. Das tut auch der Beistand, »der Geist der Wahrheit« (V. 26), der nicht an unsere Stelle tritt, sondern uns vor der Falschheit des Bösen schützt, indem er uns Gedanken und Gefühle eingibt".

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Der Paraklet tue dies sanft und ohne Zwang: "Er bietet sich an, drängt sich aber nicht auf. Der Geist der Lüge, der Böse, tut das Gegenteil: Er versucht, uns zu zwingen, er will uns glauben machen, dass wir nicht anders können als seinen bösen Einflüsterungen und den lasterhaften Trieben nachzugeben". 

Der erste Rat des Heiligen Geistes laute: "'Lebe in der Gegenwart'. In der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft", fuhr Franziskus fort.

"Der Versuchung, sich von der Bitterkeit und Nostalgie der Vergangenheit lähmen zu lassen, oder sich auf die Ungewissheiten des Morgen auszurichten und sich von Zukunftsängsten zu stark beeinflussen zu lassen, begegnet der Paraklet mit dem Primat des Heute".

Der Geist erinnere an die Gnade der Gegenwart, so der Pontifex im Petersdom. "Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für uns: Jetzt, da, wo wir sind, ist der einzigartige und unwiederholbare Zeitpunkt, um Gutes zu tun, um das Leben zu einer Gabe zu machen. Lasst uns in der Gegenwart leben!"

Zweitens rate der Paraklet: "Sucht das Ganze: Das Ganze, nicht den Teil. Der Geist formt nicht verschlossene Individuen, sondern er gründet uns als Kirche in der vielgestaltigen Vielfalt der Charismen, in einer Einheit, die niemals Uniformität ist." 

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Nicht nur im Petersdom: Auch beim Mittagsgebet betonte der Pontifex am heutigen Pfingstsonntag die Einheit der Kirche. Leider gebe es heute in der Kirche viele Gruppierungen, die darauf aus seien, sich abzuspalten - ein Mahnung, die er auch den Katholiken in Deutschland angesichts des umstrittenen "Synodalen Wegs" ans Herz gelegt hat.

Heute sagte Franziskus vom Fenster des Apostolischen Palastes: "Das ist nicht der Geist Gottes! Der Geist Gottes ist Harmonie, Einheit, er verbindet das Unterschiedliche. Ein tüchtiger Kardinal und Erzbischof von Genua hat einmal gesagt: Die Kirche ist wie ein Fluss. Wichtig ist nicht, ob du hier oder da stehst, Hauptsache du bist drin! ... Die Kirche ist für alle! Das hat der Heilige Geist am Pfingsttag gezeigt", so Franziskus beim Regina Coeli.

Indessen widmete der Papst sich im Petersdom nocht dem dritten wichtigen Rat: "Gib Gott den Vorzug gegenüber deinem eigenen Ich: Das ist der entscheidende Schritt im geistlichen Leben, bei dem es nicht um das Sammeln von eigenen Verdiensten und Werken geht, sondern um eine demütige Annahme Gottes".

Der Papst mahnte: "Nur wenn wir leer werden von uns selbst, machen wir Platz für den Herrn; nur wenn wir uns ihm anvertrauen, finden wir wieder zu uns selbst; nur wenn wir arm werden im Geist, werden wir reich an Heiligem Geist. Dies gilt auch für die Kirche. Wir retten niemanden, nicht einmal uns selbst, mit unseren eigenen Kräften". 

Am Vorabend von Pfingsten schickte Papst Franziskus eine Videobotschaft an Christen, die an einer ökumenischen Gebetswache in der Christuskirche, einer anglikanischen Kirche in der Altstadt von Jerusalem, teilnahmen.

Er sagte: "Kann die Welt heute von den Christen sagen: ,seht, wie sie einander lieben', oder kann sie mit Wahrheit sagen: ,seht, wie sie einander hassen', oder ,seht, wie sie kämpfen'?"

"Was ist mit uns geschehen? Wir haben gegen Gott und gegen unsere Brüder gesündigt. Wir sind gespalten, wir haben in tausend Stücke zerbrochen, was Gott mit so viel Liebe, Mitgefühl und Zärtlichkeit geschaffen hat. Wir alle, jeder von uns, müssen um Vergebung bitten, beim Vater aller, und wir müssen auch uns selbst vergeben."

Die Pfingstvigil wurde vom Catholic Charismatic Renewal International Service (CHARIS) organisiert. Der Papst lobte die Organisation für die Förderung der christlichen Einheit durch die Vigil.

"Brüder und Schwestern, der heutige Abend kann eine Prophezeiung sein, er kann der Beginn des Zeugnisses sein, das wir Christen gemeinsam der Welt zu geben haben: Zeugen der Liebe Gottes zu sein, die durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt wurde, in unsere Herzen ausgegossen wurde", sagte er.

Der Papst beendete seine Predigt im Petersdom mit einem Gebet: "Heiliger Geist, Parakleter Geist, tröste unsere Herzen. Mache uns zu Missionaren deines Trostes, zu Parakleten deiner Barmherzigkeit vor der Welt."

"Unser Fürsprecher, süßer Ratgeber der Seele, mache uns zu Zeugen des 'Heute' Gottes, zu Propheten der Einheit für die Kirche und die Menschheit und zu Aposteln, die in deiner Gnade gegründet sind, die alles schafft und erneuert. Amen."

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