Papst Franziskus: Um den Frieden zu erlangen, braucht es den Mut des Mitgefühls

Die Ansprache des Papstes bei der Abschlussfeier der Friedensgebetes 2021 im "Geiste Assisis"

Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
Vatican Media
Papst Franziskus beim Treffen "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
Papst Franziskus beim Treffen "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
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Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
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Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
Papst Franziskus bei der Abschlusszeremonie "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde"
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"Mit dem Leben der Völker und dem Leben der Kinder darf man nicht spielen". Dies sagte Papst Franziskus bei seiner Ansprache anlässlich der Abschlusszeremonie des internationalen Treffens "Völker als Geschwister, Zukunft der Erde", das von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom organisiert worden war. Der Papst stand dem Gebet der Christen, zusammen mit Vertretern anderer Religionen, vor. Danach fand die Abschlussfeier statt.

Das berichtete ACI Stampa, die italienischsprachige Schwesternagentur von CNA Deutsch.

Für Papst Franziskus ist klar, dass wir heute, "in einer globalisierten Gesellschaft, die den Schmerz zwar zum Spektakel macht, aber kein Mitleid zeigt, ´Mitgefühl aufbauen´ müssen."

"Wir dürfen nicht zulassen, dass sich das Leben der Völker auf ein Spiel der Mächtigen reduziert. Nein, das Leben der Völker ist kein Spiel, es ist ernst und es geht alle an; es darf nicht den Interessen einiger weniger oder sektiererischen und nationalistischen Bestrebungen preisgegeben bleiben."

"Der Krieg treibt sein Spiel mit dem menschlichen Leben. Die Gewalt, der tragische und immer blühende Waffenhandel spielt sich oft im Verborgenen ab, genährt von unterirdischen Geldflüssen" so der Heilige Vater weiter. 

Der Papst griff die Brüderlichkeit, das große Thema der Enzyklika Fratelli tutti und des Dokuments von Abu Dhabi auf und wiederholte: "Weniger Waffen und mehr Nahrungssmittel, weniger Heuchelei und mehr Transparenz, mehr gerecht verteilte Impfstoffe und weniger unbedarft verkaufte Waffen. Die Zeiten verlangen von uns, dass wir zur Stimme vieler Gläubigen werden, einfacher und unbewaffneter Menschen, die der Gewalt überdrüssig sind, damit diejenigen, die Verantwortung für das Gemeinwohl tragen, sich nicht nur dafür einsetzen, Kriege und Terrorismus zu verurteilen, sondern auch die Vorraussetzungen dafür schaffen, dass sie nicht auflodern."

Dazu fordert der Papst den Einsatz aller Religionen und erinnert an das erste interreligiöse Gebet für den Frieden mit Papst Johannes Paul II. im Jahr 1986: "Manchen erschien das leerer Optimismus. Aber im Laufe der Jahre wuchs die Gemeinschaft und Geschichten des Dialogs zwischen den verschiedenen religiösen Welten wuchsen heran, die Wege des Friedens inspiriert haben."

Der Heilige Vater fügte hinzu: "Frieden ist nicht in erster Linie eine Vereinbarung, die man aushandelt, oder ein Wert, über den man spricht, sondern eine Haltung des Herzens. Sie wird aus der Gerechtigkeit geboren, sie wächst in der Geschwisterlichkeit, sie lebt von der Unentgeltlichkeit.”

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Man müsse "in jeder religiösen Tradition die fundamentalistische Versuchung entschärfen, jeden Drang, den Bruder zum Feind zu machen."

Der "Traum vom Frieden verbindet sich heute mit einem anderen Traum, nämlich jenem von der Zukunft der Erde. Es geht um das Engagement zur Bewahrung der Schöpfung und des gemeinsamen Hauses, das wir den jungen Menschen hinterlassen werden. Die Religionen sind – indem sie eine kontemplative und nicht ausbeuterische Haltung kultivieren – dazu aufgerufen, auf das Stöhnen der Mutter Erde zu hören, der Gewalt angetan wird."

Der Papst endete damit, dass die Pandemie und gezeigt habe, dass wir "in einer kranken Welt nicht dauerhaft gesund bleiben können. In letzter Zeit sind viele an Vergesslichkeit erkrankt, an Vergesslichkeit gegenüber Gott und gegenüber den Brüdern und Schwestern. Das hat zu einem zügellosen Wettlauf um individuelle Unabhängigkeit geführt, der zu unersättlicher Gier entgleist ist und die Erde, auf der wir herumtrampeln, trägt ihre Narben, während die Luft, die wir atmen, voller giftiger Substanzen und arm an Solidarität ist. So haben wir die Verschmutzung unseres Herzens auf die Schöpfung ausgegossen."

Die Einladung des Papstes lautet: "Das Gebet und das Handeln können den Lauf der Geschichte umlenken. Habt Mut! Wir haben eine Vision vor Augen, die sich mit derjenigen vieler junger Leute und vieler anderer Menschen guten Willens deckt: Die Erde als gemeinsames Haus, bewohnt von Völkern, die sich als Geschwister begreifen. Ja, träumen wir von Religionen die Schwestern sind und von Völkern, die Brüder sind. Schwesterreligionen, die Völkern helfen, im Frieden Brüder zu sein, versöhnte Bewahrer des gemeinsamen Hauses der Schöpfung."

Die Veranstaltung fand zwei Tagen lang im Zentrum "La Nuvola" statt. Unter den Gästen waren der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I., der anglikanische Erzbischof von Canterbury Justin Welby, der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Stellvertreter des Großimams der al-Azhar, Mohamed Al-Duwaini , Innenministerin Luciana Lamorgese und Scheich Nahyan bin Mubarak Al Nahyan, Minister für Toleranz und Zusammenleben der Vereinigten Arabischen Emirate.

In den letzten Jahren fand das Friedensgebet im „Geist von Assisi“ in Münster-Osnabrück (2017), Bologna (2018) und Madrid (2019) statt. Aufgrund der Pandemie gab es im vergangenen Jahr im Campidoglio in Rom ein Treffen mit reduzierter physischer Präsenz und von kürzerer Dauer, das den Titel "Niemand rettet sich alleine: Frieden und Geschwisterlichkeit" trug.

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