Katholische Kathedrale in Nigeria nach Verhaftungen wegen "Blasphemie"-Mordes angegriffen

Katholische Kathedrale der Heiligen Familie in Sokoto, Nordwest-Nigeria.
catholicdiocese-sokoto.org.

Ein Mob hat eine katholische Kathedrale in Nigeria angegriffen, als er die Freilassung von zwei Verdächtigen im Zusammenhang mit der Ermordung einer christlichen Studentin forderte.

Wie die Diözese Sokoto in einer Erklärung mitteilte, griffen Jugendliche die katholische Kathedrale Holy Family in Sokoto im Nordwesten Nigerias an, nachdem die Polizei zwei Studenten im Zusammenhang mit dem Mord an Deborah Samuel festgenommen hatte.

Die Studentin am Shehu Shagari College of Education in Sokoto, wurde am 11. Mai gesteinigt und verbrannt, nachdem sie beschuldigt worden war, in einer WhatsApp-Gruppe "blasphemische" Aussagen über den Propheten Mohammed gepostet zu haben.

Die Diözese Sokoto erklärte: "Die Regierung des Bundesstaates Sokoto hat eine 24-stündige Ausgangssperre verhängt, um die anhaltenden Proteste der muslimischen Jugend in der Hauptstadt des Bundesstaates einzudämmen."

"Während des Protests attackierten Gruppen von Jugendlichen, angeführt von einigen Erwachsenen im Hintergrund, die katholische Kathedrale Holy Family am Bello Way. Sie zerstörten die Glasfenster der Kirche und die des Sekretariats von Bischof Lawton und beschädigten mutwillig einen auf dem Gelände geparkten Gemeindebus."

"Die katholische Kirche St. Kevin's, Gidan Dere, Eastern Bypass, wurde ebenfalls angegriffen und teilweise niedergebrannt; die Fenster des im Bau befindlichen neuen Krankenhauskomplexes auf demselben Gelände wurden zertrümmert."

Das Bistum betonte: "Sie wurden sofort von einem Team mobiler Polizisten auseinandergetrieben, bevor sie weiteren Schaden anrichten konnten".

Der muslimische Mob griff auch das katholische Bakhita-Zentrum an und zündeten einen Bus auf dem Gelände an.

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Die Diözese Sokoto umfasst den gesamten Bundesstaat Sokoto (in rot) sowie Teile der benachbarten Bundesstaaten Zamfara, Kebbi und Katsina. Himalayan Explorer, basierend auf einer Arbeit von Uwe Dedering via Wikimedia (CC BY-SA 3.0).

Der Bischof von Sokoto, Matthew Hassan Kukah, dankte dem Gouverneur des Bundesstaates, Aminu Tambuwal, für die Verhängung der Ausgangssperre zur Unterdrückung der Proteste sowie den Sicherheitskräften für die Verhinderung weiterer Schäden an den Einrichtungen der Diözese.

Die Diözese fügte hinzu: "Im Gegensatz zu den im Umlauf befindlichen Informationen möchten wir dementieren, dass es einen wie auch immer gearteten Angriff auf die Residenz von Bischof Matthew Hassan Kukah gegeben hat."

"Der Bischof appelliert an die Christen, sich an die Gesetze zu halten und für die Rückkehr zur Normalität zu beten. Alle Gottesdienste in der Metropole Sokoto wurden bis zur Aufhebung der Ausgangssperre ausgesetzt."

Sokoto ist eine mehrheitlich muslimische Stadt mit mehr als 600.000 Einwohnern im äußersten Nordwesten Nigerias, einem Land, in dem Christen und Muslime etwa gleich stark vertreten sind.

Kukah, der die Diözese Sokoto seit 2011 leitet, zeigte sich in einer Erklärung vom 11. Mai "tief schockiert" über den "grausamen Mord" an Frau Samuel.

Er sagte: "Wir verurteilen diesen Vorfall auf das Schärfste und fordern die Behörden auf, diese Tragödie zu untersuchen und sicherzustellen, dass alle Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden."

Bischof Matthew Hassan Kukah (Foto: Kirche in Not / James Nicholls)

"Die einzige Verpflichtung, die ihrer unmittelbaren Familie, ihren Mitschülern und den Schulbehörden obliegt, ist die Zusicherung, dass diejenigen, die sich dieser unmenschlichen Tat schuldig gemacht haben, unabhängig von ihren Motiven, nach den geltenden Gesetzen unseres Landes bestraft werden."

Er fuhr fort: "Das hat nichts mit Religion zu tun. Die Christen haben über Jahre hinweg friedlich mit ihren muslimischen Nachbarn hier in Sokoto zusammengelebt. Diese Angelegenheit muss als krimineller Akt behandelt werden und das Gesetz muss sein Verfahren aufnehmen."

"In der Zwischenzeit möchte ich alle Christen in Sokoto und Umgebung auffordern, Ruhe zu bewahren und für die Ruhe der Seele von Frau Deborah zu beten. Das ist die erste Verpflichtung, die wir ihr schulden. Möge Gott ihr die ewige Ruhe gewähren und ihre Angehörigen trösten".

Nigeria steht auf der von der Organisation Open Doors erstellten Weltbeobachtungsliste über die Verfolgung von Christen an siebter Stelle.

Die Christen in Afrikas bevölkerungsreichstem Land haben in den letzten Jahren unter zunehmender Unsicherheit gelitten, da sie von der islamistischen Organisation Boko Haram und der Fulani-Miliz, einer nomadischen, überwiegend muslimischen Gruppe, angegriffen wurden.

Christliche Führer haben Präsident Muhammadu Buhari, der das Land seit 2015 regiert, immer wieder vorgeworfen, die Gewalt nicht zu bekämpfen.

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.