Von EWTN bekannter Priester in den USA veröffentlicht Interview-Buch zur Lage der Kirche

Fr. Gerald E. Murray
screenshot / YouTube / St. Paul Center

Fr. Gerald Murray ist ein in den USA weithin bekannter und beliebter Priester aus dem Erzbistum New York, der regelmäßig bei EWTN zu Gast ist und sich dort und anderswo zur Lage der Kirche äußert. In umfassenderem Rahmen macht er dies nun in einem gemeinsam mit der in Rom lebenden Journalistin Diane Montagna veröffentlichten Interview-Buch, das bislang nur auf Englisch vorliegt: "Calming the Storm".

Warum ist das auch für Leser aus dem deutschsprachigen Raum interessant? Kaum ein anderes Thema wird häufiger angesprochen als der "Synodale Weg" der Kirche in Deutschland.

"Wenn ich heute in Deutschland nach wahren und sicheren Zeugen für den Glauben der katholischen Kirche suchen würde, so würde ich besser mit Laien sprechen, welche die Messe besuchen, vor allem mit Eltern frommer Familien, welche die außerordentliche Form der Messe besuchen – nicht mit einem großen Teil der deutschen Bischöfe", sagt Murray.

Und weiter:

Der deutsche "Synodale Weg" ist ganz offensichtlich eine revolutionäre Bewegung, die von den Bischöfen gefördert wird. Sie untergraben aktiv und bewusst den Glauben, der uns von den Aposteln überliefert wurde. Sie weigern sich, auf die Kritik derer zu hören, die über ihren revolutionären Weg schockiert und bestürzt sind. Dieser bischöfliche Verrat an ihrer ureigenen Pflicht, den katholischen Glauben zu bewahren und zu fördern, ist ein Skandal, dessen Folgen über Deutschland hinausreichen. Die Laien, die sich den häretischen Neuerungen des "Synodalen Weges" widersetzen, sind wahre Zeugen für den unveränderlichen Glauben der Kirche.

Neben dem "Synodalen Weg" geht es natürlich auch um zahlreiche weitere Themen, darunter das Schreiben Amoris Laetitia oder der Katechismus zur Todesstrafe sowie die Ausbreitung der Gender-Ideologie oder auch der Kommunionempfang katholischer Politiker, die als Abtreibungsbefürworter öffentlich bekannt sind.

Wer ist Fr. Gerald Murray?

Im ersten Kapitel des über 400 Seiten umfassenden Buches geht es um Murray selbst und seine Herkunft. Gerade für Leser in den deutschsprachigen Ländern sind diese ersten 70 Seiten ein faszinierender Einblick in eine unvorstellbar florierende katholische Welt in New York bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil und in vielerlei Hinsicht noch darüber hinaus.

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Murray selbst wurde 1959 geboren. Seine Eltern hatten beide ausschließlich katholische Schulen besucht, sowohl in ihrer Gymnasialzeit als auch für das Studium an der Universität.

Anders als seine Eltern studierte Murray an einer weltlichen Universität, kam dort aber schnell in Kontakt mit der katholischen Gemeinde. Seine Berufung zum Priestertum festigte sich im Lauf der Jahre.

1980 trat er ins Priesterseminar ein. Dort "wurden Dogmatik, Moraltheologie und Kirchenrecht aus einer seriösen, orthodoxen katholischen Perspektive gelehrt. Es gab keinen Widerspruch zur Lehre der Kirche in einem dieser diesen Bereichen."

Bestimmte Probleme im Seminarleben verschweigt Murray indes nicht: "Die geistliche Ausbildung war unzureichend, und ich danke Gott, dass ich einen geistlichen Führer vom Opus Dei hatte, denn er gab mir ein Programm, dem ich folgen sollte, das ausgezeichnet war, und ich folge ihm größtenteils bis heute."

1984 geweiht, wurde er zunächst aufgrund seiner Sprachkenntnisse in einer spanischsprachigen Pfarrei in New York eingesetzt. Nach einigen weiteren Stationen, darunter an der berühmten St. Patrick's Cathedral, ging Murray von 1993 bis 1997 nach Rom, um an der Gregoriana im Fach Kirchenrecht zu promovieren.

Nur kurze Zeit konnte er für das Kirchengericht der Erzdiözese New York arbeiten: Der frisch ausgebildete Kirchenrechtler war nicht gewillt, Ehenichtigkeitsverfahren ohne strenge Prüfung einfach durchzuwinken.

"Es war mir klar, dass die amerikanischen Vorgaben zu liberal und zu weit gefasst waren", so Murray. "Die Kirche versteht die menschliche Natur so, dass Gott uns so geschaffen hat, dass der durchschnittliche, gewöhnliche Mensch eine verbindliche Verpflichtung in der Ehe eingehen kann. Die Rechtsprechung der [römischen] Rota bestätigte das. Die amerikanische Rechtsprechung lautete im Wesentlichen: 'Jeder, der eine Annullierung beantragt, muss einen Grund dafür haben, also werden wir sie gewähren.'"

Nach 14 Jahren als Pfarrer einer französischsprachigen Gemeinde wurde Murray in eine Pfarrei unweit des Hauptquartiers der Vereinten Nationen versetzt – erneut dank seiner Sprachkenntnisse. Dort wirkt er bis heute.

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Fazit

Durch seine regelmäßige Kolumne im Internet sowie seine Auftritte bei EWTN und in anderen Fernsehsendern ist Murray einem großen Publikum bekannt. Seine offene Art, Probleme anzusprechen, ohne es dabei an notwendiger Freundlichkeit und Nächstenliebe mangeln zu lassen, ist wohltuend. Auch im vorliegenden Buch "Calming the Storm" wird dies Seite um Seite deutlich.

In ihrem ersten Buch sprach Vatikan-Journalistin Diane Montagna ausführlich mit Weihbischof Athanasius Schneider. Der Fe-Verlag veröffentlichte unter dem Titel "Christus Vincit" eine deutsche Übersetzung. Auch "Calming the Storm" ist eine weitere Verbreitung in deutscher Sprache zu wünschen. Empfohlen wurde es bereits von den Kardinälen Gerhard Müller, Robert Sarah und Raymond Burke sowie einer Reihe von anderen prominenten Katholiken.

Fr. Gerald E. Murray und Diane Montagna, "Calming the Storm. Navigating the Crises Facing the Catholic Church and Society" ist bei Emmaus Road erschienen und hat 464 Seiten.