Sklavenjäger verschleppten und verkauften das Mädchen, bevor es zehn Jahre alt war. Das Trauma ließ sie ihren eigenen Namen vergessen. Ihre Entführer zwangen sie, sich zum Islam zu bekehren. Heute gedenkt die Kirche ihr unter dem Vornamen, den sie als getaufte Christin und dann Ordensfrau trug, Schwester Josefine – und dem Nachnamen, den ihre Sklavenhalter ihr gaben: Bakhita, das arabische Wort für glücklich. 

Über verschiedene Besitzer, die sie zum Teil schwer misshandelten, gelangte die Afrikanerin  durch einen Diplomaten und seine italienische Familie nach Europa. Dort arbeitete sie als Kindermädchen, bis sie schließlich zu den Canossianerinnen stieß.

Als endlich freie, mittlerweile getaufte und volljährige Frau entschied sie sich, dem Orden beizutreten. 

Als Ordensfrau leistete Schwester Josefine jahrzehntelang einfachste Dienste, immer mit einem Lächeln. Ihre Ordensschwestern wie die Menschen ihrer Umgebung bezeichneten sie schon zu Lebzeiten als Heilige. 

Als ein junger Student sie einmal fragte: "Was würdest Du tun, wenn Du Deine Entführer treffen würdest?", antwortete Bakhita ohne zu zögern: "Wenn ich die treffen würde, die mich entführten, und sogar jene, die mich folterten, würde ich niederknien und ihre Hände küssen. Denn, wenn diese Dinge nicht geschehen wären, dann wäre ich heute nicht Christin und Ordensfrau".

Josefine starb am 8. Februar 1947. In den drei Tagen, in denen ihr Leichnam aufgebahrt war, kamen Tausende, um Abschied von der beliebten Schwester zu nehmen und ihren Respekt zu bekunden. Der heilige Papst Johannes Paul II. erhob sie am 17. Mai 1992 zur Ehre der Altäre. Sie ist Patronin ihrer sudanesischen Heimat und verschleppter, entführter Christen.

In Zeiten des Menschenhandels und neuer Sklaverei ist die heilige Josefine Bakhita eine Patronin von brisanter Aktualität. Der 8. Februar ist offizieller Gedenktag der Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei. Aus diesem Anlass begehen katholische Christen in aller Welt einen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel.

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der in deren Auftrag das kirchliche Engagement in diesem Bereich begleitet, unterstrich in einer am 7. Februar 2019 veröffentlichten Erklärung die Bedeutung des Gedenktages:

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"Das Fest der hl. Josephine Bakhita führt uns die Grausamkeit des Menschenhandels schonungslos vor Augen: Ein Mädchen wird verschleppt und misshandelt, für ihre Besitzer ist es nichts als ein Gebrauchsgegenstand; das Leid, das Menschen ihm zufügen, schreit zum Himmel. Und zugleich zeigt sich an seinem Beispiel: Gott steht auf der Seite derer, die sich gegen die Sklaverei erheben und die Würde des Menschen verteidigen."

Unter "moderner Sklaverei" und "Menschenhandel" versteht man heute verschiedene Formen der Unterwerfung und Ausbeutung. Laut den "Global Estimates of Modern Slavery" waren 2017 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei, vor allem sexueller Ausbeutung und Arbeitsausbeutung.

Mehr als zwei Drittel waren Frauen. Für Deutschland wird geschätzt, dass bis zu 167.000 Personen von moderner Sklaverei betroffen sind.

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Gebet zur Heiligen Josephine Bakhita

Heilige Josephine Bakhita, als Kind wurdest du in die Sklaverei verkauft und hast unsägliches Elend und Leid ertragen.
Aus deiner Versklavung befreit,
hast du die wahre Erlösung
in deiner Begegnung mit Christus und seiner Kirche gefunden.
O heilige Bakhita,
hilf all denen, die ein Leben in Sklaverei fristen.
Sei du ihre Fürsprecherin bei Gott,
dass die Ketten ihrer Gefangenschaft gelöst werden.
Alle, die der Mensch versklavt, möge Gott befreien.
Spende den Überlebenden der Sklaverei Trost.
Lass sie in dir ein Beispiel des Glaubens und der Hoffnung sehen. Steh du ihnen bei, dass ihre Wunden heilen.
Wir bitten dich um dein Gebet und deine Fürsprache
für jene unter uns, die in Sklaverei leben.
Amen.

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