Vatikanstadt - Donnerstag, 7. Juli 2016, 8:23 Uhr.
Nicht die traditionelle Audienz hat Papst Franziskus zur Wochenmitte abgehalten, die im August – nach ein paar Wochen Ruhepause – wieder aufgenommen wird; aber er traf in einer bewegenden Begegnung in der vatikanischen Audienzhalle (Paolo VI) 200 arme, behinderte und kranke Menschen, denen er versicherte, der Schatz der Kirche zu sein.
"Die Kirche wollte eure Situation teilen und aus Liebe eine von euch werden, von den Menschen verachtet, vergessen; jemand, der nichts zählt" sagte er.
Die Kranken kamen aus Frankreich, zusammen mit Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon. Sie gehören der Bewegung "ATD Vierte Welt" an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, besonders diesen Menschen zu helfen und durch den Priester Joseph Wresinski inspiriert wurde, über den der Papst in seiner Rede sprach.
Zu Beginn erzählten einige Helfer von ihren Erfahrungen und baten Franziskus, dass die Kirche ihre Türen für die Armen öffnen möge.
Der Papst erklärte den Anwesenden, dass ihre Gegenwart "ein schönes Zeugnis evangelischer Geschwisterlichkeit sei" und versicherte ihnen "im Herzen der Kirche zu sein, denn Jesus hat in seinem Leben immer Menschen wie euch, die in extremen Situationen leben, Priorität gegeben."
"Was auch immer eure Situation, eure Geschichte, die Last, die ihr tragen müsst, sei – er ist die Kraft, sie anzunehmen. Er nimmt jeden einzelnen an. In ihm sind wir Geschwister und er will, dass ihr euch hier willkommen fühlt. Eure Hoffnung ist wichtig für mich und es ist auch wichtig, dass ihr hier seid, in seinem Haus."
"Die Kirche, die das liebt und vorzieht, was Jesus geliebt und vorgezogen hat, kann nicht ruhig bleiben, bis sie all jene versammelt hat, die Ablehnung und Ausgrenzung erfahren und nichts zählen."
Franziskus richtete auch einige Worte an jene, die helfen und begleiten: "Es ist das Leben, das wir mit den Armen teilen, das und verändert und bekehrt."
"Ihr kommt ihnen nicht nur entgegen, geht nicht nur zusammen mit ihnen und versucht, ihr Leid und ihre Verzweiflung zu verstehen, sondern ihr errichtet eine Gemeinschaft um sie herum und gebt ihnen eine Existenz, eine Identität und Würde" fügte er hinzu.
"Ich überlege, was wohl die Leute dachten, als sie Maria, Josef und Jesus sahen, die auf der Flucht nach Ägypten waren. Sie waren arm, bekümmert wegen der Flucht, aber Gott war da" sagte er.
Franziskus ermunterte sie, "den Mut trotz aller Bedrängnis zu bewahren, die Freude und die Hoffnung zu bewahren." "Seid sicher, dass die Zeit der Prüfung und des Leides nicht für immer andauern wird, denn wir glauben an eine Gott, der alles Unrecht wieder gut macht, der in allem Schmerz tröstet und der jene belohnen wird, die auf ihn vertrauen."
"Der Schatz der Kirche sind die Armen, sagt der heilige römische Diakon Laurentius" betonte der Papst in ein paar frei gesprochenen Worten. Das ist "eine Mission, die nur ihr, in eurer Armut, zu Ende bringen könnt."
"Jesus war manchmal sehr strengt und hat jene scharf zurechtgewiesen, die die Botschaft des Vaters nicht annahmen. Und wie er gesagt hat ´selig, die Armen, die Kranken, die Trauernden, die Gehassten und Verfolgten´, so hat er auch etwas anderes gesagt, und diese Worte – von ihm gesprochen – sind angsteinflößend: ´Wehe euch´. Und er hat es zu den Reichen, den Weisen gesagt. Zu jenen, die lachen, denen es gefällt, verehrt zu werden, zu den Heuchlern."
"Ich gebe euch den Auftrag, für sie zu beten, damit der Herr ihr Herz wandle. Ich bitte euch, für jene zu beten, die an eurer Armut schuld sind, damit sie sich bekehren" fügte er hinzu.
"Betet für so viele Reiche, die sich in Purpur kleiden und große Feste feiern, ohne daran zu denken, dass viele Lazaruse vor ihrer Tür liegen und gerne ihren Hunger mit dem Stillen würden, was von ihrem Tisch übrigbleibt. Betet auch für die Priester, für die Leviten, die auf ihrem Weg jemanden sehen, der halbtot daliegt, weitergehen und den Blick abwenden, weil sie kein Mitleid haben."
"Schenkt all diesen Personen und auch anderen, die mit eurer Armut und mit so vielen Schmerzen in Verbindung stehen, ein Lächeln von Herzen. Wünscht ihnen Gutes und bittet den Herrn, dass sie sich bekehren. Ich versichere euch: wenn ihr das tut, wird es eine große Freude in der Kirche, in eurem Herzen und auch im geliebten Frankreich geben.